Von wegen es geht für Neudrossenfeld um nichts mehr? "Wir wollen so schnell wie möglich die 40-Punkte-Marke knacken und unsere Serie weiter ausbauen", so TSV-Coach Werner Thomas vor der Partie. Von Geschenken oder lockerem Ausklingen wollte er nichts wissen. Vielmehr wollte der Neudrossenfelder Trainer weiter eine ähnliche Vorstellung wie zuletzt sehen: In den letzten Spielen stand die Defensive sicher. Das war in der Vorrunde nicht immer der Fall. Was ist da passiert? "Wir haben uns mittlerweile als Team gefunden. Wir arbeiten als Kollektiv gut zusammen", lobt der ehemalige Torjäger seine Elf, warnt diese aber auch vor der FSV-Offensive: "Da müssen wir die richtige Balance zwischen Offensive und Defensive finden und dürfen ihnen keine Räume für Konter anbieten." Eingespielt sollten die Hausherren jedenfalls gewesen sein: Werner Thomas musste seine seine Elf im Vergleich zum Kasendorf-Spiel nur auf einer Position verändern. Für Urlauber Johannes Hilla rutschte Kevin König in die Partie. Bei den Gästen saß der angeschlagene Dominik Düngfelder erst einmal außen. Ansonsten lief die Pötzinger-Elf in Bestbesetzung auf. Am vergangenen Wochenende hatten die Kicker vom FSV Bayreuth Gelegenheit, für die nächsten kraftraubenden Wochen Kräfte zu tanken, nachdem das Heimspiel gegen Buch den Regenfällen der Tage zuvor zum Opfer fiel. Ob sie dabei ihren Spielrhythmus eingebüßt hatten oder sich die Regeneration auszahlte, sollte das Derby in Neudrossenfeld zeigen. Gegen die individuell stark besetzte TSV-Elf sah FSV-Coach Jörg Pötzinger seine Mannschaft jedoch nicht chancenlos und rechnet sich eine reelle Chance aus. Eine hohe Laufbereitschaft waren hierbei Voraussetzung für ihn.
Ab durch die Mitte: Marc Kellner (rot) tankt sich gegen Julian Pötzinger (li.) und Kevin König durch.
Thomas Nietner
Enttäuschen sollten die Gästen ihren Coach in der Anfangsphase keinesfalls: Der Aufsteiger ging die Partie forsch an, stand hoch und lief den Gegner früh an. Die Gäste waren in den Anfangsminuten einfach wacher als die Grün-Weißen, die nicht so recht in das Spiel finden wollten. "Da passten die Laufwege oftmals nicht", analysierte TSV-Verteidiger Florian Ascherl. So leistete sich die Heimelf im Mittelfeld immer wieder den einen oder anderen Ballverlust. Davon ließ sich offenbar auch TSV-Schlussmann Jan Kapitz anstecken: Der Keeper vertändelte den Ball an FSV-Torjäger Alexander Koßmann und hätte so fast für die Gästeführung gesorgt. Aber mit vereinten Kräften konnten die Hausherren die Situationen gerade noch einmal klären. Das machte den Gästen jedoch Mut, das Tempo weiter hoch zu halten und den Weg nach vorne zu suchen. Erstmal mussten sie auf der Gegenseite aber erst einmal kurz Durchschnaufen, als Louis Engelbrecht nur knapp an einer Flanke vorbeischrammte. Die besseren Möglichkeiten hatten aber weiterhin die Gäste. Immer wieder fanden die Bayreuther die Lücke in der TSV-Abwehr. So auch Außenverteidiger Lorenz Röthlingshöfer, der beinahe die Führung für die Gäste erzielt hätte, als er nach einem feinen Schnittstellenpass alleine auf Keeper Jan Kapitz zulief. Der Winkel wurde aber letztendlich zu spitz. "In der Anfangsphase müssen wir das 1:0 machen", wusste FSV-Verteidiger Guido Menzel um die vergebene Möglichkeit, in Führung zu gehen. Das sollte sich rächen. Nicht etwa weil Neudrossenfeld endlich den Schalter umlegen sollte, sondern weil Sebastian Lattermann kurz seine individuelle Klasse und Schlitzohrigkeit aufblitzen ließ. Einen Freistoß an der Mittellinie führte der ehemalige Altstädter blitzschnell aus und überraschte mit dem Fernschuss auch FSV-Keeper Patrick Pachelbel, der weit vor seinem Tor stand. Eine direkte Schuldzuweisung konnte man den Torwart aber nicht machen. "So einen Schuss wagst auch nur du", so der Keeper zu dem Torschützen, der sich damit einmal als "Türöffner" für die Grün-Weißen erwies. "Den Keeper würde ich gar keinen Vorwurf machen. Die Torhüter sollen immer mitspielen. Und von der Mittellinie kassierst du einmal in deiner Karriere ein Tor. Ansonsten fischte du alle anderen Bälle raus", sprach auch der ehemalige Kasendorfer-Coach und Ex-Schlussmann Michael Werzer am Spielfeldrand den Schlussmann frei von Schuld. Doch die Gäste ließen sich vom Rückstand nicht weiter schocken und zogen ihr Spiel weiter durch. Mit dem Ausgleich sollte der gute Auftritt in der ersten Hälfte aber nicht mehr belohnt werden. Die Führung der Heimelf schmeichelte der Thomas-Elf zu diesem Zeitpunkt.
Julian Pötzinger packt gegen Marc Kellner die Grätsche aus.
Thomas Nietner
"Die erste Hälfte hat mich an unser Spiel gegen Kasendorf erinnert: Wir sind schwer in die Partie gekommen. Da hatten wir auch zwei, drei brenzlige Situationen zu überstehen. Da hätte der FSV durchaus in Führung gehen können", resümierte TSV-Coach Werner Thomas und traf damit den Nagel auf den Kopf. In der zweiten Halbzeit stand seine Elf aber weitaus besser und ließ kaum mehr etwas zu. Lediglich Steffen Taubenreuther hätte bei einem Klärungsversuch fast ins eigene Tornetz getroffen. Auf der anderen Seite scheiterte Angreifer Louis Engelbrecht frei vor FSV-Keeper Patrick Pachelbel, der zuvor mit dem Herauslaufen gezögert hatte. Die Partie war weiter offen. Doch die Zeit lief gegen die Bayreuther, die nicht mehr zu den Torchancen der ersten Hälfte kamen. "In der zweiten Hälfte haben wir das Mittelfeld weiter beherrscht und nur noch ein, zwei Chancen herausgespielt, aber zum Torerfolg sollte es leider nicht reichen. Vielmehr kassieren wir einen Konter. Das war es dann", haderte Guido Menzel mit dem Spielverlauf. In der 74. Spielminute machte Sebastian Lattermann mit seinem zweiten Treffer den Deckel auf den Heimsieg der Grün-Weißen. "Zuvor haben wir die Konter nicht gut zu Ende gespielt", bemängelte Werner Thomas die Offensivaktionen seiner Elf. Beim Vorstoß von Louis Engelbrecht hatter er dann nichts mehr zu kritisieren: Der Angreifer legte auf den Torjäger quer, so dass dieser nicht nur seinen Doppelpack schnüren konnten, sondern auch gleichzeitig seinen 20. Saisontreffer erzielte. "Ich hatte ja aus dem Kasendorf-Spiel etwas gutzumachen", entschuldigte sich der Neudrossenfelder fast schon für seine beiden Treffer. Das Lob seiner Mitspieler war ihm aber nach dem 2:0 sicher. "Als wir dann das zweite Tor gemacht haben, war die Partie entschieden. Den Konter haben wir gut ausgespielt", wusste TSV-Verteidiger Florian Ascherl, dass damit die Messe gelesen war. In der Schlussphase ließen die Hausherren nichts mehr anbrennen und stellten damit eindrucksvoll unter Beweis, warum sie seit mittlerweile über 360 Spielminuten ohne Gegentor sind.
Guido Menzel (rot) kann vor Louis Engelbrecht klären.
Thomas Nietner
"Insgesamt haben wir alle gut gegen den Ball gearbeitet. Das gefällt mir aktuell sehr gut", zeigte sich TSV-Coach Werner Thomas nach der Partie zufrieden mit seiner Elf. Florian Ascherl ordnete den siebten Heimsieg eher in die Kategorie "Arbeitssieg" ein, mit dem die Neudrossenfelder die angepeilte 40-Punkte-Marke knackten. Nach zehn Punkten aus den letzten vier Spielen ist der ehemalige Bayernligist sogar wieder auf Tuchfühlung zu Platz fünf und springt zumindest über Nacht auf den siebten Tabellenrang. Anders die Situation bei den Gästen. Dort haderte Jörg Pötzinger noch immer mit den Entscheidungen des Schiedsrichtergespanns. Ein Punkt wäre sicherlich verdient gewesen für die Wagnerstädter. Mit etwas Glück hätten es aber auch gut und gerne drei Zähler sein können, wenn man die eine oder andere Chance in der Anfangsphase genutzt hätte. Der Auftritt macht aber dennoch weiter Mut: Wie ein Absteiger präsentierte sich die FSV-Elf unter den Augen des Pegnitzer Trainers Heiko Gröger, der am Ostersamstag mit seiner Elf auf dem Weinberg antreten muss, sicherlich nicht. Das sah auch Guido Menzel so: "Neudrossenfeld war heute einfach abgezockter als wir. Einen Punkt hätten wir uns aber allemal verdient." Nun müssen die Bayreuther gegen Dergahspor dringend punkten.
Spielbericht eingestellt am 01.04.2017 22:41 Uhr