Ungleichere Voraussetzungen hatte das Landkreisderby in der Landesliga Nordwest noch nie. Abtswind, das seinen Kader zuletzt auch mit mehreren Verstärkungen aus Kitzingen (und anderswo) zunehmend aufrüstete und um die angestrebte Versetzung in die Bayernliga längst keinen Hehl mehr macht, auf der einen Seite und Bayern Kitzingen, das gegen den Abstieg spielt und nach 50 Tagen im Übergang zuletzt seinen Trainer zurückholte, auf der anderen Seite. Thorsten Götzelmann bildete mit Wolfgang Schneider einst ein Trainergespann bei den Gästen, heute trainiert er die Hausherren mit großem Erfolg. Zum vorherigen Sieg über Pettstadt veränderte der 41-Jährige seine Anfangsformation nicht, sondern setzte auf die gleichen elf Spieler wie zuletzt. Bei den Gästen musste Wolfgang Schneider den gesperrten Marcel Geitz in der Außenverteidigung ersetzen, Philipp Schlarb rückte für ihn auf gleicher Position in die Startformation. Zudem ersetzte Johannes Dürr den angeschlagenen Simon Pauly. Das Hinspiel hatte Abtswind mit 1:0 gewonnen. Damals waren 550 Zuschauer an den Bleichwasen gekommen. Diesmal kamen nur 280 Besucher – zum einen ließ sich die Minuskulisse durch die unfreundlichen äußeren Bedingungen entschuldigen, zum anderen war sie gewiss auch ein Ausdruck für die mittlerweile ungleichen Kräfteverhältnisse im Fußball-Landkreis Kitzingen.
Michael Herrmann (TSV Abtswind, vo.) behauptet den Ball vor Philipp Schlarb (Bayern Kitzingen).
Andreas Stöckinger
Personell hatten beide Seiten mit Ausfällen zu kämpfen. Bei Abtswind fehlten Pascal Kamolz und Peter Mrugalla verletzt – aber Wohl dem, der einen solchen Kader zur Verfügung hat. Bei Bayern Kitzingen fehlte Angreifer Simon Pauly aufgrund von Knieproblemen, was die Offensivstärke der Gäste tatsächlich reduzierte. Dass auf beiden Seiten die Winterpause eine willkommene Abwechslung darstellt, zeigte die Nominierung von Trainer Thorsten Götzelmann auf der einen und Sportleiter Stefan Güntner auf der anderen Seite als potenzielle Wechselkandidaten. Für die einen war das am Ende deutliche Ergebnis ein schöner Schlusspunkt, für die anderen eine nicht unerwartete Niederlage. Kitzingen zog sich zurück und versuchte den Raum in der eigenen Hälfte so klein wie möglich zu halten. Die Hausherren agierten mit großem Ballbesitz und störten, falls sie diesen nicht hatten, früh, was sich nach einer halben Stunde auszahlte, als Jonas Wirth nach einer Hereingabe von Jörg Otto durch einen platzierten Schuss aus zwölf Metern die Führung erzielte (31.). Er nutzte damit Abtswinds ersten richtig gefährlichen Moment sofort eiskalt aus. Kurz vor dem Seitenwechsel besaß Kitzingens Angreifer Daniel Endres seine einzige nennenswerte Szene, als er nach einem Freistoß von Christopher Lenhart den Ball im Fallen nicht richtig traf (41.). Ansonsten blieb Kitzingens Offensive über weite Strecken harmlos gegen eine meist sichere und souverän stehende Abtswinder Abwehr.
Torjubel bei Abtswind mit Abteilungsleiter Gerhard Klotsch (re.) und Torschütze Jörg Otto.
Andreas Stöckinger
Unmittelbar nach Wiederbeginn hatten die Hausherren auch das nötige Quäntchen Glück auf ihrer Seite. Als der Ball gerade einmal vierzig Sekunden nach der Halbzeit für einen Moment völlig frei vor dem Abtswinder Tor lag, schien Jannik Feidel zu verdutzt ob der großen Gelegenheit, die gegentorlose Serie der Gastgeber nach 965 Minuten zu beenden und den Ball einfach die letzten Zentimeter zum Ausgleich über die Torlinie zu drücken. Irgendwie und mit etwas Glück behielt Abtswinds Torwart Florian Warschecha, der sich zuvor mit Sven Gibfried nicht einig gewesen war, wer zum Ball gehen sollte, in dieser Szene doch noch die Übersicht und schnappte sich letztendlich den Ball (46.). Von außen mahnte Götzelmann die Seinen zu größerer Konzentration. Einige Minuten später wurde das zweite Gegentor zum Knackpunkt des Kitzinger Bemühens. Jörg Otto verdoppelte den Vorsprung der Hausherren, nachdem ihm Jürgen Endres per Hackenkick den Ball vorgelegt hatte (54.). Mario Bodendörfer hatte beim Abschluss nichts zu halten, ebenso protestierte Kitzingen vergeblich auf Abseits. Wiederum wenige Augenblicke später musste Kitzingens Torhüter ein weiteres Mal hinter sich greifen. Wieder lieferte Endres die Vorlage, diesmal mit einem Doppelpass, dann glänzte Otto erneut als Vorstecker (62.). Es war das siebte Tor des Mittelfeldakteurs – in den letzten vier Spielen. Kitzingen wehrte sich nach Kräften, blieb aber angesichts des grundsätzlichen Ungleichgewichts torlos. Indem er eine Hereingabe von Przemyslaw Szuskiewicz ins Tor lenkte (84.), setzte Albert Fischer den Schlusspunkt.
Abtswind feierte den achten Sieg in Serie, ist seit 15 Spielen ungeschlagen und seit 1009 Minuten ohne Gegentor – dennoch reicht es derzeit in der Tabelle nur zum dritten Platz hinter Bamberg und Sand. Genau das sind die beiden Gegner, mit denen sich Abtswind unmittelbar nach der Winterpause duellieren wird. In der Vorrunde gab es hier die einzigen zwei Niederlagen. Es werden gleich zu Beginn entscheidende Spiele, ob der TSV seinen Ambitionen in Richtung Bayernliga weiter nachhängen darf. Bayern Kitzingen wirft dagegen die erwartete Niederlage nicht aus der Bahn. Nur der Vorsprung auf den möglicherweise ersten Relegationsrang wurde geringer, der Abstand nach oben dagegen größer. Zu Hause gegen Neustadt/Aisch, ihrem ersten Spiel nach der Winterpause, können sie ihn wiederum verkürzen. Mit Würzburg, Frammersbach und Schweinfurt tragen die Etwashäuser dann auch weitere Spiele gegen direkte Konkurrenten am heimischen Bleichwasen aus.
Spielbericht eingestellt am 30.11.2014 00:36 Uhr