Der TSV Abtswind, selbsternannter Meisterschaftsanwärter, wusste, was ihn mit dem TSV Kleinrinderfeld erwartet. Nämlich die Mannschaft der Stunde in der Landesliga Nordwest. Denn die Blauweißen untermauerten ihre nicht für möglich gehaltenen Ambitionen - nach dem Umbruch im Sommer gab das neue Trainerduo Hans-Jürgen Meyer und Hans-Jürgen Scheder den Klassenerhalt als Ziel aus - mit dem überzeugenden Sieg gegen Bayern Kitzingen. Damit verkürzten der ehemalige Bayernligist den Rückstand auf den Tabellenzweiten auf nur noch einen Zähler und schwimmt weiterhin auf der Euphoriewelle. Diesen Ritt wollte die Elf um Kapitän Simon Sommer auch in Abtswind fortsetzen. Kein leichtes Unterfangen, wenn man auf die Bilanz der wieder erstarkten Götzelmann-Schützlinge blickt. Neun Spiele ohne Niederlage, zuletzt die Siege gegen Neustadt/Aisch, Kitzingen oder die Kickers-Reserve. Auch die Heimelf meldete sich eindrucksvoll zurück im Rennen um die vorderen Plätze und konnte bei einem Erfolg den Kontrahenten überholen. Für dieses Unterfangen schickte der Abtswinder Coach eine auf zwei Positionen veränderte Formation ins Rennen. Für Daniel Hämmerlein rückte Tolga Arayici auf den rechten Flügel und Adrian Graf begann für Carl Murphy. Die Gäste mussten lediglich den abwesenden Peter Endres durch Mario Christ ersetzen.
Der emsige Marco Kramosch (TSV Kleinrinderfeld) zwingt Jonas Wirth (TSV Abtswind) zu einer schlechten Ballannahme.
Alexander Rausch
Die Vorzeichen waren klar: Abtswind wollte und musste kommen, während die Gäste sich zunächst auf ihre stabile Defensive beriefen. Doch bereits nach wenigen Minuten wurde klar, dass das Unterfangen der Gastgeber kein leichtes werden würde. Philipp Günder und Simon Sommer im Kleinrinderfelder Abwehrzentrum bestätigten ihre gute Form der Vorwochen und ließen im ersten Durchgang kaum eine Möglichkeit der Hausherren zu. Abtswinds Pascal Kamolz und die beiden Spielgestalter Jörg Otto und Jürgen Endres fanden kaum eine Lücke durch den Kleinrinderfelder Abwehrverbund. Allerdings beschränkten sich die Gäste nicht nur auf konzentrierte Abwehrarbeit, sondern erarbeiteten sich auch die ersten Möglichkeiten des Spiels. Erst scheiterte Dennie Michel freistehend am gut reagierenden Florian Warschecha im Abtswinder Tor, ehe der TSV-Schlussmann einen schnell ausgeführten Christ-Freistoß gerade noch zur Ecke klärte. Kleinrinderfeld kontrollierte die Mittelfeldzentrale und damit auch das Spiel. So kam aus dieser auch der entscheidende Pass auf Sandro Kramosch, der aus 25 Metern abzog und fulminant links unten zur frühen Führung traf. "Sandro hat viel zu viel Platz und kann ungestört abschließen. Das darf nicht passieren", monierte Abtswinds Coach Thorsten Gützelmann das schwache Abwehrverhalten seiner Defensive. Aber auch nach dem Rückstand kamen die Gastgeber nur sehr schwer in die Begegnung und fanden kaum ein Mittel gegen die massive Kleinrinderfelder Deckung. Einzig ein Schuss vom bemühten, aber glücklosen Tolga Arayici flog zumindest in Richtung Gästegehäuse (23.). Die bessere Möglichkeiten verzeichneten weiterhin die Meyer/Scheder-Schützlinge. Nach einem schnellen Vorstoß von Kevin Engert, der perfekt in den Rückraum legte, verpasste Michel das 0:2, ebenso wie Sandro Kramosch nach einer Hereingabe seines Bruders Marco. Kleinrinderfeld hätte längst höher führen können, kassierte aber auf der anderen Seite beinahe den Ausgleich. In Abtswinds bester Phase des zweiten Durchgangs köpfte Jürgen Endres eine Otto-Ecke aufs Tor, doch Sandro Kramosch klärte gerade noch auf der Linie (36.). Die Hausherren schienen nun aufzuwachen und kamen immer öfter gefährlich in die Nähe des Kleinrinderfelder Gehäuses, lediglich die zwingenden Möglichkeiten blieben aus, da die TSV-Viererkette stets einen Fuß dazwischen brachte. So ging es mit der insgesamt verdienten Führung für die Gäste in die Pause.
Kleinrinderfelds Joshua Heberlein rutscht gegen Przemyslaw Szuszkiewicz aus, so dass Abtswinds Verteidiger die Situation klären kann.
Alexander Rausch
Zur Pause blieb Abtswinds Kapitän Michael Herrmann verletzt in der Kabine, für ihn kam Carl Murphy in die Partie, die genauso weiterlief wie in der Schlussphase der ersten Hälfte. Die Hausherren suchten nach Lösungen, um die dichte Deckung des Tabellendritten zu knacken, während sich Blauweißen etwas weiter zurückzogen und auf schnelle Gegenangriffe setzten. Das Resultat blieb bei den meisten Versuchen das gleiche. Kaum eine Kombination fand einen Endabnehmer, so dass Jan Johannes im Kleinrinderfelder Gehäuse nur selten eingreifen musste. Ganz im Gegensatz zu seinem Gegenüber Florian Warschecha, der nach 59 Minuten das Leder ein zweites Mal aus den Maschen holen musste. Zwischen den beiden Innenverteidigern stieß Sandro Kramosch in die Lücke und köpfte eine Michel-Flanke zur Vorentscheidung ein. Die Gastgeber wirkten konsterniert und mussten aufpassen, nicht umgehend den dritten Treffer zu kassieren. Denn das Sturmduo Michel/Kramosch wirbelte unentwegt weiter. Bei Michels Traumtor hatte Warschecha dann aber keine Abwehrchance. Eine Christ-Ecke landete bei Dennie Michel an der Strafraumkante. Der Stürmer nahm das Leder volley und versenkte es links unten in den Maschen. Damit war die Messe endgültig gelesen und Abtswind geschlagen. Dennoch ergaben sich die Götzelmann-Schützlinge nicht ihrem Schicksal und versuchten weiter, zumindest den Ehrentreffer zu erzielen. So sorgte ein abgefälschter Endres-Schuss aus 25 Metern erstmals im zweiten Durchgang für Gefahr vor dem Kleinrinderfelder Gehäuse - nach 74 Minuten. Zwar hatten die Gäste weitere aussichtsreiche Kontermöglichkeiten, spielten diese aber nur ungenügend zu Ende. In den Schlussminuten wäre den Hausherren dann beinahe noch etwas Ergebniskosmetik gelungen. Doch erneut Endres setzte das Leder über den Querbalken. Kurz darauf durfte sich auch Kleinrinderfelds Keeper Jan Johannes auszeichnen, als er einen Brunsch-Kopfball aus drei Metern mit einem tollen Reflex über die Latte lenkte. Es war der letzte Aufreger in einer insgesamt einseitigen Begegnung.
Damit bleiben die Blauweißen weiter erster Verfolger des Spitzenduos und haben nach dem Sieg gegen Kitzingen ein weiteres Ausrufezeichen gesetzt. In dieser Form wird es auch für den SV Memmelsdorf und den TSV Neustadt/Aisch schwer, den Tabellendritten zu schlagen, zumal der TSV auch auf heimischem Platz eine Macht ist. Abtswind hingegen erleidet einen weiteren Rückschlag im Kampf um die vorderen Plätze, der in dieser Deutlichkeit nicht zu erwarten war. Bei Aufsteiger Ebensfeld wird die Elf aus dem Kräuterdorf auf Wiedergutmachung und einen versöhnlichen Hinrundenausklang aus sein.
Spielbericht eingestellt am 18.10.2015 10:16 Uhr