33. Spieltag in der Landesliga Nordost, im letzten Punktspiel vor heimischer Kulisse empfing der FC Eintracht Bamberg die SpVgg Selbitz und konnte, bei erfolgreichem Ausgang für die Blau-Violetten, sogar auf die vorzeitige Meisterschaft hoffen. Dafür müsste aber die Konkurrenz mitspielen, der SC Feucht war beim bereits gesicherten FC Röslau gefordert, Neudrossenfeld erwartete den ebenfalls geretteten TSV Buch. "Wir schauen nicht auf die anderen Plätze, sondern wollen unsere Aufgabe erledigen. Die Jungs haben unter der Woche einen guten Eindruck hinterlassen", wollte FCE-Coach Michael Hutzler aber wenig von den Zwischenständen der anderen Partien wissen. Mit der SpVgg Selbitz trafen die Domstädter auf einen Gegner, der schon vor dieser Partie als Tabellenvorletzter feststand und über die Relegation die Chance hat, auf Landesebene zu verbleiben. "Wir wollen hier nichts abschenken, sondern uns gut verkaufen und die Null halten", gab sich Gästecoach Florian Narr-Drechsel kämpferisch.
Clever schirmt FC-Kapitän Maximilian Großmann (vo.) das Spielgerät vor Marcel Gebhardt (hi.) ab.
Hendrik Kowalsky
Im Bamberger Fuchsparkstadion ergriffen die Gastgeber sofort die Initiative und nutzten schon nach fünf Minuten ihre erste klare Chance eiskalt aus. Über den rechten Flügel fand der FC Eintracht eine Lücke in der Selbitzer Viererkette, der aufgerückte Marco Schmitt bediente Tobias Ulbricht, nach dessen Ablage Patrick Görtler zum 1:0 einschob! Ausgerechnet Görtler, im Hinrundenduell mit fünf Toren der Garant des 7:1-Erfolgs, brachte den Spitzenreiter in Front. Mit zwei schnellen Pässen wurde der Selbitzer Abwehrverbund ausgehebelt, ein Start nach Maß für die Hausherren. Sechs Minuten später wieder die Hutzler-Elf, Tobias Ulbricht steckte zu Lukas Schmittschmitt durch, der jedoch in Gästekeeper Andreas Schall seinen Meister fand. Bis hierhin ließen die Blau-Violetten keinerlei Zweifel an ihrer mentalen und spielerischen Stärke aufkommen, zwar versuchte Selbitz bei Konterangriffen für Torgefahr zu sorgen, der stets anspielbare Tjark Gerull wurde jedoch zu selten in die Tiefe geschickt. Zu Chancen kam in dieser Phase nur der Klassenprimus, wirkte im Spielaufbau aber zuweilen etwas behäbig. Es bestand die Gefahr, sich von den um Kompaktheit bemühten Gästen aus dem Frankenwald in Sicherheit wiegen zu lassen, umso wichtiger hätte der schnelle zweite Treffer sein können. In der 24. Minute hätte Lukas Schmittschmitt fast das 2:0 erzielt, nach technisch starker Vorarbeit von Tobias Ulbricht zischte Schmittschmitts Geschoss aber knapp links vorbei. Fünf Zeigerumdrehungen später überschritt der Ball aber doch die Torlinie der SpVgg, wieder ging es über den rechten Flügel schnell und als Lukas Schmittschmitt eine flache Hereingabe in den Sechzehner brachte, lenkte Marcel Gebhardt das Leder unglücklich ins eigene Gehäuse! Auf der Gegenseite kam Tjark Gerull wenig später zur ersten und einzigen echten Torchance für den Vorletzten, endlich einmal wurde der spritze Angreifer mit einem brauchbaren Anspiel versorgt und setzte sogleich zum Sololauf an, scheiterte aus elf Metern aber am stark parierenden Fabian Dellermann. Die Chance auf dem Anschlusstreffer war dahin, stattdessen sorgte Marco Schmitt 180 Sekunden später für die Vorentscheidung. Erneut setzte sich der starke Rechtsverteidiger auf dem Flügel durch und zog in den Strafraum, ehe Schmitt aus spitzem Winkel zum 3:0 für den FC Eintracht einschoss! Fast zeitgleich ging auch der SC Feucht in Röslau in Führung, Neudrossenfeld lag bereits mit zwei Treffern vorne, der Traum der Meisterschaft vor eigener Kulisse rückte in die Ferne. Nichtsdestotrotz spielten die Domstädter weiter munter nach vorne und hätten durch Maximilian Großmann noch vor der Pause das vierte Tor nachlegen können. Nach feinem Doppelpass mit Patrick Görtler tauchte der Kapitän frei vor Keeper Schall auf, scheiterte im Duell der Kapitäne aber knapp. Somit blieb es zur Pause bei der komfortablen 3:0-Führung der Gastgeber, die ihrer Favoritenrolle absolut gerecht wurden.
Besser als Robin Renner (vo.) springt Nicky Eichelkraut (hi.) dem hohen Ball entgegen und setzt sich im Kopfballduell durch.
Hendrik Kowalsky
Auch der Schlussabschnitt gehörte klar dem Tabellenführer, mit spielerischer Leichtigkeit und konsequentem Pressing störte der FC Eintracht Selbitz schon weit in der eigenen Hälfte und dominierte nun mehr oder weniger nach Belieben. Die vor der Pause noch ordentliche Gegenwehr der Selbitzer ließ nun auch nach, mehrere kleinere Gelegenheiten auf das 4:0 ließen die Domstädter jedoch verstreichen. Eine aussichtsreiche Freistoßposition bekam Bamberg dann nach 66 Minuten zugesprochen, in halblinker Position legte sich Lukas Schmittschmitt den Ball zurecht, scheiterte aber an Andreas Schall. Der Abpraller fiel Tobias Ulbricht vor die Füße, der im Grätschen ans Aluminium traf. Doch erneut reagierten die Hausherren gedankenschnell, Maximilian Großmann setzte nach und drückte das Leder in seinem womöglich letzten Heimspiel für die Blau-Violetten über die Linie. Für das Team von Florian Narr-Drechsel ging es mittlerweile nur noch darum, Schadensbegrenzung zu betreiben und die Räume so eng wie möglich zu machen. Das gelang nur bedingt, immer wieder kamen die noch hungrig auf weitere Treffer wirkenden Gastgeber mit Tempo in die Gefahrenzone, machten aus ihren Gelegenheiten aber zu wenig. In der 76. Minute kam jedoch der Moment von Marc Reischmann, nach sauberer Balleroberung ließ der Leitwolf gleich vier Selbitzer Gegenspieler stehen, dribbelte in den Strafraum und schoss zum 5:0 unter die Latte ein! Ein toller Treffer des Mittelfeldakteurs, der aufgrund eines vorher klar erkennbaren Foulspiels aber eigentlich nicht hätte zählen dürfen. Entsprechend lautstark protestierten die Selbitzer, allen voran Marcel Findeiß, der sich für allzu harsches Reklamieren binnen einer Minute Gelb und Gelb-Rot abholte. So verständlich die Proteste der SpVgg waren, so wenig entscheidend war diese Szene allerdings auch, die Partie war längst gelaufen. Und daher tat sich in der Schlussphase nicht mehr allzu viel, die Hausherren schalteten einen Gang zurück, Selbitz vermied eine noch höhere Klatsche.
Eindeutig zu spät kommt Richard Vanek (re.) gegen Lukas Schmittschmitt (li.), der Bamberger Rechtsaußen bekommt den fälligen Freistoß zugesprochen.
Hendrik Kowalsky
Zweifellos verdient gewinnt der FC Eintracht Bamberg also zum vierten Mal in Serie und geht in der Pole Position in den letzten Spieltag. Von Beginn an untermauerten die Gastgeber ihre Ambitionen, das Eigentor zum 2:0 beseitigte die verbliebenen Zweifel am zwölften Heimsieg der Saison. Von der SpVgg Selbitz war recht wenig zu sehen, nur gelegentlich unternahm der Abstiegsrelegant einmal Ausflüge in des Gegners Hälfte. Mindestens die Aufstiegsrelegation der FC Eintracht nun sicher, aufgrund des Feuchter Auswärtssieges steht die Entscheidung um die Meisterschaft aber noch aus. Und so muss das Team von Michael Hutzler beim auf Rang 16 liegenden Baiersdorfer SV nochmal alles abrufen und einen kühlen Kopf bewahren, um den Titel und den damit verbundenen Durchmarsch in die Bayernliga zu schaffen. Der hinterlassene Eindruck an diesem Samstagnachmittag war jedenfalls ein positiver, das junge Team hält alle Zügel selbst in der Hand und scheint mit der Situation gut umgehen zu können. Auch Selbitz ist noch einmal im Ligaalltag gefordert, gegen den SC Großschwarzenlohe gilt es nochmal Selbstvertrauen zu tanken, ehe die Frankenwäldler in den anschließenden Ausscheidungsspielen um die Landesliga kämpfen.
Spielbericht eingestellt am 11.05.2019 18:11 Uhr