von Rudi Dümpert
Die SpVgg SV Weiden baute ihre Serie auf neun Spiele ohne Niederlage aus und dem TSV Aubstadt gelang zum dritten Mal in Folge kein Heimsieg in der Bayernliga Nord. Das ist aber auch schon alles, was an Statistischen Bestand hielt in diesem verrückten Fußballspiel, in dem es statt sechs auch zwölf oder 15 Tore hätte zu sehen geben können, egal in welcher Verteilung. Insgesamt betrachtet wäre eines mehr für die Oberpfälzer nicht ungerecht gewesen. Die Punkteteilung geht aber mit einigem Wohlwollen in Ordnung, was auch der als Spieler international erfahrene Gästetrainer Tomas Galasek einräumte: „Wenn auch meine Spieler etwas traurig unten in der Kabine sitzen. So geht das, wenn man seine Chancen nicht rein bringt. Ich habe dasselbe vor einer Woche von Aubstadt in Bamberg gesehen.“
Während TSV-Coach Josef Francic von „etwas Glück“ sprach und seine etwas überraschende Aufstellung der Startelf mit „Folge der Trainingseindrücke“ und „etwas defensivere Grundeinstellung“ begründete. Für den kurzfristig ausgefallenen Christian Köttler rutschte Julius Benkenstein in die Kette und diesem gleich nach fünf Minuten ein kapitaler Abspielfehler am eigenen Strafraum vom Fuß zu Florian Reich, der Ralf Egeter bediente, welcher Reusch keine Chance ließ – geschenkt, dieses 0:1 und der TSV war mitten drin in totaler Unordnung im Abwehrverhalten und Konfusion pur. Und er durfte sich nicht beschweren, dass bei dieser Häufigkeit und Schweregrad von Abspielfehlern und Konfusion pur die Oberpfälzer nicht weiter davon zogen, sondern man sogar ins Spiel zurück kam. Daniel Leicht zog von der Strafraumkante ab zum 1:1-Ausgleichstreffer.
Der aber hinten nicht mehr Ruhe rein brachte. „Ich hatte gedacht, dass wir Köttlers Fehlen besser kompensieren könnten. Wenn du aber hinten verunsichert bist, wenn das Fundament nicht stimmt“, analysierte Francic, „dann reflektiert sich das bis ins Mittelfeld. Wir haben in der ersten Halbzeit den Gegner nicht in Griff bekommen. Da hätte es auch 3 oder 4:0 stehen können.“ Nach einer Wodniok-Ecke war die Abwehr wieder mal vogelwild, fiel prompt das 1:2 durch Weidens Torjäger Rodler. Als auch noch Stefan Graf den Pfosten des TSV-Tors getroffen hatte, schickte Francic alle Wechselspieler zum Warmlaufen. Doch bevor er Thomann für Poznic (36.) bringen konnte, vergab erst noch Egeter (30.) aus zehn Metern (vorbei), den nächsten Treffer, parierte TW Forster einen Flugkopfball von Julian Grell (31.) und schaffte Rafael Wodniok (32.) das 1:3 mit einen Kunst-Freistoß: Am äußersten „Mauer-Kopf“ vorbei an den Innenpfosten, hinter TW Reusch die Linie entlang und doch rein ins Netz.
Und Weiden hätte noch vor der Halbzeit um weitere zwei Treffer davon ziehen können, hätte nicht Reusch ein paar mal so glänzend reagiert. Aber auch Aubstadts Anschlusstreffer lag in der Luft bzw. nach Leichts Vorlage und Grells Schuss aus fünf Metern bis zu Fosters Reflex im unteren Winkel. Zum Seitenwechsel hätte man keinen Pfifferling auf die Grabfelder wetten mögen, gegen diese 15-Tore-Abwehr (in 19 Spielen). Wäre die nicht doch immer wieder selber in Bedrängnis zu bringen gewesen. Nach Widerbeginn nahmen die Oberpfälzer den Unterfranken zunächst den Wind aus den Segeln, indem sie weiter machten, wo sie vorher aufgehört hatten. Da tauchte Josef Rodler (52.) mutterseelenallein vor Reusch (Fußabwehr) auf, weil der TSV bereits zum Alles-oder-Nichts geblasen hatte. Allmählich entwickelten sich dann aber auch solche Jagdszenen vor dem Weidener Tor, wie sie die Weidener in der ersten Halbzeit vor dem der Aubstädter produziert hatten.
Nach einer Bauer-Eingabe verpassten Grell und Leicht, den abgewehrten Ball zirkelte der wieder in die Startelf gerückte Sascha Bäcker Zentimeter-genau in den unteren Winkel zum 2:3. Die letzte halbe Stunde ging dann eindeutig an die Aubstädter, bei denen sich die Einwechslung der „heißen“ Thomann, Schebak und Noack, viel Qualität von der Bank, bemerkbar machte. Jens Trunks 18-m-Schrägschuss strich übers Kreuzeck. Für Julian Grell kam Bäckers vom Keeper abgewehrter Ball zu scharf zwischen die Oberschenkel, als dass er ihn aus drei Metern über die Linie hätte drücken können. Und dann war doch noch Grell-Time, wie gegen Hof beim 1:1, in der 88. Minute: Manuel Hümmers Eingabe von der Grundlinie lenkte er ins Netz zum umjubelten 3:3. Tomas Galasek knallte die Mütze aufs nasse Grün und ein einheimischer Zuschauer flüsterte seinem Kumpel beim Abgang: „Dieses Wahnsinnsspiel wäre heute den doppelten Eintritt wert.“
Spielbericht eingestellt am 15.11.2015 19:29 Uhr