Derby? Gut 35 Kilometer trennen die beiden Sportgelände des Baiersdorfer SV und des SV Pettstadt, keine allzu große Distanz und für den BSV auf jeden Fall der näheste Gegner in der Landesliga Nordwest. Dennoch kam der SV Pettstadt mit dem Bus zum Mittwochspiel angereist, „damit wir später noch ein bisschen sitzen bleiben können", erklärte Betreuer Reinhold Meth diesen Umstand. Nach der Auftaktniederlage zu Hause gegen die SpVgg Stegaurach (1:2), war Pettstadt gegen den Aufsteiger aus Baiersdorf schon ein weing in Zugzwang. Für die Krenstädter hingegen war das erste Heimspiel nun auch endlich die erste Landesliga-Partie der Vereinsgeschichte, da das Spiel gegen Kitzingen am Wochenende bekanntlich aufgrund starker Regenfälle ins Wasser fiel. Deswegen kamen für Baiersdorfer Verhältnisse auch überdurchschnittlich viele Zuschauer. „Ich freue mich einfach, dass es losgeht", gab BSV-Trainer Helmut Wolff zu Protokoll, allerdings bereitet ihm sein Abwehrverbund ein wenig Kopfschmerzen. Gerade das Herzstück der Aufstiegssaison um Keeper Mathias Lang (Karriereende), Innenverteidiger Jakob Karches (Urlaub) und Christian Janousek (Verletzung) sowie die "Sechser" Andreas Seubert (Kreuzbandriss) und Frank Ortloff (Brasilien) musste komplett ersetzt werden.
In der ersten Hälfte bombenfest. Innenverteidiger Nicolas Schwab (li.) mit dem Ballgewinn gegen Sven Wenzel.
Uwe Kellner
Gerade einmal 19 und 20 Jahre alt waren die Vertreter auf der Innenverteidigerposition, Nicolas Schwab und Julian Wolff, beim Baiersdorfer SV und während Marc Weiler auf der rechten Seite ebenfalls nur 20 Lenze zählt, brachte wenigstens Miguel Gonzales über links etwas an Erfahrung in den Baiersdorfer Abwehrriegel ein. Auch deswegen und weil weitere Spieler ersetzt werden mussten, war es überraschend, dass die Heimmannschaft gegen den gestandenen Landesligisten aus Pettstadt so gut ins Spiel kam. Eine saubere Kombination über die rechte Seite, ausgehend von Marc Weiler, landete sogleich auf dem Fuß von Sturmspitze Fabian Schwab. Der Neuzugang zog ab, der Ball hatte eine schöne Flugbahn, ging über den Torwart hinweg, landete jedoch nur auf der Querlatte. Unablässig setzte Baiersdorf nach und hatte im Anschluss die nächste große Tormöglichkeit. Spielführer Felix Günther flankte auf Senad Bajric und dieser setzte einen Kopfball aus kurzer Distanz aufs Tor, jedoch war Pettstadts Keeper Oliver Ochs mit einem blitzschnellen Reflex zur Stelle und lenkte das Spielgerät noch um den Pfosten. Auch in der Folge präsentierte sich Pettstadt nicht wie eine Mannschaft, die eine Auftaktniederlage wettmachen wollte, sondern stand wie eine typische Auswärtsmannschaft defensiv und konnte nur reagieren, anstatt selbst Akzente zu setzen. Baiersdorf beherrschte das Spielgeschehen und hatte eigentlich immer den Ball, lediglich einen Freistoß, den Mario Meth über die Mauer schoss, musste BSV-Keeper Marc Oertelt parieren. Folglich hatte Baiersdorf auch die nächste Hundertprozentige. Der agile Marc Weiler setzte sich über rechts durch, spielte scharf und präzise quer auf Florian Eichinger und dieser schloss an der Fünferlinie ab. Irgendwie brachte allerdings auch hier Torwart Oliver Ochs seine Hand an den Ball und lenkte ihn an die Unterkante der Querlatte. Sensationell. Weitere Möglichkeiten ließ die SVP-Abwehr um den Ex-Baiersdorfer David Friedrich nicht mehr zu und so retteten sie sich mit einem glücklichen 0:0 in die Pause.
Raum für Pettstadt. Miguel Gonzales (li.) versucht den Konter über Sven Wenzel zu unterbinden.
Uwe Kellner
In den ersten Minuten der zweiten Hälfte änderte sich nicht viel, jedoch schien Pettstadt gefestigter aus der Kabine gekommen zu sein und begann nun auch aktiv am Spielgeschehen teilzunehmen. Fabian Schwab testete gleich noch einmal Gästekeeper Oliver Ochs, doch auch seinen Schuss konnte der erfahrene Schlussmann parieren. Kurz darauf ereignete sich jedoch eine Situation, vor der Helmut Wolff gewarnt hatte, „es kann sein, dass uns in den entscheidenden Situation das Quäntchen an Erfahrung fehlt", ließ er im Vorfeld verlauten und gerade das traf nun zu. Nach einem geklärten Ball vergaßen seine Verteidiger auf den ballführenden Gegner herauszuschieben. So kam der Pettstädter Manuel Schwarm ungehindert zum Abschluss und durchstieß mit einem gezielten Schuss das Baiersdorfer Jungfernhäutchen zum 1:0 für die Gäste. Spielverlauf auf den Kopf gestellt. Baiersdorf war nun nicht mehr die Mannschaft aus der ersten Hälfte und gab das Spiel aus der Hand. In der Offensive war man zu ausrechenbar und hinten stand man nun ein wenig offener. Nach weiteren Möglichkeiten durch Konter fiel zehn Minuten vor dem Ende die Entscheidung für Pettstadt. Einen Freistoß an der linken Seite des Sechzehners spielte Mario Meth flach an der Mauer vorbei. Simon Friedrich kam entgegen und konnte den Ball ungehindert zum 0:2 im Tor unterbringen. „Der war so einstudiert, wenn man mal nicht so im Spiel ist, dann sind eben auch Standards entscheidend", erklärte Pettstadts Coach Manfred Schmitt die Aktion im Nachhinein. Im den letzten Spielminuten rannte Baiersdorf zwar noch an, brachte es aber zu keiner gefährlichen Tormöglichkeit mehr und blieb damit im ersten Landesliga-Spiel torlos, während des SV Pettstadt durch eine gewisse Reife und Cleverness einen Fehlstart in die Saison vermied.
Spielbericht eingestellt am 17.07.2014 00:36 Uhr