Dabei konnte Dergahspor-Coach Taner Koc in seinem ersten Spiel beim neuen Club noch lange nicht seine beste Formation aufs Feld schicken. Gleich fünf Urlauber muss er aktuell ersetzen - vier Neuzugänge und ein Jugendspieler standen in der Startelf. Auf der anderen Seite hatte Markus Hässler bis auf Sebastian Schott und den langzeitverletzten Fabian Gabler alle Mann an Bord. Im Gegensatz zum Pokalcoup schickte er Kapitän Bächer wieder aufs Feld, beorderte Neuzugang Felix Lang dafür auf die Bank. Mit Pascal Hager und Kevin König hatte er zum Saisonstart zwei Neuzugänge auf dem Feld.
Der omnipräsente Burhan Karasu vernascht hier Fabian Elbl und Fernando Redondo.
Andreas Bär
König avancierte dabei zum ersten großen Pechvogel der Saison. Der letztjährige Neudrossenfelder hatte auf der rechten defensiven Seite komplett verwachst und schon nach 13 Minuten war die erste Partie im Selbitzer Trikot für ihn beendet. Nicht ohne vorher den ersten Gegentreffer verschuldet zu haben. Ein punktgenauer Pass in die Nahtstelle zwischen Edelmann und den Außen erlief sich der pfeilschnelle Karasu, der König überlief und eiskalt einsandte (8.). Fünf Minuten später wusste sich König an der Mittellinie gegen den erneut mit höchstem Tempo auf ihn zusprintenden Karasu nur mit einem Trikotzupfer zu helfen - Schiedsrichter Scharf zog konsequent den Roten Karton. Eine durchaus harte, aber aufgrund der Spielsituation absolut vertretbare Entscheidung. Sieben Minuten danach war der Käse eigentlich gegessen. Ein Schuss Kevin Winters wurde abgeblockt, der Gegenkonter über die erneut viel zu hochstehende Selbitzer Zentrale landete über Walthier wieder bei Karasu, der alleine vor dem bedauernswerten Möschwitzer - mit Abstand stärkster Selbitzer an diesem Nachmittag - im Stile eines von seinen Manndeckern verlassenen Torjägers vollstreckte (20.). Nur eine Minute später erneut Möschwitzer im Fokus: Dieses Mal klärte er vor dem erneut alleine vor ihm auftauchenden Karasu (er wurde - müßig, zu erwähnen, erneut von Walthier geschickt) und bewahrte seine Farben vor einem Desaster. Noch zwei Mal rückte er in den Blickpunkt: Als er Karasu das Leder vom Schlappen klaute (35.) und gegen Yilmaz Sieger blieb (36.). Seinen eigenen Stellungsfehler bügelte Yannick Schuberth kurze Zeit später aus, als er Yilmaz' Schussversuch zur Ecke lenken konnte (38.).
Ex-Bayernligakicker Berkan Caglar behält die Oberhand gegen Martin Damrot.
Andreas Bär
Nach dem Pausentee schien Selbitz erholt und hatte in der Kabine anscheinend sämtliche in die Beine gespielte Knoten erfolgreich entwirrt. Mit der Hereinnahme von Felix Lang sah es fünf Minuten lang sogar so aus, als könne die Hässler-Elf die Partie noch einmal spannend machen. Der ernsthafte Abschluss freilich fand nicht statt, weshalb Bechloul Mehmet im Dergah-Kasten recht beschäftigungslos blieb. Gerade als es so aussah, als würden die Hausherren einen Gang aus ihrem immens lauf- und kraftintensiven Pressing an vorderster Front herausnehmen und Selbitz sich gefangen schien, klapperte es binnen zwei Minuten wieder zwei Mal im Möschwitzer-Kasten. Erst bediente der gerade eingewechselte Vidal Kevin Walthier, der seiner starken Leistung mit dem Treffer die Krone aufsetzte, ehe Doppeltorschütze Burhan Karasu Demir Hasaj mustergültig in Aktion spielte und der abschloss. Die Schlussphase war dann etwas für Fußballästheten. Die Hausherren versuchten, zu zaubern und taten dies zeitweise auch. Aus 16 Metern verzog Karasu knapp (84.), Vidal verpasste eine Hereingabe Karasus um Haaresbreite (86.) und der überragende Karasu ließ Damrot stehen und visierte den Pfosten an (90.). Der Vollständigkeit halber: Nach dem Ehrentreffer durch einen an ihn selbst verschuldten Elfmeter von Winter hatte Selbitz noch ein dickes Ding. Bächer verpasste nach einer feinen Stafette der beiden Joker Strootmann und Felix Lang aus aussichtsreicher Diagonalposition nur um einen Wimpernschlag.
Mit der Hypothek des Fehlstarts - der miserabele Platz darf nicht als Ausrede gelten, da die technisch versierten Nürnberger damit keinerlei Probleme hatten, hoffen die Selbitzer nun darauf, im Heimspiel gegen Baiersdorf zu punkten, um nicht schon komplett fehlgestartet nach Vach reisen zu müssen. Auf der anderen Seite muss Taner Koc jetzt erst einmal auf die urlaubenden Karasu und Vidal verzichten. Am Mittwoch geht es zum Aufsteiger SV Poppenreuth. Dort will Koc nachlegen, um eine gute Basis für eine sorgenfreie Saison zu legen.
Spielbericht eingestellt am 20.07.2015 10:06 Uhr