von Michael Kämmerer
Der Geiselwinder in Neustadts Diensten fügt Abtswind Schmerzen zu
Autsch, das tut weh! So viele Gegentore sind sie beim TSV Abtswind nicht gewohnt. Fünf waren des Schlechten eindeutig zu viel. Damit kassierte das Team von Trainer Thorsten Götzelmann gegen den trotz aller Widrigkeiten erstarkten TSV Neustadt/Aisch eine empfindliche Niederlage. Hartnäckig hält sich das weitverbreitete Gerücht, Hummeln könnten überhaupt nicht stechen. Das ist jedoch nicht richtig. Wenn sich eine Hummel verteidigt, kann ihr Stich enorme Wucht entfalten. Wie das kleine Insekt, das sich von Nektar und Pollen ernährt, ist auch Philipp Hummel in der Lage, seinen Gegnern Schmerzen zuzufügen. Der Offensivmann des TSV Neustadt/Aisch speist sich durch Tore. Elf an der Zahl sind es diese Landesliga-Saison bereits. Allein drei gelangen ihm am Sonntagnachmittag. Damit tat der 22 Jahre alte gebürtige Geiselwinder dem TSV Abtswind sehr weh. Wie es mit Hummel und den Neustädtern weitergeht, steht in den Sternen. Sicher scheint nur, dass der komplette Kader dem Verein den Rücken kehrt, wie Trainer Reinhold Fischer sagte. Gut möglich, dass ihm zur neuen Runde eine Reihe von Akteuren zum Kreisklassisten SpVgg Steinachgrund folgen. „Wir werden keinen Mannschaftsbus benötigen, um dorthin zu fahren. Ein Großraumtaxi würde schon genügen“, ließ Fischer durchblicken. In Neustadt ist in der zu Ende gehenden Saison einiges durcheinandergeraten. Der Klub hat eine turbulente Zeit hinter sich mit einem Trainerwechsel und sagenhaften 21 Abgängen bis in die Winterpause. Umso überraschender ist es, dass die „aufgemotzte Kreisliga-Mannschaft“, so Fischer, vorzeitig den Klassenverbleib perfekt gemacht hat. Der vermeintliche Abstiegskandidat Nummer eins hat gezeigt, dass Zusammenhalt und Mannschaftsgeist mehr wert sein können als Qualität in den Beinen. Mit diesen Tugenden brachten die Neustädter auch Abtswind eine empfindliche Niederlage bei. „Wir versuchen hinten gut zu stehen, über schnelles Umschaltspiel und lange Bälle auf die Flügel oder in den Strafraum zu kommen und dann den schnellen Abschluss finden“, erklärte Trainer Fischer das Erfolgsrezept seiner Mannschaft, das er ihr innerhalb weniger Wochen eingetrichtert hat. Allen voran der pfeilschnelle Philipp Hummel setzte den Abtswindern zu. Nach etwas mehr als einer halben Stunde stand es 2:0 für die Gäste. So weit hätte es für die Hausherren nicht kommen müssen, die den besseren Beginn hatten. Jonas Wirth bot sich die Großchance in der dritten Minute, doch er schoss mehr den Neustädter Schlussmann Sven Kraft an, als dass der aus der Nahdistanz noch zu einem Reflex imstande gewesen wäre. Eines war auf Seiten Abtswinds unverkennbar: Der große Druck ist entwichen, nachdem die Chancen auf den zweiten Rang geschwunden sind. So fehlte der letzte Biss, den man am wenigsten von allen Thorsten Götzelmann an der Seitenlinie absprechen konnte. Der Trainer lebte das Spiel von außen – und litt, weil seine Mannschaft nicht so funktionierte, wie er das wollte. Götzelmann hatte aber auch mit widrigen Umständen zu kämpfen: In der Endphase einer anstrengenden Saison häufen sich bei den Spielern die Wehwehchen. Wer nicht gravierend verletzt ist (wie etwa Torhüter Florian Warschecha mit seiner starken Prellung am Fuß), geht angeschlagen aufs Feld oder setzt sich zumindest für den Notfall auf die Bank. Michael Herrmann beschlich beim Aufwärmen ein ungutes Gefühl, dass er auf einen Einsatz lieber verzichtete. Patrick Gnebner, seit zwei Wochen von einer hartnäckigen Zerrung am Oberschenkel geplagt, hielt immerhin eine Halbzeit durch. Er und Christoph Hofmann trafen auf ehemalige Kameraden: Vor ihrer Ankunft in Abtswind zum Jahreswechsel spielten beide für Neustadt. Für Hofmann kam bei seinem ersten Landesligaspiel im Abtswinder Dress erschwerend hinzu, dass er tags zuvor neunzig Minuten für die zweite Mannschaft aufgelaufen war. Völlig entkräftet musste er in der Schlussphase vom Rasen. Bis dahin hatten sich die Gastgeber ins Spiel zurückgekämpft. Ein Elfmeter, der wahrscheinlich keiner war, da nur ein Pressschlag vorlag und kein Foul, machte Hoffnung und brachte den Anschlusstreffer durch Adrian Graf (39. Minute). In der Tat waren Götzelmanns Schützlinge nach der Pause nicht wiederzuerkennen. Laut war er in der Kabine geworden, wie er später erzählte. Das Gebrüll hatte offenbar die Trägheit beseitigt. Anders war es nicht zu erklären, dass das Team nun alles abrief, was es konnte – und nicht nur den Ausgleich schaffte, sondern sich sogar die Führung erkämpfte. Zunächst köpfte Jörg Otto nach Carl Murphys Eckball den 2:2-Ausgleich (61.). Minuten später dribbelte sich auch noch Cristian Alexandru Dan durch die Neustädter Defensive und traf zum 3:2 (72.). Gegentore waren für Abtswind in letzter Zeit ja zu einer Seltenheit geworden. Umso verwunderlicher war es, dass es derer diesmal gleich fünf wurden. Eine Mischung aus zu großem Risiko und mangelnder Konzentration lud den Gegner ein. Der nahm die Gelegenheit zu den Kontern wahr. David Mai und Philipp Hummel mit dem dritten und vierten Neustädter Treffer drehten die Partie aufs Neue (78., 82.). Tom Reichels 5:3 in der Schlussminute war dann nur noch eine Fußnote wert.
Spielbericht eingestellt am 17.05.2016 13:29 Uhr