Karlburgs Trainer Thomas Kaiser musste ob des berufsbedingten Ausfalls seines Kapitäns Tobias Wießmann in der Defensive umstellen. So kam der junge Maurice Kübert in der Innenverteidigung zu seinem Landesliga-Debüt. Der etatmäßige Linksverteidiger Dominik Hammer lief für Tobias Wießmann im zentralen Mittelfeld auf. Überraschend saß Spielgestalter Thilo Wilke auf der Bank.
Bei den Gästen fehlten zahlreiche Stammspieler. Jonas Blank, Thomas Hebling und Mehmet Özcan befanden sich im Urlaub. Alexander Frik fehlte verletzt und Torjäger Gerhard Fink musste krankheitsbedingt passen. Zudem vermisste man zu Beginn Aydin Koldas in der Elf von Trainer Blank. Der Offensivspieler kam nach und wurde noch in der ersten Hälfte eingewechselt.
Während Karlburg im klassischen 4-4-2 antrat, begann Lengfeld mit nur einem echten Stürmer (Mario Kölbl) und versuchte mit drei offensiven Mittelfeldspielern dahinter für Gefahr zu sorgen.
Eine Situation mit Seltenheitswert: Lengfelds Igor Mikic (re.) im Strafraum der Karlburger, hier gegen Steffen Lehofer (li.).
Sebastian Werner
Die Partie begann ausgeglichen, auch wenn die Gastgeber leichte Feldvorteile hatten. Mit einigen Distanzschüssen näherten sich die Kaiser-Schützlinge allmählich dem Tor von Roman Kölbl. Doch zunächst verzogen aber Szymon Dynia (9.) und Marvin Schramm (14.) aus aussichtsreicher Abschlussposition.
Nach 15 Minuten wurde der TSV Karlburg dominanter und drängte Lengfeld in die eigene Hälfte. Lengfeld, dass sich zu Beginn einmal gefährlich im Strafraum der Karlburg zeigte, kam nun komplett außer Tritt und fand überhaupt keinen Zugriff mehr auf das Spiel. Dies sollte sich bis zum Abschluss nicht mehr ändern.
Vor allem das Flügelspiel der Karlburg wurde nun immer präziser. Die starke Seite der Lengfelder ist die linke, in Person von Igor Mikic, der früh ausgewechselt wurde. Die rechte Seite dagegen wurde von den Gästen häufig unbesetzt gelassen, so dass die Karlburg auch vermehrt über ihren linken Flügel Angriffe initiierte. Nach einem Foul am linken Flügel hob Kapitän Dominik Hammer den Ball in den Strafraum, wo Innenverteidiger Marvin Schramm unhaltbar ins rechte Eck zur Führung einköpfte.
Karlburg ließ nach der Führung nicht nach und drängte weiter auf das Tor der Gäste. Diese wurden in ihrem Abwehrverhalten immer fahriger. Nach einem Lehofer-Freistoß ließ Furkan Balaban seinen Gegner ins leere laufen. Nachdem sein Schuss abgeblockt worden war, prallte der Ball zu Manuel Römlein, der mit seinem Schlenzer nur die Latte traf (24.).
Vor allem Balaban drehte jetzt auf und wirbelte die Viererkette der Lengfelder gehörig durcheinander. Dynias Schuss konnte nach Balaban-Ablage gerade noch zur Ecke geklärt werden. Lange konnte das Durcheinander in der Lengfelder Defensive aber nicht mehr gut gehen. Nach einer Kombination über Dynia und Balaban wurde der Rechtsaußen erneut angespielt und versenkte den Querpass direkt im Tor (24.).
Karlburg spürte, dass der angeschlagenen bereits in der ersten Hälfte K.O. gehen könnte und hielt das Tempo hoch. Lengfeld lief nur noch hinterher und sah zeitweise wie eine Schülermannschaft aus. Ein Klassenunterschied im Duell zweier Landesligisten war nun deutlich zu erkennen.
In der 40. Minute krönte Balaban seine bis dato starke Leistung als er einen Abpraller in den Winkel drosch. Manuel Römlein hatte einen Freistoß an den langen Pfosten gebracht. Dort scheiterte zunächst ein Karlburger Offensivspieler aus der Nahdistanz, doch Balaban vollendete im Nachschuss.
Die geschockten Gäste kamen überhaupt nicht mehr klar gegen dasn Offensiv-Feuerwerk der Karlburger und blieben im ersten Durchgang ohne Torchance. Dem TSV schien eine Last von den Schultern zu fallen, denn so kombinationsfreudig hatten die knapp 200 Zuschauer ihren TSV in dieser Saison noch nicht erlebt.
Laufduell zwischen dem Lengfelder Maximilian Wunder (li.) und Karlburgs Linksverteidiger Thorsten Konrad (re.).
Sebastian Werner
Kaum war der Anpfiff zur zweiten Halbzeit ertönt, da lag der Ball schon wieder im Tor der Gäste. Der überragende Dominik Hammer setzte zu einem unnachahmlichen Solo durch die komplette Abwehr an und tunnelte den bemitleidenswerten Keeper Kölbl aus spitzem Winkel.
Sollte bei den Gästen noch Hoffnung auf einen schnellen Anschlusstreffer und damit auf eine mögliche Wende bestanden haben, so wurde diese durch den Tiefschlaf in der Deckung und das folgende 0:4 schnell zunichte gemacht. Zur Pause hatte Coach Blank Innenverteidiger Thein in den Sturm beordert und den 10er Sebastian Fehrer als klassischen Libero postiert. Die Maßnahme ging eindeutig schief.
Karlburg zeigte sich auch weiterhin gnadenlos und überrannte hilflose Lengfelder nach Belieben, die nun auch nicht mehr den Willen zeigten, das Ergebnis wenigstens in Grenzen zu halten. Der lauffreudige Szymon Dynia hatte die nächste gute Chance, als er seinen Gegenspieler einfach überlief und knapp über das Tor zielte (49.).
Dominik Hammer chippte wenig später den Ball herrlich in den freien Raum. Furkan Balaban hatte frei Bahn, bediente den mitgelaufenen Tim Reiner am langen Pfosten und dieser musste nur noch den Fuß hinhalten. Die Auflösungserscheinungen auf Lengfelder Seite waren eines Landesligisten nicht würdig.
Hätte Karlburg jede Chancen genutzt, so wäre das Resultat mit Sicherheit zweistellig ausgefallen. Wieder einmal hatte die Abwehr, diesmal in Person von Nino Bozesan, den Ball allzu leicht hergegeben und Thorsten Konrad drang von links in den Strafraum ein. Sein Schuss landete an der Latte. Im Nachsetzen wurde Thilo Wilke bedient, der mit seinem Flachschuss aus fünf Metern am Lengfelder Keeper scheiterte.
Der sechste Treffer war damit aber nicht aufgehoben, sondern nur aufgeschoben. Dynia legte nach einer knappen Stunde auf Römlein zurück. Der für seinen starken linken Schuss bekannte Außenstürmer wurde nicht attackiert und konnte in aller Ruhe Maß nehmen. Sein Schuss wie an der Schnur gezogen zischte unhaltbar ins lange Eck.
Offensichtlich war den Lengfeldern die Vorführung auf dem Platz nicht mal peinlich, da sie das Karlburger Schauspiel emotionslos über sich ergehen ließen. Erst als der Tabellenletzte etwas die Keule auspackte, merkte man den Gästen doch noch an, dass ihnen die Klatsche widerstrebte. Die souveräne Schiedsrichterin wies aber männlichen Akteure mit Charme und klaren Ansagen in ihre Schranken.
Nachdem Karlburg in der letzten halben Stunde das Tempo aus der Partie nahm, konnte Lengfeld etwas aufatmen. Die Elf von Thomas Kaiser verwaltete nun das Ergebnis, ohne auch nur im Ansatz Gefahr zu laufen, einen Gegentreffer zu kassieren. Zwar wagten sich die Gäste in der Schlussphase noch ein- oder zweimal vor der Tor des unbeschäftigten Thorsten Legedza, doch im Abschluss waren die Blank-Schützlinge erschreckend harmlos. Karlburg sparte angesichts des Pokalspiels unter der Woche am Ende seine Kräfte.
Wenn in einem Fußballspiel zwei Mannschaften aufeinandertreffen, bei denen eine Mannschaft einen Traum- und die andere einen Katastrophentag erwischt, dann kommen Ergebnisse wie das heutige zustande. Karlburg war seinem Tabellennachbarn in allen Belangen überlegen und hätte höher gewinnen können, vielleicht sogar müssen.
Trotz des Ausfalls ihres Kapitäns war Karlburg heute auf allen Positionen besser besetzt. Die Rückkehr von Szymon Dynia machte sich deutlich bemerkbar. Auch die Umstellungen mit dem jungen Kübert und Hammer im zentralen Mittelfeld griffen. Allerdings wurde es der Elf von Thomas Kaiser auch allzu leicht gemacht.
Lengfeld fand nie ins Spiel und offenbarte eklatante Schwächen in allen Mannschaftsteilen. Wenn sich beim TSV nicht schnell etwas ändert, kann man wohl schon für die Bezirksliga planen. Zwar kehren bald einige Akteure in den Kader zurück, allerdings scheint der Kern allen Übels tiefer zu sitzen als in der bloßen Aufstellung. Die Einstellungs- und Motivationsprobleme waren jedenfalls nicht zu übersehen. Dementsprechen geschockt zeigte sich Jürgen Blank nach dem Spiel.
Karlburg kann nun erstmal aufatmen, muss aber natürlich an diese Leistung anknüpfen, hinkt man doch weiterhin noch den eigenen Ansprüchen hinterher. Der Kantersieg gegen desolate Lengfelder darf auf keinen Fall überbewertet werden. Lengfeld hingegen geht wohl auch in den kommenden schweren Zeiten entgegen. Grundsätzliche Gespräche werde wohl unausweichlich sein, um die Mannschaft wieder aufzurichten und neu zu motivieren.
Spielbericht eingestellt am 24.08.2013 22:22 Uhr