"Bei den Abtswindern ist richtig gut Feuer drin im Moment. Das ist ein starkes Team - und damit auch eine schwere Aufgabe heute für uns.", wusste FCE-Trainer Michael Hutzler. Er musste auf Simon Kollmer und insbesondere auf den erfahrenen Marc Reischmann verzichten, aber auch auf Tobias Ulbricht. Aber auch Claudiu Bozesan konnte nicht in Bestbesetzung antreten, die Gäste gingen aber mit viel Selbstbewusstsein aus ihren jüngsten Begegnungen im Pokal und in der Liga in die Partie.
Abtswinds Fabio Groß (li.) und Lukas Schmittschmitt im Zweikampf um die bessere Position zum Ball.
Markus Schütz
Zwar hatten die während der Corona-Pause runderneuerten Gäste die erste Aktion, als der flinke Jona Riedel nach einem Ballgewinn über rechts antrat und eine punktgenaue Flanke vors Tor brachte, aber dort stand ein Abtswinder hauchdünn im Abseits. Ingesamt jedoch erwischten die Bamberger den besseren Start, denn gerade über die linke Seite setzten Tobias Linz und Lukas Schmittschmitt zu vielversprechenden Läufen an. Die Hereingabe des Bamberger Kapitäns erwischte Vlad Saprykin nicht mehr voll. Das war die erste gute und gut herausgespielte Chance für die Gastgeber, die sich mittlerweile ein Übergewicht erarbeiteten. Ausdruck dessen auch in der 20. Minute der Abschluss von Saprykin, der knapp am langen Pfosten vorbeiging und über Schmittschmitt und Tranziska schnell und direkt vorbereitet wurde. Die Abtswinder brauchten also eine gewisse Zeit, um in ihre Ordnung zu finden. Das schafften sie ab etwa Mitte der ersten Halbzeit - und sie sollten diese Ordnung über die meiste Zeit der restlichen Partie auch beibehalten. Nach vorne setzte dann wieder Jona Riedel ein Ausrufezeichen, als er bei seinem starken Antritt aus der eigenen Hälfte heraus zwei Mann stehen ließ und den mittlerweile eingewechselten Carmine de Biasi bediente. Aber Bambergs Keeper Fabian Dellermann blieb im Eins-gegen-Eins lange stehen und klärte schließlich. Aus ihrem "Herzstück", wie es Trainer Bozesan danach nannte, dem Zentrum heraus, verdichteten die Abtswinder die Räume nun richtig gut. Angeführt vom aufmerksamen Adrian Dußler bekam der ballführende Bamberger sofort Druck, so dass das Spiel der Gastgeber nun zerrissen wirkte. Aber große Gelegenheiten ließ der FCE um seine Innenverteidiger Felix Popp und vor allem Moritz Kaube, die insgesamt noch am ehesten ihr Potenzial abrufen konnten, kaum zu. Und hatte zehn Minuten vor der Pause plötzlich seine dickste Chance, als nämlich Robin Renner stark auf den an der Kante lauernden Jakob Tranziska durchsteckte. Der Bamberger Stoßstürmer lief alleine aufs Gästetor zu, aber Felix Reusch parierte den Abschluss.
Im Zentrum nimmt Steffen Müller die Verfolgung des TSVlers Jürgen Endres auf.
Markus Schütz
Der Heimelf gehörte nicht nur die letze Chance vor, sondern auch die erste nach der Pause. Gerade drei Minuten war die zweite Hälfte alt, da hätte die Führung für Bamberg fallen können, wenn nicht müssen. Allerdings hielt Felix Reusch Lukas Schmittschmitt überragend, als er bei einem Querpass von Robin Renner in seinem Tor mit verschob und den Abschluss aus kurzer Distanz um den Pfosten kratzte. Nun holte sich Jürgen Endres auf Abtswinder Seite mehr und mehr Ballkontakte, so dass sich das Spiel zunehmend in die Bamberger Hälfte verlagerte. Zu richtig gefährlichen Aktionen reichte es aber für die mittlerweile wieder kompakt auftretenden Gäste aber noch nicht. Obwohl weiterhin nach Ballgewinnen immer wieder die bulligen Zentrumsstürmer Adin Jacobovici bzw. der später für ihn eingewechselte Daniel Endres gesucht wurden, um mit Tempo nachrücken zu können.
Die Führung für die Unterfranken entstand dann aus einem Diagonalball, der mit etwas Glück beim de Biasi ankam. Es kam zum Laufduell mit dem Bamberger Timo Strohmer, der ein paar starke Aktionen gerade in der Rückwärtsbewegung und beim rechtzeitigen Einrücken hatte. Als de Biasi auf dem Weg zur Grundlinie war, kam er im Zweikampf mit Strohmer zu Fall. Eine knifflige Szene, bei der der Bamberger Rechtsverteidiger seinen Körper reinstellen wollte. Aus der Ferne betrachtet hätte man wohl auch weiterlaufen lassen können, da beide Akteure mit dem Oberkörper arbeiteten. Aber Schiri Mignon stand gut und hatte freie Sicht - und entschied eben auf Strafstoß. Kapitän Adrian Dußler verwandelte sicher zum 0:1. Noch war genügend Zeit für die Bamberger, um zumindest noch zum Ausgleich zu kommen. Die Abtswinder betrieben jedoch weiterhin geschlossen einen großen Aufwand im Spiel gegen den Ball und ließen kaum mehr etwas zu. Zumindest fehlten den Bambergern die zündenden Ideen, um die Gäste nochmal in Bedrängnis zu bringen. Der Wille war bei der jungen Heimelf spürbar, aber die Genauigkeit nach vorne und die Durchschlagskraft fehlten an diesem Tag einfach. So brachten die Abtswinder die knappe Führung relativ sicher über die Zeit.
Sicherheitshalber dreht sich Jürgen Endres (grün) weg, als Bambergs Steffen Müller den Ball artistisch wegschlägt.
Markus Schütz
Die Gäste verdienten sich ihren am Ende freilich auch - alleine durch die Entstehung des entscheidenden Tores - etwas glücklichen Erfolg durch eine geschlossene Mannschaftsleistung und ihre gute defensive Struktur. Gesteuert wurde das aggressive Spiel gegen den Ball aus dem mehr als sattelfesten, zweikampfstarken und ballsicheren Zentrum heraus. Zudem war der sichere Felix Reusch in den entscheidenden Momenten zur Stelle und verhinderte einen Rückstand, der dem Spiel ein anderes Gesicht gegeben hätte.
Die Bamberger erwischten insgesamt keinen guten Tag, kaum ein Spieler reichte an seine Möglichkeiten heran. Die Genauigkeit und Ballsicherheit von Reischmann und Kollmer ging den Gastgebern ebenso ab wie die Stärken des erfahrenen Ulbricht, der Bälle zuverlässig festmachen hätte können. So wirkte das Spiel der Heimelf nach einer guten Anfangsphase mehr und mehr zerrissen, weil man Ballverlusten oder Abspielfehlern nachlaufen musste. Aber: In diesem an Torchancen eher armen Spiel hatte der FCE mindestens ebenso viele echte Gelegenheiten wie der Gast. Es wäre also trotz der genannten Schwierigkeiten mehr drin gewesen.
Spielbericht eingestellt am 03.10.2020 21:34 Uhr