von tsv-abtswind.de
Viel hat nicht gefehlt, um wenigstens einen Zähler zu behalten. Am Ende brachte ein Mann Abtswind die erste Niederlage ein, der das Negative schon im Namen trägt.
Thorsten Götzelmann (41) tippte mehrmals die Finger der rechten Hand gegen seine in Falten gelegte Stirn. Der Trainer des TSV Abtswind mochte es nicht fassen, konnte es kaum begreifen, was in den zurückliegenden neunzig Minuten geschehen war. Sein Team hatte verloren, so viel stand am Samstagabend um kurz vor sechs unmissverständlich fest – zum ersten Mal in dieser Saison und das auch noch mit dem knappsten aller möglichen Ergebnisse. „In so einem Spiel entscheiden Nuancen“, musste sich Götzelmann eingestehen.
Und diese eine ausschlaggebende Kleinigkeit geschah in der 59. Minute: Ursache des Übels war ein Ballverlust im Spielaufbau. Bambergs Markus Fischer kam daraufhin über die rechte Seite in einen Lauf, schlug das Leder mit vollem Tempo vor das Abtswinder Gehäuse, wo sein Mitspieler Markus Schnitzer angerannt kam und den Angriffszug beinahe hechtend mit dem Kopf zum 1:0 vollendete. Da half alles Hadern, Ärgern und Fluchen nichts.
„Ich glaube“, sagte Thorsten Götzelmann, „unser Glück war heute aufgebraucht.“ Die vorangegangenen zwei Partien gegen den SV Pettstadt und Bayern Kitzingen hatten die Abtswinder gerade mal mit 1:0 gewonnen und dabei in einigen Situationen um den Sieg bangen müssen. Nun hatte es sie selbst erwischt gegen die verlustpunktfreien Bamberger. Die freuten sich ausgiebig über ihren Erfolg, der sie ganz weit vorne in der Tabelle hält.
So makellos die Bilanz der Gäste derzeit aussehen mag, spielerisch hatten sie in Abtswind keine Galavorstellung abgeliefert. Als Götzelmann nach dem Schlusspfiff Bambergs Spielweise charakterisieren sollte, machte er eine leicht zu deutende Handbewegung, die sich in wenige Worte übersetzen ließ: Den Ball hoch und weit nach vorne zu schlagen war ein oft angewandtes Mittel der Gäste. So entstanden die ersten beiden gefährlichen Aktionen, die mit Ausnahme des Siegtreffers schon die besten waren. Zweimal stand Markus Schnitzer dem Abtswinder Kasten bedrohlich nahe, sprang zunächst quer zum Tor (10. Minute) und war dann zu perplex, um auf seine Freiheit mit dem adäquaten Abschluss zu reagieren (13.).
Die Hausherren nahmen sich Mitte des ersten Durchgangs des Geschehens an, investierten zunehmend Energie, die sie in einer gefälligen Partie in Spielfluss versetzte. Atemraubende Momente entstanden daraus nicht. Kim Kruezi, Fabian Mauderer und Jörg Otto brachten das Leder zwischen der 28. und 35. Minute zwar nahe ans Bamberger Tor. Für einen trefflichen Schuss hätte es aber mehr bedurft.
Kim Kruezi war gewiss eine Überraschung in der Abtswinder Startformation, die im von Götzelmann bevorzugten 4-2-3-1-System den 28-Jährigen als einzigen Angreifer vorsah. Kruezi hatte den Zuschlag erhalten vor dem zuletzt mit dem Siegtreffer gegen Bayern Kitzingen erfolgreichen Pascal Kamolz. Mit technischer Finesse und robustem Körpereinsatz sicherte Kruezi immer wieder den Ball. Chancen entstanden ihm daraus aber nicht. „Nach der Außenbandverletzung von Peter Mrugalla habe ich mit Pascal Kamolz im Moment nur einen echten Stürmer“, erklärte Abtswinds Trainer: „Deshalb wollte ich mit unserer Sturmkraft sparsam umgehen und Pascal als Waffe zurückhalten.“
Nach einer Stunde Spielzeit wechselte Götzelmann den besten Abtswinder Torschützen der Vorsaison ein (25 Treffer). Doch Kamolz hatte einen schweren Stand gegen seine Bewacher, fand auf engstem Raum keine Entfaltung und bekam in der 81. Minute auch keinen Elfmeter, als ihn Niklas Griebel – offensichtlich erlaubterweise – rempelte. Ein Kopfball wurde noch geblockt (89.) – häufiger konnte sich der Angreifer nicht in Szene setzen. Eines war offensichtlich: Abtswind brachte den Ball zu selten in die Spitze. „Es haben die Friss-oder-stirb-Aktionen gefehlt“, kritisierte Thorsten Götzelmann: „Für dieses eine Tor, das erforderlich gewesen wäre, haben wir uns nicht geopfert.“
Das zeigte sich auch bei den Standardsituationen. Die waren meist eine Angelegenheit für Tolga Arayici. Zahlreiche Eckbälle durfte er treten. Ein einziges Mal wurde es dabei gefährlich. Przemyslaw Szuszkiewicz rang kurz nach dem Seitenwechsel um das Leder, wurde im letzten Moment abgedrängt und gehindert (48.). Den nächsten Versuch nach einem ruhenden Ball unternahm Jonas Wirth. Abtswinds Kapitän sprang in den hereinfliegenden Freistoß, blieb allerdings im Abschluss ohne Koordination (53.). Am Ende hielten die Innenverteidiger in der Offensive die Hoffnung auf einen Zähler aufrecht. Sven Gibfrieds Schuss strich um wenige Zentimeter vorbei (75.). Später lief Mathias Brunsch Bambergs Schlussmann Matthias Kühhhorn mit dem Ball genau in die Arme (90.+3).
Das Spiel der Hausherren konzentrierte sich des Öfteren auf die rechte Seite – was an zwei Akteuren lag: Oliver Döring, nach der Verletzung Daniel Heys als Außenverteidiger gesetzt, zeigte eine starke Leistung. Nach hinten räumte der 25-Jährige konsequent ab. Nach vorne sorgte er dank seiner feinen Ballbehandlung und seiner Wendigkeit für Druck. Für Jürgen Endres indes wurde die Angelegenheit gegen die alten Kameraden mitunter schmerzhaft. Im Mittelfeld trat er als Balltreiber auf, weshalb er als Ziel für Attacken herhalten und reichlich Fouls einstecken musste.
Das Wundenlecken muss diesmal freilich einen Tag kürzer ausfallen. Am kommenden Freitag (18:30 Uhr) wartet auf Abtswind bereits das nächste Topspiel. Dann reist das Team zum FC Sand. „Dort müssen wir den unbedingten Willen für ein Tor aufbringen“, sagte Götzelmann: „Sonst kann es wieder unbefriedigend für uns ausgehen.“
Spielbericht eingestellt am 18.08.2014 15:47 Uhr