von Michael Kämmerer
Nur ein Zähler aus drei Partien – mit dieser Bilanz war beim TSV Abtswind alles andere als zu rechnen gewesen. Nach eineinhalb Wochen Landesliga herrscht Ernüchterung, dass der Start derart misslingen konnte. Trotzdem lautet nach dem 1:4 gegen die SpVgg Ansbach die oberste Devise: Ruhe bewahren.
Es gibt Situationen im Leben, die einfach sind. Und es gibt Situationen, die beschwerlich sind. Letzteres durchlebt Thorsten Götzelmann gerade als Trainer des TSV Abtswind. Daraus machte der 42-Jährige nach dem Schlusspfiff kein Geheimnis. „Ich sitze hier nicht zum Spaß. Es gab schon Spiele, nach denen es mir leichter gefallen ist, Stellung zu beziehen“, sagte Götzelmann bei der Pressekonferenz, um umgehend nach vorne zu blicken: „Wir stehen das gemeinsam durch. Dann geht es wieder aufwärts.“ Er habe trotz der Niederlage Signale innerhalb der Mannschaft erkennen können, die ihn positiv stimmen: allen voran, dass die Mannschaft auch im Misserfolg zusammenhalte. Dass es mit einem so drastischen 1:4 enden könnte, hätte in der Anfangsphase kaum einer für möglich gehalten. Abtswind legte den Vorwärtsgang ein, ließ sich treiben von dem starken Wind, der den Nachmittag umwehte. Nach nicht einmal einer Minute Spielzeit besaß Pascal Kamolz die erste große Möglichkeit zur Führung, doch stand ihm beim Abschluss Mitspieler Ben Verberkt ein wenig im Weg. Die Angriffe blieben verheißungsvoll. Rasch war klar geworden, dass Ansbach auf eine Kontertaktik setzte und nach der Balleroberung schleunigst ausschwärmen wollte. Da passte es ins Konzept, dass Christoph Hasselmeier nach einem Eckball von Patrick Kroiß ziemlich unbedrängt und aus dem Stand zur 1:0-Führung der Gäste einköpfen konnte (25.). Unter der Woche hatte der Bayernliga-Absteiger einen Kraftakt hingelegt und einen 1:3-Rückstand binnen 20 Minuten in einen 4:3-Erfolg über Bayern Kitzingen gewandelt. Für Verschleißerscheinungen gab es keine Anzeichen bei der Mannschaft, die über den Sommer einen ziemlichen Umbruch erlebt hat. Mit zahlreichen jungen Spielern gehen die Mittelfranken die Rückkehr in die Landesliga an, die meisten gerade der Juniorenabteilung entwachsen und ohne höherklassige Erfahrung. Deshalb gehen die Ansbacher die Saison ohne großen Druck an und ohne Ambitionen auf den sofortigen Wiederaufstieg. Dass bereits ein solides Fundament gelegt ist, beweist der gute Saisonauftakt mit zwei Siegen. „Darüber sind wir glücklich“, sagte Trainer Andreas Heid. „Wir versuchen gerade, eine Mannschaft aufzubauen, die sich durch Gemeinschaft auszeichnen soll.“
Wie unbekümmert es sich vor diesem Hintergrund aufspielen lässt – die Ansbacher Anfangsformation hatte ein Durchschnittsalter von 21 Jahren – bekräftigte Patrick Pfahler. Zunächst düpierte der 20-Jährige Abtswinds Michael Herrmann an der Eckfahne, dann überraschte er Schlussmann Malte Schulze-Happe mit einem kessen Schuss aus spitzer Lage, der zum 2:0 für die Gäste einschlug (41.). Es wäre nicht das erste Mal gewesen, dass die Abtswinder einen Rückstand ausgleichen konnte. Doch die Angelegenheit verkomplizierte sich durch eine Sünde Adrian Grafs: Der Innenverteidiger ließ sich nach einem Zweikampf zu einer Tätlichkeit gegen Patrick Kroiß hinreißen, indem er den Ansbacher im Genick packte, und sah kurz vor der Pause die Rote Karte. „Das darf ihm mit seiner Erfahrung nicht passieren“, sagte Thorsten Götzelmann über den auch aus seiner Sicht berechtigten Platzverweis. „Nach dem Rückstand war Adrian emotional aufgeladen, so dass ich seine Reaktion ein wenig nachvollziehen kann.“
Während auch am Himmel dunkle Wolken aufzogen und der trübe Himmel von Regenwetter kündete, musste Abtswind die zweite Hälfte in Unterzahl angehen. Mit Wagemut und frischen Kräften von der Bank bemächtigte sich der TSV des Geschehens – was früh eine verständliche Anfälligkeit für Konter erkennen ließ. Mehrmals verdichtete sich die Szenerie auf ein Duell zwischen dem Ansbacher Patrick Kroiß und Torhüter Malte Schulze-Happe, der anfangs Sieger blieb. Die Hoffnung auf Zählbares keimte schließlich auch wieder, als Pascal Kamolz durch die Mitte kam und den 1:2-Anschlusstreffer besorgte (58.). Während den Gastgebern eine weitere Volte versagt blieb, bedeutete der nächste Gegenstoß den Todesstoß. Jener Patrick Kroiß, trickreich und wieselflink, verantwortete das Ansbacher 3:1 (67.). Dass Oskar König noch die Führung auf 4:1 ausbaute, wiederum durch einen Konter (82.) – geschenkt.
Spielbericht eingestellt am 26.07.2015 19:34 Uhr