Nur einen Punkt hatte der TSV Lengfeld vor der Partie Vorsprung auf die Höchberger. Langsam wieder an das Wettkampfniveau herantasten war also keine Option für beide Teams. Heute musste man sofort hellwach sein, um nicht an Boden im Abstiegskampf zu verlieren. Die Höchberger reisten mit starken Verletzungssorgen an, auf der Bank nahmen lediglich drei Alternativen für Trainer Anton Kramer Platz. Auf Lengfelder Seite sah die Personalsituation schon deutlich entspannter aus. Trainer Jürgen Blank konnte auf seinen kompletten Kader zurückgreifen. Topscorer Gerhard Fink nahm hingegen zunächst auf der Bank Platz, er konnte in der vergangenen Woche aufgrund einer Krankheit nur einmal trainieren. Winterneuzugang Igor Mikic lief von Beginn an im Lengfelder Sturmzentrum auf.
Auch aus diesem schulbuchmäßigen Kopfball von Andreas Ullrich (Nr.9) wurde nichts.
Georg Meyer
Doch genug der Vorrede, hinein in die Partie. Bei milden Temperaturen pfiff der Schiedsrichter Philipp Vecera vor 130 interessierten Zuschauern pünktlich an. Was er zu diesem Zeitpunkt noch nicht wusste, war, wie sehr er von Beginn an gefordert sein würde. Denn die Spieler beider Mannschaften gingen sofort in feinster Holzhackermanier zu Werke und es war jedem im Stadion sofort klar, was heute die Stunde geschlagen hat. Ein umkämpftes Spiel hatte seinen ersten zaghaften Höhepunkt in der fünften Minute, als der Lengfelder Aydin Koldas von links eine weite Flanke in den Sechzehner der Gäste schlug. Am langen Pfosten sprang Dominik Heckelmann herbei, verfehlte aber die Kugel und schlug ein Luftloch. Ein engagierter Beginn der Hausherren, auf Seiten der Höchberger kam es zu vielen Fehlpässen und ungenauen Flankenbällen. Die leichte Feldüberlegenheit der Lengfelder resultierte nur wenig später in der frühen Führung. Sebastian Fehrer, der heute ein starkes Spiel machte, legte sich den Ball in etwa 22 Metern Torentfernung zum Freistoß zurecht. Was folgte, kann man getrost in ein Highlight-Video für Freistoßkünstler schneiden, denn Fehrer zirkelte das Leder mustergültig in den linken Winkel - Torhüter Wohlfart war ohne jede Abwehrchance (11.). Zu allem Überfluss musste nur fünf Minuten später der Abwehrchef der Gäste verletzt vom Feld getragen werden, Philipp Pfeuffer ersetzte Mathias Weißenseel. Die Höchberger wirkten in der Folge etwas geschockt, nicht viel ging zusammen im Spiel nach vorne. Das Mittelfeld bekam keinen Zugriff auf die Partie, das lag wiederum an der starken Leistung der beiden Lengfelder "Sechser" Özcan und Fehrer, die die sich bietenden Räume geschickt zustellten und den Höchbergern keine Luft zum Atmen ließen. Wenn etwas ging, dann nur über Standards - und davon gab es reichlich. Die erste richtig harte Prüfung musste Lengfelds Torhüter Roman Kölbl in der 21. Minute bewältigen, als er im Anschluss an eine Höchberger Ecke gleich zwei Torschüsse (Karl, Schmid) entschärfte. Doch es zeichnete sich Mitte der ersten Hälfte ein kleiner Wandel im Spiel ab, die Gäste wurden nun etwas mutiger, ohne sich jedoch klare Torchancen zu erarbeiten. Der agile Julian Geiger machte mit einigen Dribblings auf sich aufmerksam, auch Jeffrey Karl zeichnete sich nun für vereinzelte Offensivaktionen verantwortlich. Belohnt für diese, wenn auch stark limitierten, Angriffsbemühungen wurden die Höchberger in der 30. Minute. Erneut musste ein Eckball herhalten, um Gefahr für das Lengfelder Tor auszuüben. Tristan Schmid schlug das Leder in den Strafraum, dort stieg Jeffrey Karl am höchsten und nickte ein - Ausgleich! Anschließend nahmen die Gäste das Zepter in die Hand und berannten das Gehäuse von Roman Kölbl, die Lengfelder hatten nun große Mühe, den Ball überhaupt einmal aus der Gefahrenzone herauszubefördern. Doch am Pausenstand von 1:1 änderte diese kurze Hochphase der Höchberger nichts mehr.
Ein Bild mit Symbolcharakter – das Spiel war von vielen Zweikämpfen und Fouls geprägt.
Georg Meyer
Beide Mannschaften traten ohne personelle Änderungen wieder aufs Feld, den besseren Start aber erwischte erneut der TSV Lengfeld. Kaum hatten alle Zuschauer ihre Plätze wieder eingenommen, klingelte es auch schon im Kasten der Gäste - was war passiert? Die noch leicht schläfrige Höchberger Hintermannschaft unterschätzte eine weite Hereingabe von Mehmet Özcan von der rechten Seite, Igor Mikic sagte Danke und netzte nach einer schönen Brustmitnahme per Flachschuss ein (48.). Überhaupt dieser Mikic, der Neuzugang von den Würzburger Kickers lief nun heiß und hätte nur eine Minute später fast erneut jubeln dürfen. Urplötzlich brach er zentral durch und marschierte alleine auf Wohlfart zu, allein der Pfosten stand dem Lengfelder Glück diesmal im Wege. Die Hausherren kamen hellwach aus der Kabine und wollten nun schnell für die mögliche Entscheidung sorgen, doch Höchberg war ebenfalls durch hohe Bälle und Standards gefährlich. Eine weite Flanke von der rechten Seite hätte beinahe den Kopf von Andreas Ullrich gefunden, wenn, ja wenn er nicht beim Kopfball von Fehrer gefoult worden wäre - der Schiedsrichter zeigte nach kurzem Zögern auf den Punkt. Der Gefoulte höchstselbst legte sich das Leder zum Strafstoß zurecht, sein durchaus platzierter Schuss fand seinen Meister in Roman Kölbl, der die Ecke geahnt hatte. Auch der Nachschuss ging daneben, das Unglück nahm für Höchberg seinen Lauf (51.). Die Partie ging sehr ruppig weiter, die ersten Gelben Karten fanden nun den Weg aus Veceras Tasche an die frische Luft. Auch auf der Höchberger Bank kam es immer öfters zu emotionalen Ausreißern - auch hier musste der Schiedsrichter des Öfteren schlichten. In der 65. Minute gab es noch einmal so etwas wie eine gefährliche Szene für die Gäste, der Fernschuss von Karl wurde noch abgefälscht und somit gefährlicher als ursprünglich angenommen. Die Höchberger suchten nun ihr Heil in der Offensive, was blieb ihnen auch anderes übrig. Lengfelds Trainer Jürgen Blank wechselte nun mit Gerhard Fink einen pfeilschnellen Konterstürmer ein - und sollte damit goldrichtig liegen. In der 69. Spielminute war es eben jener Fink, der einen schnellen Konter mit einer schönen Direktabnahme von halblinker Position per Flachschuss zum 3:1 verwerten konnte. Der Jubel war groß, nun galt es, das Ergebnis über die verbleibende Zeit zu retten. Höchberg rannte nun wütend an, dadurch boten sich natürlich immer wieder Räume für Entlastung und gefährliche Konter. So auch in der 80. Minute, als Sebastian Fehrer eine Vorlage vom eingewechselten Maximilian Wunder zu einem schönen Schuss aus 15 Metern nutzte, aber links am Tor vorbeizielte. Von den Gästen ging immer wieder durch hohe Bälle und Standards Gefahr aus, letztlich aber alles ohne die letzte Konsequenz zu Ende gebracht. Stattdessen hätte das Ergebnis am Ende noch höher ausfallen können, doch Wunder machte seine eigene Großchance zunichte, indem er sich den Ball völlig freistehend zu weit vorlegte (84.). Dann war Schluss, ein großer Kampf, der spielerisch allerdings kein Feuerwerk war, ging mit dem Dreier für Lengfeld zu Ende.
Die strahlenden und erleichterten Sieger vom TSV Lengfeld sind somit optimal ins neue Spieljahr gestartet. Schon die Formkurve am Ende der Hinrunde zeigte deutlich nach oben, der Aufwärtstrend konnte heute bestätigt werden. Niemand hatte heute einen fußballerischen Leckerbissen erwartet, zu prekär war die Ausgangslage beider Teams. Die Lengfelder machten mit dem Dreier einen großen Schritt in Richtung Klassenerhalt und finden sich nun auf dem zwölften Rang wieder, Höchberg ist Sechzehnter. Für beide Mannschaften werden die kommenden Wochen schwere Spiele bereithalten, die Lengfelder können diese nun ein wenig entspannter angehen.
Spielbericht eingestellt am 10.03.2013 20:29 Uhr