Krise auf der einen, Krise auf der anderen Seite. Die Ausgangslage auf beiden Seiten vor der Begegnung der beiden ranghöchsten Mannschaften im Landkreis Kitzingen war schon einmal besser. Bayern Kitzingen, durchaus ordentlich gestartet mit sieben Punkte aus den ersten drei Spielen, schlitterte mit zuletzt vier Niederlagen in einen negativen Lauf und in der Tabelle nach unten. Vor allem mit den Leistungen gegen Memmelsdorf (1:3) und Rimpar (0:1) war Kitzingens Trainer Frank Wettengel nicht einverstanden, erkannte gegen Karlburg (1:3) zumindest wieder eine Besserung, obgleich diese nicht im Ergebnis festzustellen war. Personell hatten die Gastgeber mit der bis zuletzt geheim gehaltenen Verpflichtung Levi Wendels einen Coup gelandet. Mit dem Ende der Wechselfrist Ende August kam der 20-Jährige, dem beim Würzburger FV nicht der Sprung in die erste Mannschaft gelungen war, durch Kontakt Wettengels nach Kitzingen und spielte gleich von Beginn an. Auch Felix Straßberger absolvierte sein erstes Spiel in dieser Saison und verteidigte zentral im defensiven 5-3-2, deren Außen Philip Scharb und Florian Gaubitz die Formation bei Aktionen in der Offensive zu einem 3-5-2 verschoben. Alles andere als glücklich waren auch die Abtswinder mit den Niederlagen in Kleinrinderfeld (2:3) und zu Hause gegen Kahl (0:2), wollten den schon leicht angerissenen Kontakt nach oben unbedingt halten. Neben Pascal Kamolz bot Trainer Petr Skarabela diesmal Steffen Barthel als hängende Spitze auf. Wieder dabei war Jörg Otto, musste sich aber mit einem Platz als Alternative begnügen und fand sich neben Peter Mrugalla wieder, der in den letzten vier Spielen erste Wahl neben Kamolz gewesen war.
Shawn Hilgert (Kitzingen, Mi.) setzt sich gegen Jonas Wirth (Abtswind) durch.
Jürgen Sterzbach
Erwartungsgemäß übernahm Abtswind bereits in den ersten Minuten die größeren Spielanteile. Als Kitzingens Abwehr den Ball schon abgewehrt hatte, legte sich Endres ihn noch einmal selbst auf und schoss knapp neben das Tor (6.). Nach einem Fehlpass seiner Vorderleute in den Lauf Kamolz', musste Kitzingens Torhüter Florian Nöth erstmals eingreifen und den Ball zur Ecke lenken (10.). Abtswind besaß die größere Anzahl an Aktionen, doch selten wurden die Gäste so aussichtsreich: Nach einer Balleroberung Jonas Wirths schoss Carl Murphy aus zwanzig Metern gegen den Pfosten! Dem ansatzlos platzierten Schuss hatte Nöth regungslos zuschauen müssen und schließlich das Glück, dass das Aluminium in dieser Szene an seiner Seite stand (19.). Den Schüssen Nicolas Wirschings und Steffen Barthels fehlte anschließend die Genauigkeit, während auf der Gegenseite erstmals Kitzingen durch Shawn Hilgert in Erscheinung trat. Seinen satten Schuss aus sechzehn Metern parierte Abtswinds Torhüter Florian Warschecha (23.). Nur eine Minute später stand bei Wendels Schuss auch Kitzingen der Querbalken im Weg (24.). Bei Abtswind zeigte sich in weiteren Verlauf das gleiche, schon gewohnte Bild. Szuszkiewicz und Murphy schoss zwar auf das gegnerischen Tor, doch fehlte auch ihren Versuchen die Präzision. Entsprechend weit streuten sie ins dahinter aufgehängte Fangnetz. Gefährlich wurde Abtswind erst wieder nach einem Eckball Steffen Barthels von rechts, den der aufgerückte Wirsching als Kopfball-Aufsetzer auf das Tor brachte. Nöth war allerdings zur Stelle (36.). Im direkten Gegenzug landete Kitzingen einen Wirkungstreffer, als Niko Pfaffendorf einen Freistoß Christopher Lenharts noch erreichte, so dass sich Warschecha strecken musste, um den Ball zur Ecke zu lenken (38.). Weitere gute Ansätze auf beiden Seiten beendete Lenhart vor Kamolz und der Schiedsrichter vor Gaubitz, als er diesen beim Pass Hilgerts durch die Schnittstelle der Abtswinder Abwehr fälschlicherweise im Abseits gesehen hatte. Mit einem Schlenzer Barthels ans Außennetz endete in der Nachspielzeit (45.+2) eine trotz größerer Anteile Abtswinds an Höhepunkten ausgeglichene erste Halbzeit.
Abtswinds Florian Warschecha war stets auf der Hut und hielt sein Tor sauber.
Jürgen Sterzbach
Den Beginn der zweiten Halbzeit schien Kitzingen gedanklich zu verpassen, denn kaum hatte die Partie begonnen, setzte sich Endres über links durch, doch sein Heber über Nöth verfehlte das Tor um Haaresbreite (46.). Hätte sich Lenhart nicht in einen weiteren Schuss Endres' geworfen, wäre auch diese Aktion gefährlicher geworden (50.). Kitzingens Verteidiger war auch nach einem Doppelpass Barthels mit Kamolz die Endstation für Abtswinds Anrennen (56.). Auch nach Seitenwechsel fanden die Gäste nicht den letzten Tick. Murphy servierte einen Freistoß mustergültig auf Wirsching, bei Standards mit vorne dabei, doch verpasste der aufgerückte Verteidiger die Gelegenheit zum Kopfball (58.). Mit Thilo Wilkes Vorstoß über rechts, Murphys Ansatz in der Mitte und schließlich dem Schuss Szuszkiewicz' von halblinks endete eine Viertelstunde, in der Kitzingen taumelte, aber Abtswind Gegner und Tor dennoch nicht traf (61.). Über Wendel, Pfaffendorf und Hilgert gelang bei Kitzingen der Ball mit einem schnellen und daher sehenswerten Spielzug zu Bakare, doch verpasste er mit seinem Schuss das gegnerische Tor (64.). Lenhards Freistoß schoss Warschecha warm (67.), der kurze Zeit später nach einem Zuspiel Mario Schmidts gegen Bakare eine Glanzparade aufbieten musste, um den Rückstand zu verhindern (74.). Hatte Abtswind die erste Viertelstunde der zweiten Halbzeit bestimmt, wollten die Gäste mit verrinnender Zeit den Sieg erzwingen und dabei mit dem Kopf durch Wand. Kitzingen besaß gegen zunehmend höher stehende Abtswinder deshalb in den letzten fünfzehn Minuten die mehr Erfolg versprechenden Szenen. Als Hilgert über links durchgelaufen war, nahm er Schmidt zentral mit, dessen Schuss nur wenige Zentimeter neben dem rechten Pfosten in die Bande krachte (81.). Einen weiteren Konter Bakares klärte Adrian Graf als letzter Mann und als Warschecha den Fehlpass in dessen Füße spielte, war Kitzingens Dribbler von dieser Möglichkeit zu überrascht, um sie ausnutzen zu können (88.). Pünktlich beendete der Bundesliga-erfahrene Referee Thomas Stein die fair geführte Partie.
Kitzingens Florian Gaubitz (li.) verfolgt den ballführenden Abtswinder Thilo Wilke.
Jürgen Sterzbach
Im 16. Landkreisderby zwischen Bayern Kitzingen und Abtswind seit 2008 wurde erstmals ein Unentschieden verzeichnet. Daneben stehen sich fünf Siege für Bayern Kitzingen und zehn für Abtswind gegenüber bei 13:16 Toren. Fünfzehn Spiele fanden dabei in der Liga statt und einmal standen sich beide Konkurrenten im Toto-Pokal gegenüber. Trösten kann sich mit dieser Statistik nach dem torlosen Unentschieden keiner. Für Kitzingen war es eine erbauliche Leistung, der Punkt allerdings zu wenig, um in der Tabelle von den unteren Rängen Abstand zu nehmen. Am nächsten Samstag gastieren die Kitzinger Bayern beim weiter sieglosen Schlusslicht in Höchberg, bevor in zwei Wochen Unterpleichfeld am Bleichwasen gastiert. Auch Abtswind konnte mit dem Unentschieden seinen Hunger nach Erfolgen nicht stillen. Sechs Punkte beträgt der Abstand zum Spitzenreiter Forchheim bereits, aber der absolvierte ein Spiel weniger. Als Mittelmaß bezeichnete Abtswinds Trainer Petr Skarabela die Stellung seiner Mannschaft, was in diesem Zusammenhang wenig schmeichelhaft klingen darf. Am folgenden Samstag muss sich das ambitionierte Team zu Hause gegen Schwebenried beweisen und nach drei Spielen ohne Sieg wieder einen solchen erzielen. Anschließend sind die Abtswinder spielfrei, bevor Skarabela mit Eintracht Bamberg seinem vorherigen Verein begegnet.
Spielbericht eingestellt am 12.09.2016 01:14 Uhr