"Ich erwarte eine Reaktion auf das 1:5. Die werden sich hier nicht ergeben. Wenn es uns gelingt, in Führung zu gehen und dann nachzulegen, werden sie wohl irgendwann nachlassen. Bis dahin wird es allerdings scheppern“, vermutete FCL-Trainer Oliver Müller, doch sein Gegenüber Stefan Riegler hatte anderes vor. Statt Scheppern setzte er auf Stabilisierung seiner zuletzt so anfälligen Hintermannschaft. Ein Unterfangen, das durch zwei grobe Schnitzer ins Wanken gebracht wurde. Die mutige Schlussoffensive des TSV kam zu spät.
Unorthodox, aber effektiv: Edisan Berisha (re.) schüttelt Daniel Oppel im Zweikampf ab.
Bernd Riemke
Der Minutenzeiger hatte das Ziffernblatt noch keine dreimal umrundet, da stand Gochsheim schon die Glücksgöttin Fortuna Pate. Bei einem langen vertikalen Ball gab es aufgrund mangelnder Kommunikation Abstimmungsprobleme und so lenkte Daniel Oppel das Spielgerät mit der Fußspitze am verdutzten Keeper – allerdings auch um einige Zentimeter am Tor vorbei. Die Szene sollte dennoch symptomatisch sein, denn bevor Gochsheim sich auf seine eigene Offensive besann, lag die Riegler-Elf mit 0:2 in Rückstand und leistete beide Male gehörig Schützenhilfe. Das jüngste 1:5 in Lengfeld steckte den Hausherren noch spürbar in den Socken. Der TSV stand betont tief und rückte selbst nach Ballgewinnen nicht zwingend nach, so dass die Angriffsbemühungen der Gastgeber ein äußerst laues Lüftchen abgaben. Die Korbstädter attackierten phasenweise hoch und provozierten auf diese Weise auch Balleroberungen, präsentierten sich aber insgesamt sehr geduldig im Spielaufbau – zumal sie vom TSV auch die Zeit und Ruhe dazu bekamen. Das 0:1 war dann sauber herauskombiniert und von Leon Holzheid über die linke Seite ebenso initiiert wie abgeschlossen. Er spielte mit seinen Mitstreiterin trotz Bedrängnis der TSV-Viererkette einen doppelten Doppelpass und durfte anschließend von der Strafraumkante mit seinem schwächeren rechten Fuß das linke untere Toreck anvisieren. Unter gütiger Mithilfe von Torhüter Busse trudelte das Leder schließlich über die Linie. „Das war sicher nicht optimal, aber aus solchen Fehlern lernt man“, hatte Trainer Riegler nach dem Schlusspfiff schon wieder aufmunternde Worte für seinen 19-jährigen Keeper parat. Ohne zu brillieren, aber mit der sicheren Spielkontrolle und jener knappen Führung gingen die Gäste in die Kabinen, auch weil dem glücklosen Janosch Sommer bei der einzigen nenneswerten Möglichkeit der Gastgeber drei Minuten vor dem Halbzeitpfiff der Ball freistehend über den linken Schlappen rutschte.
Leon Holzheid (li.) war ein unbequemer Gegenspieler. Das bekam auch Alexander Derra zu spüren.
Bernd Riemke
Der zweite Durchgang begann gefühlt mit einer Vorentscheidung. Anstelle das Leder tief in der eigenen Hälfte an der Außenlinie zu klären, ließ die Gochsheimer Verteidigung Christopher Schaller das Leder ergattern. Dieser gab es ins Zentrum, wo Pfadenhauer gedankenschnell auf Daniel Oppel durchsteckte, der anschließend keine Mühe hatte, mutterseelenallein mit der Innenseite zum 0:2 zu vollstrecken (53.). Jetzt reagierte Coach Riegler und brachte mit Kummer sowie Meusel frische Kräfte für die Offensive, die sich auch gleich tatkräftig einfügten. Gochsheim suchte nun zeilstrebiger mit langen Bällen hinter die gegnerische Abwehrreihe den Weg nach vorne und im gleichen Maße ließ sich Lichtenfels das sicher geglaubte Spiel zunehmend aus der Hand nehmen. Die klareren Möglichkeiten ergaben sich zwar für die Gäste, doch die spielten ihre Konterangriffe nun selten sauber zu Ende, so dass für den TSV immer noch das Prinzip Hoffnung regierte. In der 78. Minute schwappten die Emotionen schließlich über, als Yannick Sprenger an der Strafraumgrenze in einen Zweikampf mit Keeper Weise ging, der vor seinem Tor als letzter Mann klären musste. Beim Zusammenprall Beider sahen die Anhänger der Gastgeber ein klares Foulspiel mit der Aussicht auf den Roten Karton und einen Elfmeter, doch der Unparteiische ließ die Partie weiterlaufen. Nach je einem Abseitstor lief bereits die Nachspielzeit, als eine Ecke von der linken Seite flach durch den FCL-Strafraum rauschte, bis Moritz Pfister nur noch die Innenseite hinhalten musste. Jegliche Hoffnung für die bislang sieglose Elf um Kapitän Tino Kummer wurde jedoch unmittelbar nach dem Anstoß zunichte gemacht. Diesmal behielt Lichtenfels in Überzahl gegen die aufgerückte Hintermannschaft Ruhe und Übersicht. Dem kurz zuvor eingewechselten Kevin Kleylein blieb es vorbehalten, freistehend im Strafraum abschließen zu dürfen. Über den verdienten Sieg des FCL gab es nach dem Schlusspfiff keine zwei Meinungen, der unermüdliche Wille seines Teams, das sich insbesondere in der letzten halben Stunde tapfer gegen die drohende Niederlage stemmte, stimmte Stefan Riegler indes positiv, dass sich alsbald positive Ergebnisse abzeichnen werden. Der FC Lichtenfels feierte seinen zweiten Auswärtssieg in der laufenden Serie und blickt nach drei Siegen aus vier Spielen auf einen gelungenen Saisonstart.
Gegen den heranrauschenden Janosch Sommer (re.) bereinigt Martin Hellmuth die Situation.
Bernd Riemke
Spielbericht eingestellt am 02.08.2022 23:29 Uhr