Noch gestern war zu lesen, dass Würzburgs Reservecoach Jochen Möhrike die Arbeit an der Mainaustraße als Zauberei empfinde. Zu grotesk mutet die aktuelle Lage bei den Zellerauern an. Nicht weniger als acht Stammspieler fallen im Kader der Landesligamannschaft aus. Selbst Ersatzkeeper Stefan Kühling durfte sich schon mehrmals im Sturm versuchen. Umso überraschender waren die Punktgewinne in Kitzingen und Frammersbach, wo Möhrickes Minimalisten vier Zähler ermauserten. Ähnliches sollte auch gegen das Schlusslicht aus Schweinfurt gelingen, gegen das der WFV-Übungsleiter wieder auf vier Positionen umstellen musste. Neben Joshua Heberlein stand die komplette Offensive mit Fabian Wilshues De Chavez, Maichael Schmidt und Jannik Fischer nicht zur Verfügung. So kam U19-Akteur Alexander Hatzenbühler zu seinem zweiten Einsatz und Mirco Pfeuffer und Muamer Celic sowie Kevin Spannagel rutschten in die Anfangself. Auch FT-Coach Thomas Freund musste seine Startformation, die Neustadt/Aisch einen Punkt abtrotzte, auf zwei Positionen verändern. Denn Sebastian Seubert und Henry Stenzinger begannen für Yannik Saal (Bank) und Lukas Englert.
A-Junior Alexander Hatzenbühler, der erst sein zweites Spiel im Herrenbereich machte, hatte mit Schweinfurts Nino Scheidler seine liebe Mühe und Not.
Alexander Rausch
Deutlich besser schienen die Gäste die neuerlichen Wechsel zu verkraften, denn die Anfangsphase gehörte klar dem Schlusslicht, das den Sieg im Kampf um den Klassenerhalt bitter nötig hatte. Bereits nach drei Minuten hatten die Hausherren Glück, dass sowohl Yannik Sprengers Schuss als Nino Scheidlers zweiter Versuch nach einer Scheidel-Ecke gerade noch geblockt werden konnte. Schweinfurt war das deutlich agilere Team und ließ die Blauweißen kaum in die Partie kommen. Zwar war die WFV-Reserve um einen kontrollierten Spielaufbau bemüht, leistete sich aber immer wieder Ungenauigkeiten und verlor so meist das Leder wieder im Mittelfeld wieder. Einen dieser Abspielfehler hätte David Pfister nach einer knappen Viertelstunde beinahe genutzt, verzog aber um Zentimeter. Die bis dahin beste Möglichkeit hatte wenig später aber Benjamin Freund. Doch der Flügelstürmer, hart bedrängt von Würzburgs Andreas Jazev, traf im Fallen nur den Außenpfosten (18.). Die Gastgeber fanden weiterhin kaum statt und konnten sich in der Folge nicht nur beim Aluminium bedanken, sondern auch bei ihrem Keeper Stefan Kunze, der mehrmals in höchster Not rettete. Bei David Pfisters zweiten Distanzversuch musste er noch nicht eingreifen, aber fünf Minuten später, als Yannik Sprenger alleine auf ihn zulief und das Leder ihm zwar durch die Beine, aber auch am rechten Pfosten vorbeischob (26.). Es sollte nicht das letzte Duell der beiden bleiben, denn kurz darauf klärte Würzburgs Schlussmann mit dem Fuß gegen Sprenger. Den Abpraller köpfte Sebastian Seufert dann an den Innenpfosten (34.). Doch Schweinfurts Chancenwucher hatte noch kein Ende. Nach einer weiteren Ecke war die WFV-Defensive erneut unsortiert, doch Benjamin Freund scheiterte völlig freistehend aus sechs Metern an Kunze (38.), der kurz vor der Pause nochmals die Dienste seines Gehäuses in Anspruch nahm. Ulrich Scheidel war aus 30 Metern zum Freistoß angetreten, hatte diesen aber an die Latte gesetzt (43.). Es war zum Verrückt werden. Würzburg brachte kaum einen Fuß auf den Boden und Schweinfurt erspielte sich Chance um Chance, war das klar dominierende Team, doch die Anzeigetafel zeigte weiter 0:0 an, als der gut leitende Schiedsrichter Holger Hofmann zum Pausentee bat.
Einen Schritt zu spät kommt Schweinfurts Keeper Simon Mai gegen Gerhard Liebler.
Alexander Rausch
WFV-Coach Jochen Möhricke reagierte zur Pause und brachte für den etwas überforderten Alexander Hatzenbühler Gerhard Liebler, der die wacklige Defensive in der zweiten Hälfte deutlich stabilisierte. Schweinfurt hingegen wirkte nach Wiederanpfiff noch nicht ganz auf dem Platz und musste prompt die bittere Pille schlucken. Denn mit dem ersten sauber zu Ende gespielten Angriff gingen die Gastgeber in Führung. Kevin Markert war auf dem rechten Flügel enteilt, flankte maßgenau auf Muamer Celic, der in der Mitte nur noch den Fuß hinhalten musste und damit das Spielgeschehen komplett auf den Kopf stellte (49.). Schweinfurt war sichtlich geschockt, versuchte sich aber zu berappeln und nach Standardsituationen zum Erfolg zu kommen. Doch wie in Durchgang eins, fehlte erst Sebastian Seubert (53.) und dann Ulrich Scheidel die nötige Präzision (58.). Zudem verteidigten die Blauweißen nun merklich aggressiver und gaben den Gästen kaum mehr Räume für schnelle Kombinationen, so dass es die Freien Turner fast nur noch aus der Distanz versuchten. Aber wiederum David Pfister verzog deutlich (61.). Auf der anderen Seite jagte Pascal sachs das Leder aus 18 Metern dem fast beschäftigungslosen Simon Mai in die Arme. Die Heimelf gestaltete die Begegnung nun deutlich ausgeglichener und beinahe erhöht. Doch Simon Mai hielt seine Farben mit einer tollen Fußabwehr gegen Pascal Sachs im Spiel (70.). Würzburg verdiente sich allmählich sein Führung und Schweinfurt kam kaum noch gefährlich vor das gegnerische Tor. Ulrich Scheidels Freistoßhammer, den WFV-Goalie Stefan Kunze sicher aus der Luft pflückte, war die letzte Torannäherung der Gäste (78.), denn die Hausherren machten den Sack wenig später per Doppelschlag zu. Erst hatte Kevin Spannagel den als Feldspieler eingewechselten Stefan Kühling nach einem Konter mustergültig bedient (79.), ehe der gelernte Torwart nach einem Markert-Freistoß, den FTS-Schlussmann Simon Mai wieder fallen ließ, goldrichtig stand und abstaubte (82.).
Damit war die Begegnung entschieden und die Schweinfurter Spieler schlichen nach dem Schlusspfiff wie geprügelte Hunde von der Sepp-Endres-Sportanlage. Denn sie wussten, dass gegen harmlose Würzburger deutlich mehr drin gewesen wäre, gemessen an der Vielzahl der klaren Möglichkeiten im ersten Durchgang. Somit rückt der Klassenerhalt für die freien Turner in weite Ferne, beträgt der Abstand zum rettenden Ufer nun bereits satte zehn Zähler. Würzburg hingegen liegt weiter knapp über dem Strich, aber nur dank des gewonnenen direkten Vergleichs gegen die punktgleichen Kitzinger.
Spielbericht eingestellt am 05.04.2015 00:24 Uhr