Zu ungewohntem Zeitpunkt traf der VfL Frohnlach auf den Lokalrivalen aus der Vestestadt. Geografisch trennt beide Stadien nur ca. 15km, was auch tabellarisch nicht viel mehr war. Beide Teams sind im Abstiegskampf involviert, wobei die heimischen Frohnlacher mit 23 Punkten aus 21 Begegnungen sechs Punkte besser als der FCC dastanden. Natürlich wollte der VfL an die zuletzt starke Serie anknüpfen, bei welcher aus den letzten sechs Spielen zwölf Punkte heraussprangen. "Es ist aufgrund der Konstellation heute ein sehr sehr wichtiges Spiel für uns", betonte der heimische Spielertrainer Bastian Renk vor dem Spiel. Er fügte an: "Wir wollen da unten raus, da brauchen wir die Punkte. Wir haben heute ein Heimspiel und sind gut drauf. Wir müssen und wollen gewinnen." Er ließ heute keine Zweifel an der Marschroute offen, durch die er sich heute einen weiteren Dreier erhoffte. Leicht angeschlagen musste heute Daniel Oppel passen, der zumindest aber auf der Bank Platz nahm. Sicher fiel hingegen Dominik Schmitt aus. Dahingegen herrschte nach der 1:4-Pleite im Derby gegen Lichtenfels für die Vestekicker so etwas Ernüchterung. "Das vergangene Derby war für uns eine Enttäuschung und verlief nicht so, wie wir uns das vorgestellt hatten", ließ Trainer Frederic Martin wissen. Auch unter der Führung des Kronachers konnten die Coburger nicht so richtig überzeugen bisher. Aus den acht bisher absolvierten Begegnungen unter Trainer Martin holte man nur sechs Zähler, was eigentlich zu wenig für eine Mannschaft ist, die im Abstiegskampf festsitzt und unten herauskommen möchte. Martin erwartete "eine Reaktion" seiner Mannschaft für das anstehende Derby und dass man "ein anderes Gesicht wie noch gegen Lichtenfels zeige". Er fügte abschließend an, dass sein Team "eine Topleistung abrufen müsse, nicht nur fußballerisch, sondern auch kämpferisch", um heute in Frohnlach bestehen zu können. Er musste heute auf den beruflich verhinderten Keeper Oleksandr Churilov und die beiden verletzten Dennis Kolb und Gökhan Sener verzichten. So war es um Punkt 19 Uhr angerichtet, als Schiedsrichter Jochen Burkard das prestigeträchtige Derby freigab.
Unsanft wird der junge Gästeakteur Ricardo König (rot) vom Frohnlacher Kontrahenten Lukas Riedel von den Beinen geholt.
Alexander Grober
Von Beginn an entwickelte sich das erwartet umkämpfte Spiel. Beide Mannschaften starteten gut, wobei Frohnlach den Tick wacher und aktiver war. Dementsprechend versuchte man mit viel Ballbesitz zunächst das Spielgeschehen zu diktieren, wobei Coburg mit frühem Pressig gegen den Ball anzulaufen versuchte. Nach acht Minuten ergab sich dann die erste Szene für den VfL, als Tim Rebhan im Doppelpass mit Tayfun Özdemir über die rechte Seite kommend freigespielt wurde, sein Abschluss aber noch knapp am Pfosten vorbeischrammte. Mit einer Willensleistung bereitete dann in der elften Minute Ludwig Scheler das 1:0 für die Renk-Elf vor, als er über die rechte Seite seinen Gegenspieler Lars Teuchert aussteigen ließ und dann nur noch querlegte zum eingelaufenen Tayfun Özdemir, der nur noch einschieben musste. Coburg zeigte sich aber daraufhin kaum geschockt und kam nur zwei Minuten durch Daniel Sam zurück. Fabian Carl - ein Aktivposten über die fast komplette Spieldauer auf seiner rechten Seite - war auf den Außenbahn frei durch und flankte scharf in die Mitte, wo Sam mit perfektem Timing nur noch den Fuß hinhalten musste. Es ging auf und ab und beide Teams hatten ihre guten Szenen. Die nächste folgte dann wieder für die Frohnlacher, als Tayfun Özdemir aus 25 Metern den Ball an die Querlatte donnerte (19.). Nur vier Minuten später tankte sich erneut Ludwig Scheler durch, als er Daniel Kimmel im Zweikampfduell abschüttelte. Die Coburger reklamierten Foulspiel, aber die umsichtige Unparteiische ließ zurecht weiterlaufen. Er legte erneut quer und fand diesmal Kevin Hartmann, der aus vollem Lauf zum 2:1 vollenden konnte. Die prompte Antwort der Vestekicker folgte erneut nur wenige Momente später, als nach einem Freistoß von Fabian Carl Frohnlach schwach verteidigte, Daniel Alles der Ball vor die Füße sprang und dieser die Kugel in die Maschen zum 2:2 drosch. Erneut alles auf Anfang, als sich beide Kontrahenten in den Folgeminuten mit viel Tempo duellierten. Zwar sprangen außer den Treffern bisher wenige Chancen heraus, aber die Zuschauer sahen ein temporeiches, attraktives Landesligaderby. Die letzten zehn Minuten vor der Pause hatte dann Coburg Überwasser und man drängte auf den dritten Treffer. In der 39. Minute sprang nach einem Eckball Tim Rebhan der Ball an die Hand, worauf es berechtigterweise Elfmeter gab. Diesen versiebte aber Daniel Sam, der nur den linken Innenpfosten traf. Nur drei Minuten später reklamierte der FCC erneut auf Foulspiel im Sechzehner gegen Sertan Sener, als dieser zu Boden ging. Frohnlach hätte sich in dieser Szene wohl nicht beschweren dürfen, wenn Schiedsrichter Burkard erneut auf den Punkt gezeigt hätte. Tat er aber nicht. Eine Chance hatte die Martin-Elf noch vor dem Pausentee, als nach Steilpass von Daniel Sam Davide Dilauro den Ball in der 45. Minute am Tor vorbeischoss. So endete eine attraktive und hochklassige erste Halbzeit beider Teams 2:2.
Beide Kapitäne im Duell - der FCC-Kapitän Sertan Sener schlägt vor Lukas Pflaum (li.) einen Ball auf die Außenbahn.
Alexander Grober
In der zweiten Halbzeit ging es temporeich weiter. Zwar konnte sich keine der beiden Mannschaften zunächst Feldhoheit erarbeiten, da es zumeist hin und her ging. Frohnlach agierte dennoch etwas couragierter, doch die Torchancen blieben aus. Coburg hielt weiterhin mit frühem Pressig dagegen. In der 59. Minute hatte der Gast dann eine Riesenmöglichkeit, mit 2:3 in Führung zu gehen. Nach einem Freistoß von Daniel Kimmel von der Mittellinie köpfte Daniel Sam an den Querbalken. Den Abpraller schoss dann Ricardo König auf das Frohnlacher Tor, als dann wohl kurz vor der Linie Jonas Hempfling und Domenic Lauerbach gemeinsam klären konnten. Frohnlach hatte in dieser Szene Glück, nicht in Rückstand zu geraten. Bis dato hatte Coburg die besseren Torchancen, sodass der Führungstreffer für den FCC nicht unverdient gewesen wäre. Die Folgeminuten sind schnell erzählt. Beide Mannschaften agierten im Umschaltspiel oft zu ungenau, sodass das Match von vielen Fehlpässen geprägt war. Ab der 70. Minute dann wieder ein kurze Drangphase für die Renk-Elf, in der man sich drei Chancen erarbeiten konnte. Während Aykut Civelek und Lukas Pflaum jeweils zu ungenau agierten, konnte wiederum Aykut Civelek in der 74. Minute seinen VfL Frohnlach in Führung bringen. Nach einem Eckball landete der Klärungsversuch von Adrian Guhling auf der rechten Seite in den Füßen von Civelek. Der zog nach innen und schoss das Leder aus knapp 20 Metern in den Torwinkel, als Luis Krempel im FCC-Tor machtlos war und der VfL folglich mit 3:2 in Führung ging. Doch die direkte Antwort folgte um ein Haar. Sertan Sener steckte aus aussichtsreicher Position durch zum eingelaufenen Tevin McCullough, der aber den Ball nicht traf, sodass die Kugel ins Aus kullerte. Es wurde hitziger und die Vestekicker rannten nun auf das Frohnlacher Tor an. In der 86. Minute dann eine Doppelchance für den FCC. Zunächst rettete Domenic Lauerbach seinen bereits geschlagenen Keeper per Kopf auf der Linie bei einem halbhohen Schuss von Adrian Guhling. Den Kopfball von Daniel Sam, als es Eckball daraufhin gab, parierte Hempfling stark. Sertan Sener schoss dann, als Daniel Kimmel die Brechstange auspackte, in der 90. Minute knapp am Pfosten vorbei, als der Ausgleich aufgrund des Chancenverhältnisses in jedem Falle gerecht gewesen wäre. Der FCC warf dann alles nach vorne. Dementsprechend ergaben sich Konterchancen für die Frohnlacher, wovon eine Tayfun Özdemir in der zweiten Minute der Nachspielzeit zunächst nicht nutzen konnte. Mit der letzten Minute, als Coburg einen Eckball hatte und Luis Krempel mit nach vorne eilte, gelang es dem VfL sich zu befreien. Tayfun Özdemir marschierte auf der linken Seite in Richtung verwaistes Tor, probierte es aus knapp 45 Metern. Sein Abschluss wäre wohl vorbeigegangen, als der eben eingewechselte Kevin Kleylein sich das Leder noch erlaufen konnte und aus zwei Metern zum entscheidenden 4:2 einschieben konnte. Der Schlusspunkt einer hochklassigen, hitzigen und spannenden Derbybegegnung.
Mit viel Willen, aber fair kann Lukas Pflaum (li.) im Duell mit Sertan Sener den Ball vom Coburger wegbefördern.
Alexander Grober
Aufgrund der Chancenverteilung beider Teams wäre ein Punktgewinn für den FC Coburg wohl nicht unverdient gewesen. Insgesamt scheiterte die Mannschaft von Frederic Martin heute aber an der eigenen Chancenverwertung, als man einen Elfmeter liegen ließ und zudem noch zwei, drei Hochkaräter nicht nutzen konnte. Frohnlach konnte sich dann in einer gleichverteilten zweiten Hälfte mit dem Traumtor von Aykut Civelek auf die Siegerstraße befördern, als in der Folgezeit man aber auch Glück hatte, dass Coburg ihre Einschussmöglichkeiten nicht nutzen konnte. Auf der Leistung kann man bei den Vestekickern heute aufbauen, auch wenn die Punkteausbeute natürlich wieder nicht stimmte. Eine "Reaktion", wie es Trainer Frederic Martin nach der vergangenen Derbypleite gegen Lichtenfels forderte, konnte er heute bei seinem Team erkennen. Man spielte keineswegs blutleer, sondern warf sich in die Zweikämpfe und war spielerisch wohl einen Tick besser wie der VfL. Mit einer guten und effektiven Wintervorbereitung könnte der FCC in 2020 das Ruder noch rumreißen und zumindest in Richtung Relegation steuern. Die Frohnlacher nutzten hingegen ihre sich bietenden Torchancen gnadenlos und effektiv und können nun nach dem Lauf mit 15 Punkten aus den letzten sieben Spielen deutlich beruhigter in die Winterpause gehen, als man zwischenzeitlich nach der 1:4-Heimpleite gegen den TSV Kleinrinderfeld punktemäßig noch da stand. Man konnte aufschließen auf die ersten Nicht-Abstiegsplätze punktemäßig, wobei der Abstand zwischen Platz 3 und 15 aktuell nur acht Punkte beträgt. Man darf sich in jedem Falle auf eine spannende Restrunde 2020 freuen, in der beide Teams ihre Ziele hoffentlich erreichen werden.
Spielbericht eingestellt am 30.11.2019 00:32 Uhr