"Das versteht doch keiner mehr!" Auch wenn Dieter Schlereth klar machte, dass die Szene aus der 55. Minute sicher nicht spielentscheidend und eine Entschuldigung für die klare Schlappe war, unkommentiert wollte sie der Trainer des FC Sand nicht stehen lassen. "Warum das Handspiel gewesen sein soll, weiß ich nicht." Innenverteidiger Johannes Bechmann hatte einen Schuss, der wohl aufs Tor gekommen wäre, beim Abwehrversuch aus kurzer Entfernung an die Hand bekommen. "Er dreht sich doch sogar noch weg", moniert der erfahrene Coach. Manuel Steigerwald sah das anders. Der Referee zeigte dem Sander Routinier Gelb und auf den Strafstoßpunkt. Ein Elfmeter, den man womöglich pfeifen kann, aber nicht muss. Immerhin hatte Johannes Bechmann mit seinem Handspiel eine Chance vereitelt.
Simon Allgaier war es egal. Der starke Zehner der Gäste zeigte auch in dieser Situation, dass er völlig zu Recht als einer der Führungsspieler der DJK gilt. Entschlossen schnappte er sich den Ball, verlud den Sander Keeper Markus Geyer und brachte die Wildensorger in Führung. Hochverdient und eigentlich überfällig, aber eben - ob der Schiedsrichter-Entscheidung - auch ein wenig glücklich.
Da mal ein Ball auf das Tor von Markus Geier, Christopher Kettler hatte an die Latte gezielt.
Marco Heumann
In jedem Fall jedoch das, was Rolf Vitzthum nach der Partie als "Dosenöffner" bezeichnete. Ein Treffer, der das Spiel aus Don-Bosco-Sicht in die richtigen Bahnen lenkte. Die Gäste agierten jetzt noch mutiger und druckvoller und sollten sich schnell belohnen. Neun Minuten nach dem 1:0 legten sie den zweiten Treffer nach. Einer, mit dem das Hadern der Sander vom Pech abgelöst wurde. Schließlich erzielten sie das 0:2 selbst. Der in der Halbzeit eingewechselte Max Witchen fälschte einen Schuss von Nico Geyer unglücklich und unhaltbar ins eigene Netz ab. Bitter.
Wiederum sechs Minuten später stand es gar 0:3 aus Sicht der Korbmacher. Wieder hatte der nach dem Wechsel starke Nico Geyer seine Füße im Spiel. Er passte von der rechten Außenbahn flach und scharf nach innen, wo Simon Allgaier erst über den Ball trat, ihn aber noch einmal eroberte und dann sicher verwandelte. Endgültig zum Goalgetter des Tages wurde der DJK-Zehner dann noch einmal sieben Minuten später. Diesmal steckte der kurz zuvor eingewechselte Marco Haaf schön durch und Simon Allgaier ließ dem bemitleidenswerten Markus Geyer keine Chance. Spätestens da war alles klar. Don Bosco würde den zweiten Sieg in Folge holen - erneut auf des Gegners Platz - und die Sander würden den Rückenwind, den ihnen das 5:0 in doppelter Unterzahl gegen den TSV Karlburg beschert hatte, nicht nutzen können, um den Anschluss ans hintere Mittelfeld der Tabelle zu halten.
Es wurde ein verdienter Sieg der Gäste, der allerdings vielleicht um ein oder zwei Tore zu hoch ausfiel. Auch wenn man natürlich konstatieren muss, dass die Sander in den gesamten 90 Minuten nicht zu einer klaren Torchancen kamen und nie richtig in der Partie waren. Ob Laufbereitschaft, Zweikampf, taktisches Verständnis oder spielerische Momente - die Mannschaft von Rolf Vitzthum hatte von alledem an diesem Samstag deutlich mehr.
Shaban Rugovaj (links) Im Zweikampf mit dem Bamberger Julian Baumgärtner.
Marco Heumann
Dabei musste der Coach der Wildensorger seine Truppe gegenüber dem 2:0 in Abtswind auf einer wichtigen Position umbauen. Nicolas Wunder - im Mittelfeld eine der Leitfiguren - fehlte aus beruflichen Gründen. Für ihn kam der junge Julian Baumgärtner. Zudem entschied sich Rolf Vitzthum für eine taktische Änderung. Statt im gewohnten 4-1-4-1 ließ er seine Mannschaft im 4-2-3-1 mit Doppelsechs auflaufen. Julian Baumgärtner rückte neben Nicolas Esparza, wobei der Spielführer der Bamberger den defensiveren Part ausfüllte, während der neu ins Team gekommene Youngster fast eher ein Achter war. Hintergedanke der Änderung war der Wunsch nach Kompaktheit bei schnellen Gegenangriffen und mehr Anspielstationen für die Spieleröffnung, da Rolf Vitzthum die Sander tief stehend erwartet hatte.
Eine Einschätzung, die stimmte. Auch Dieter Schlereth musste umbauen. Für den verletzten Stefan Klemm rückte Markus Geier zwischen die Pfosten. Die Position rechts außen in der Vierkette, wo der rotgesperrte Ralph Thomann, der vier Wochen zuschauen muss, fehlte, übernahm Jonas Rippstein. Für den nach seiner Roten Karten aus der vergangenen Woche zwei Partien gesperrten Mert Topuz rückte André Karmann in die Innenverteidigung. Seinen Part in der Doppelsechs übernahm Sebastian Wagner - eigentlich Zehner. Neu ins Team kam Philipp Markof und mit ihm eine Umstellung vom gewohnten 4-2-3-1 auf ein 4-4-2, in dem der frühere Königsberger ganz vorne und Shaban Rugovaj ein wenig dahinter agierten und vor allem die Aufgabe hatten, den Bamberger Spielaufbau immer wieder durch hohes Anlaufen zu stören.
Das gelang in der Anfangsphase recht gut. Jedoch hatten die Sander das Problem, dass sie es einfach nicht schafften, eroberte Bälle in den eigenen Reihen zu selten. Zu überhastet und ungenau wurde nach vorne gespielt, sodass die Don-Bosco-Defensive leichtes Spiel hatte.
Sands Sebastian Wagner (vorne) deckt den Ball gegen den Bamberger Nicolas Esparza gut ab.
Marco Heumann
Nach knapp 15 Minuten hatten sich die Wildensorger dann besser auf das Sander System eingestellt. Sie ließen den Ball jetzt besser und sicherer in den eigenen Reihen laufen. Vor allem Nicolas Esparza wurde mehr und mehr zum Schlüsselspieler, der nahezu jeden Angriff eröffnete und schon vor dem Wechsel auf gefühlte 100 Ballkontakte kam. Gut im Spiel war in dieser Phase auch Sayko Trawally, der sich mit dem Sander Jonas Rippstein rassige Zweikämpfe lieferte und dabei stets Gefahr ausstrahlte, ohne aber wirklich gefährlich zu werden.
Wenn es nämlich auf Seiten der Gäste, die wohl auf mindestens 70 Prozent Ballbeseitz kamen, ein Manko gab, dann war es der letzte und vorletzte Pass. Bis zum Strafraum ließ man sowohl die Sander als auch das runde Leder gut laufen. Zum Abschluss kam man aber kaum einmal gefährlich. Vor allem die rechte Seite, auf der Nico Geyer kaum einmal gut eingesetzt wurde, hing in der Luft. Bezeichnenderweise waren es zwei Freistöße kurz vor der Pause, die man als erste und einzige Chancen für die Bamberger werten kann. Beim ersten streichelte Christopher Kettler mit einem Schuss aus knapp 22 Metern die Latte. Beim zweiten griff Markus Geier an einer Flanke vorbei, das Gewühl im Strafraum kurz vor der Torlinie endete aber mit einem Befreiungsschlag der Gastgeber.
Da die Sander überhaupt keinen Schuss auf den gegnerischen Kasten zu verzeichnen hatten, wurden die Seiten folgerichtig torlos gewechselt. Ein Ergebnis, das beiden nicht wirklich weitergeholfen hätte.
Nach dem Wechsel versuchte es Dieter Schlereth dann mit einer Umstellung. Max Witchen kam für Philipp Markof und ging in die Innenverteidigung. André Karmann konnte eine Position nach vorne rutschen, um - wie zuletzt durchaus erfolgreich und bewährt - neben Danny Schlereth als Sechser zu agieren. Sebastian Wagner wurde zur zweiten Spitze. Die Hoffnung des Korbmacher-Coaches: Mehr Zugriff auf die Partie und irgendwann auch Chancen. Ein Plan, der hätte klappen können. Doch dann kam Minute 55 und der Pfiff, der das Spiel in Bahnen lenken sollte, die ärgerlich und bitter für den FC Sand - gemessen an den Spielanteilen - aber die richtigen waren. Dennoch bleibt die Frage: Was wäre ohne den "Dosenöffner" passiert?
Spielbericht eingestellt am 21.09.2019 18:51 Uhr