"Ich bin stolz auf meine Mannschaft. Sie hat eine tolle Moral gezeigt und sich super ins Spiel zurückgekämpft!" Worte des siegreichen Trainers? Von wegen! Gesprochen hat sie nach den 90 Minuten Dieter Schlereth, seines Zeichens Übungsleiter beim FC Augsfeld, der soeben das erste Punktspiel-Derby seiner Vereinsgeschichte gegen den FC Sand mit 0:1 verloren hatte. Enttäuscht hatten die Kicker aus dem Haßfurter Stadtteil aber dabei vor annähernd 1000 Zuschauer nicht. Im Gegenteil! Je länger die Partie dauerte, desto mehr roch es im Lindenhain nach dem Ausgleich. Einmal stand, nachdem Peter Hertel einen Pass verlängert hatte, nur der Pfosten, an den der Ball kullerte, dem Augsfelder Torjubel im Weg.
"Klar wäre es schön gewesen, wenn wir für unser Engagement belohnt worden wären, aber es hat halt nicht sollen sein", fand Dieter Schlereth, der keinen Hehl daraus machte, dass das Aufeinandertreffen mit dem FC Sand für ihn eine ganz besondere Partie war. "Schließlich habe ich fast meine gesamte Laufbahn als Spieler im Seestadion verbracht." Und jetzt stand er seinem Ex-Verein erstmals als Trainer gegenüber.
Augsfelds Patrick Lugert kann den Schuss von Sands Denis Ribeiro nicht verhindern.
Michael Horling
Mit einem 4-4-2 hatte der Coach des FCA sein Team in die Partie geschickt. Philipp Gessendörfer und Patrick Lugert bildeten die nach dem Abgang von Michael Volkmuth (Spielertrainer beim Kreisklassisten TSV Prappach) neuformierte Innenverteidigung. Auf den Außenpositionen agierten die eigentlich offensiv ausgerichteten Uli Loeper (links) und Danny Schlereth (rechts). Sebastian Vogel und Dominik Rippstein, der schon früh Gelb sah, bildeten die Doppelsechs, Alexander Derra und Paul Esch die Außenbahnen. Ganz vorne liefen der lange verletzte Peter Hertel und überraschend der zuletzt kranke Thorsten Schlereth auf. Bei gegnerischem Ballbesitz ließ sich jeweils einer der beiden Angreifer ins Mittelfeld zurückfallen, sodass aus dem 4-4-2 ein 4-5-1 wurde. Eine Formation, die in der ersten Hälfte fast ständig gefragt war. Die Gastgeber agierten nervös und überwiegend mit langen Bällen, die kaum einmal kontrolliert werden konnten. Das Übergewicht in Sachen Ballbesitz lag dadurch eindeutig beim FC Sand, dem es immer wieder gelang, mit langen Bällen in die Schnittstellen der Viererkette für Gefahr zu sorgen. Hochgradig wurde diese aber nur selten, da den Korbmachern oft der letzte Pass misslang oder im Abschluss die Entschlossenheit fehlte. Zum Beispiel, als Dinis Ribeiro nach einer guten halben Stunde schön freigespielt wurde, aber verzog. Der Ex-Bamberger spielte gemeinsam mit Fabian Benkert in der Spitze und war vor allem vor dem Wechsel nur schwer in den Griff zu bekommen. Sebastian Götz und André Karmann, die als Doppelsechs das Spiel immer wieder ankurbelten, setzten den Angreifer ein ums andere Mal geschickt in Szene. Schwach war dagegen das Flügelspiel der Gäste. Weder der aus der U19 des FC 05 Schweinfurt gekommene Jan-Michael Derra noch Routinier Stefan Krines übten genug Druck aus oder versuchten von der Außenlinie zu Flanken zu kommen. In der Defensive wurden die Innenverteidiger Stefan Nöthling und Daniel Rinbergas kaum gefordert, genauso wenig wie die auf Außen spielenden Matthias Naumann und Rene Haupt.
Augsfelds Paul Esch klärt vor dem Sander Fabian Benkert.
Michael Horling
Das sollte sich aber nach dem Wechsel deutlich ändern. Stand der FC Augsfeld bis zur Pause oft zu tief, kam das Team nun deutlich offensiver ausgerichtet aus der Kabine. Uli Loeper und Danny Schlereth - beide in der ersten Hälfte kaum in Erscheinung getreten - rückten nun deutlich weiter nach vorne und sollten zu den überragenden Gastgeber-Akteuren der zweiten 45 Minuten werden. Zunächst einmal ging die neue Taktik nicht auf. Beim ersten Angriff nach dem Wiederanpfiff leisteten sich die Augsfelder einen unnötigen Ballverlust auf ihrer linken Seite. Der FC Sand schaltete blitzschnell um. Dinis Ribeiro nahm einen langen Pass auf, lief bis zur Grundlinie und passte nach innen, wo Patrick Lugert so unglücklich an den Ball kam, das er ihn ins eigene Tor ablenkte. Augsfeld traf und der FC Sand jubelte. Ein Genickschlag? Mitnichten! Eher ein Weckruf. Nach knapp zehn Minuten, in denen Danny Schlereth und Co den Treffer verdauen mussten, stand plötzlich eine andere FCA-Mannschaft auf dem Platz. Eine, die den Gegner mehr und mehr in die eigene Hälfte drängte. Bedingt auch dadurch, dass die Gäste ihrem hohen Laufaufwand ein wenig Tribut zollen mussten und nun deutlich tiefer standen. Vor allem Danny Schlereth und Uli Loeper bekamen über die Außen Räume und nutzten sie konsequent. Immer wieder kamen die beiden zur Außenlinie durch oder zogen nach innen. Im Abschluss jedoch fehlte - ähnlich wie bei den Sandern in Halbzeit Eins - der letzte Tick Entschlossenheit - Dominik Biemer hatte meistens keine Mühe, die Schüsse zu entschärfen. Am meisten strecken musste er sich nach 66 Minuten, als Danny Schlereth eine feine Einzelaktion mit einem Schuss abschloss, der wohl neben den Pfosten gepasst hätte, wenn Dominik Biemer ihn nicht um Selbigen gedreht hätte. Zehn Minuten vorher hatte der Sander Keeper schon das Glück auf seiner Seite, als Peter Hertel in der eingangs beschriebenen Szene nur den Pfosten traf. Aluminium rettete aber auch auf der Gegenseite, als sich eine Bogenlampe aus gut 30 Metern von links auf die Latte des Augsfelder Tores senkte. Nach 75 Minuten die beste Chance zur Vorentscheidung. Die gab es bis zum Schlusspfiff nicht. Im Gegenteil! Unter dem zunehmenden Druck des FC Augsfeld und mit schwindenden Kräften, leisteten sich die Sander Defensivspieler in den Schlussminuten einige unnötige Fouls und Unkonzentriertheiten. Freistöße in Tornähe und Eckbälle gab es nahezu im Sekundentakt. FCA-Keeper Sebastian Stober verbrachte die letzten beiden Minuten der Partie nahezu komplett im gegnerischen Strafraum. Genützt hat es nichts mehr. Am Ende stand das knappe 0:1.
Verdient? Irgendwie schon! Schließlich hätte der FC Sand zur Pause mit mehr als mit nur einem Tor führen müssen. Da stand es aber 0:0. Unverdient? Irgendwie auch! Der FC Augsfeld hätte für eine tolle Schlussphase, in der man sich auf Augenhöhe mit dem FCS zeigte, einen Zähler verdient gehabt. Auch wenn es den nicht gab, allzulang krämen sollten sich die Spieler von Dieter Schlereth nicht. Schließlich geht es schon am kommenden Mittwoch gegen Aufsteiger SV Garitz erneut um Punkte und da sollte mit der Leistung der zweiten Halbzeit durchaus einiges drin sein. Genau wie für den FC Sand, der dann bei Blau-Weiß Leinach antreten muss.
Spielbericht eingestellt am 20.07.2013 00:24 Uhr