Schon vor Spielbeginn mussten beide Übungsleiter einige Hiobsbotschaften verkraften. Auf Seiten der Hausherren fehlten mit Lukas Imgrund, Dennie Michel und Marc Häntschke gleich drei potenzielle Stammspieler in der Defensive. Glücklicherweise stand David Drösler erstmals nach seiner Verletzung wieder zur Verfügung und rückte prompt in die Startelf. In der stand auch etwas überraschend Nils Hock. „Wir haben uns für drei laufstarke Spieler entschieden. Nils hat erstmals auf dieser Position gespielt, dann aber sein Pensum abgespult“, begründete WFV-Coach Harald Funsch, der auch Fabio Gobbo vertraute.
Auf Bamberger Seite mussten kurzfristig Simon Kollmer und Timo Strohmer wegen Krankheit passen. „Das hat uns schon Substanz gekostet“, wusste Jan Gernlein, dessen Team vor der Saison mit Franz Helmer, Lukas Schmittschmitt und Vlad Saprykin den Abgang dreier absoluter Leistungsträger verkraften musste. Helmer, der zu den Würzburger Kickers gewechselt war und am Freitag sein Debüt in der Regionalliga feierte, unterstützte seine ehemaligen Kollegen vom Spielfeldrand aus. Und der Angreifer, der vergangene Saison an 30 Toren direkt beteiligt war, sah von Beginn an engagierte Bamberger.
Moritz Lotzen bedrängt Marc Reischmann.
Alexander Rausch
Die Domreiter übernahmen früh – wie zu erwarten war – die Initiative und drängten die kompakt verteidigenden Würzburger schnell in die eigene Hälfte. Allerdings zeigte sich schon in der Anfangsphase, dass es kein Leichtes werden würde, die Defensive der Zellerauer zu knacken. Die Gernlein-Elf ließ Ball und Gegner laufen, war aber im letzten Drittel schlicht zu ideenlos und zu ungefährlich. Andre Koob musste selten eingreifen. Als dann doch, war er gegen David Lang (1.) und Marc Reischmann (17.) zur Stelle.
Auch sein Gegenüber Ben Olschewski war in der Anfangsphase arbeitslos, dann aber gegen Mohamed Contes Abschluss chancenlos. Der Angreifer hatte Luis Wagners Traumpass eiskalt verwertet (17.). Die kalte Dusche für die Bamberger, die daran merklich zu knabbern hatten. Mehr als Tobias Linz‘ verunglückter Distanzversuch gelang den Gästen vor dem Seitenwechsel nicht mehr. Würzburg verteidigte konsequent und hochkonzentriert, während die Bamberger trotz Ballbesitz- und Feldvorteilen keine Lücke fanden. Technisch und fußballerisch wirkten die Oberfranken zwar beschlagener, doch die Hausherren kompensierten ihre Defizite mit Einsatz und Laufarbeit und nahmen die Führung nicht unverdient mit in die Kabine.
Souverän klärt David Drösler gegen Philipp Hack.
Alexander Rausch
Das gleiche Bild zeichnete sich auch nach dem Seitenwechsel. Die Domreiter kontrollierten das Geschehen, brachten das Leder aber selten gefährlich vor das Würzburger Gehäuse. Philipp Hacks Abschluss geriet zu zentral, Andre Koob fing sicher ab (49.). Auch Luca Ljevsics Abschluss ging drüber (57.). Auf der anderen Seite hatte Ben Olschewski nahezu nichts zu tun. Mit einer Ausnahme: Sieben Minuten waren im zweiten Durchgang gespielt, Nicolas Reinhart ließ Luca Ljevsic aussteigen, zog nach innen und schloss fulminant ab. Der Schlussmann lenkte den Ball sehenswert mit einer Hand über den Querbalken (52.).
So ging es mit 1:0 für die Gastgeber in die Schlussphase. Die Bamberger bissen sich weiter die Zähne an der WFV-Defensive aus. Doch den Hausherren schwanden merklich die Kräfte und die Frage war, ob sie die Konzentration bis zum Ende hochhalten können. Die Antwort war deutlich. Anstatt sich vor dem eigenen Tor zu verschanzen, setzte die Heimelf in der Schlussphase selbst Akzente. Wieder flankte der starke Luis Wagner. Diesmal auf Triandafil Ceraj. Doch das Timing des Angreifers beim Kopfball passte nicht und der Ball ging vorbei (78.). Fünf Minuten später rettete der Pfosten für die Bamberger: Ben Olschewski hatte einen Schuss Simon Schäffers zu kurz abgewehrt, Paul Obrusnik nahm aus 14 Metern Maß, traf aber nur den Pfosten (83.).
Auch der eingewechselte Christian Ettinger verpasste nach Flanke Paul Obrusniks die Entscheidung. Sein Kopfball geriet zu schwach und Ben Olschewski war auf dem Posten (85.). „Diesen Vorwurf müssen wir uns machen, dass wir das Spiel nicht zugemacht haben“, bemerkte WFV-Coach Harald Funsch, der sich mehrmals die Haare raufte. Letztlich blieben die offensiven Nachlässigkeiten ohne Folgen, weil Andre Koob in der Nachspielzeit gegen Johannes Gebhart seine ganze Klasse zeigte und weil Timm Strasser den Nachschuss in den Fangzaun jagte (90.+1).
Nicolas Reinhart zieht Luis Schneider davon.
Alexander Rausch
Nach vier Minuten Nachspielzeit jubelten die Blauen über den ersten Saisonsieg. Leidenschaftlich hatte die Würzburger defensiv unermüdlich die Räume zugelaufen und die Bamberger beschäftigt. Chancen hatten die Domreiter nahezu keine. Ihre einzige Möglichkeit nutzten die Hausherren vor der Pause eiskalt, nach dem Seitenwechsel wurden sie nachlässig, brachten aber den Sieg ins Ziel.
Bereits am Dienstag geht es für die Bamberger zu Hause gegen die DJK Gebenbach weiter. Der WFV tritt einen Tag später beim ATSV Erlangen an. Beide Partien beginnen um 19:00 Uhr.
Spielbericht eingestellt am 16.07.2022 22:38 Uhr