Zum vorletzten Spieltag vor der Winterpause in der Landesliga Nordost empfing der Tabellendritte, SV Friesen, den Siebten, TSV Neudrossenfeld. Die Gastgeber - noch mit der Wut der ärgerlichen 2:3-Niederlage beim FSV aus Bayreuth im Bauch - dürfen sich im Hinblick auf den Relegationsplatz keine größeren Ausrutscher mehr erlauben, denn der ASV Pegnitz, bei dem man nächste Wochen antreten muss, sitzt den Grün-Weißen im Genick. Die Gäste hingegen führen das gesicherte Mittelfeld an, wollten sich aber für die 0:2-Hinspielniederlage zu Saisonbeginn revanchieren. Beide Trainer konnten fast aus dem Vollem schöpfen. Bei Friesen fehlte nur Philipp Beetz wegen Auslandsstudium. Beim Gast aus Neudrossenfeld nur die verletzten Alexander Bayer und Bartosz Partyka. SV-Trainer Christoph Böger warnte vor dem Gegner und sagte: "Wir wissen um die Schwere der heutigen Aufgabe, weil Neudrossenfeld weit unter ihren Möglichkeiten bisher geblieben ist und zu wenig Punkte mit ihrem spielerischen Potenzial, das vorhanden ist, eingefahren hat. Deswegen gehe ich von einem Match auf Augenhöhe aus, das bis zuletzt spannend sein wird. Wir spielen immer offensiv, das sagt unsere Aufstellung schon aus. Wir brauchen einen Sieg, das weiß auch der Gegner, der sich aller Voraussicht nach „hinten reinstellen wird." TSV-Coach Peter Schmidt meinte: "Wir stehen nicht unter Zugzwang, nach vorne ist der Zug abgefahren, aber nach hinten kann man schnell reinrutschen. Weil wir in den letzten vier Spielen kein Tor geschossen haben, was auch ne Kopfsache ist, erwarte ich, wenn ich die Platzverhältnisse anschaue, hier kein schönes Spiel. Wer nen Leckerbissen erwartet, soll wo anders hinfahren, denn heute sind Tugenden wie Kampf und Einsatz gefragt!"
Flugeinlage von Gästestürmer Hannes Küfner (li.) und Friesens Johannes Müller (re.).
Gudrun Koch
So begann das Match bei sonnigem Wetter und fast frühlingshaften Temperaturen im Frankenwaldstadion in Friesen auf zwar gutbespielbarem, aber doch tiefem Boden. Die Gastgeber mit 4-1-4-1-System, die Gäste mit 4-2-2-2. Und die Grünen aus Neudrossenfeld hatten auch gleich die erste Möglichkeit nach einer Sebastian-Lattermann-Flanke von der rechten Seite auf David Rau, der die Kugel elegant mit der Brust annahm, doch sein Schuss aus 14 Metern verfehlte sein Ziel um gut einen Meter. Auf der anderen Seite, mit viel Ballkontakten Maurice Koch immer wieder ankurbelnd - ebenfalls, nachdem der Ball in die Mitte gespielt wurde, sehenswert aus der Luft die Ballannahme mit rechts und sogleich weiterleitend auf seinen linken Fuß Aleksander Hurec - dessen Abschluss mit links noch zur Ecke abgeblockt wurde. Die anschließende Ecke von rechts, getreten von Friesens Rene Schubart, aber eine sichere Beute von Gästekeeper Matthias Küffner wurde. Es war ein schneller Beginn von beiden Mannschaften, die versuchten, so schnell wie möglich in die gegnerische Hälfte zu gelangen. Als nächstes setzte sich Heimakteur Tobias Dalke energisch gegen zwei Gästespieler durch, doch sein 22-Meter-Hammerschuss ging weit über den Gästekasten. Friesen versuchte das Spiel zu machen und zu einem Überzahlspiel zu gelangen, aber Neudrossenfeld hielt dagegen und war bei seinen Gegenangriffen nicht ungefährlich. Denn wenn Sebastian Lattermann, Hannes Küfner und Patrick Sudol den Vorwärtsgang einlegten, wurde es für die Heimdefensive um Dominik Zwosta, Lars Meyer, Frederic Martin und Kevin Roger brenzlig. Immer wieder wurde bei der Heimmannschaft Maurice Koch in der Zentralen gesucht, der aber meist durch die Mitte keinen Weg fand, da die Räume eng waren und kaum Platz vorhanden war. Zu wenig wurde das Flügelspiel bei den Platzherren genutzt, wo Rene Schubart auf rechts und Marcel Lindner auf der linken Außenbahn lauerten. Heim-Torjäger Aleksander Hurec hatte einen schweren Stand, sich in der Mitte gegen kompakte und nicht zimperlich agierende Neudrossenfelder durchzusetzen. Denn nach und nach wurde die Partie härter und härter und der Unparteiische hatte „alle Hände“ voll zu tun, den Überblick zu bewahren. Friesen wollte mit offensivem Kombinationsfußball zum Erfolg kommen, aber der tiefe Boden und die massive, vielbeinige Gästeabwehr erschwerte den schwarz-weißen Frankenwäldlern, in aussichtsreichste Positionen zu gelangen. Bei den Gästen probierte es David Rau einfach mal aus 30 Metern, aber der Ball war keine Gefahr für Heimschlussmann Tobias Mayer, der kaum ernsthaft geprüft wurde. Als SV-Angreifer Marcel Lindner sich gut durchtankte, wurde er kurz vor dem Gästestrafraum von den Beinen geholt. Doch Tobias Dalke schlenzte die Kugel aus 20 Metern aus halbrechter Position angeschnitten mit links nur um Zentimeter über den rechten Torwinkel. Und Marcel Lindner war es bei den Einheimischen erneut, als er sich auf links durchsetzte und nach innen flankte. Gästeabwehrspieler Stefan Ermer unterschätzte den nassen und rutschigen Untergrund und verpasste den Ball. Der hinter ihm lauernde Aleksander Hurec spekulierte auf dessen Fehler, kam zwar an das Leder, wurde aber beim Abschluss aus sieben Metern mit Körpereinsatz der Gästeverteidigung noch abgedrängt. Hierbei wurde es laut bei den Heimanhängern, die einen Elfmeter bei dieser Aktion für ihre Mannschaft sahen, der junge Mann mit der Pfeife es aber anders sah und weiterspielen ließ, was zu etlichen Diskussionen im weiten Rund des Frankenwaldstadions führte. Aber Friesen hatte seine Schwierigkeiten mit den Gästen, die sehr früh angriffen und störten, was den eigenen Spielaufbau erschwerte. Als SV-Akteur Lars Meyer mit Gästespielführer Lukas Engelmann aneinandergeriet, unterbrach der Schiedsrichter die Partie. Er holte beide zu sich und gab ihnen zu verstehen, dass beim nächsten mal „Schicht im Schacht“, das heißt härter bestraft wird. Die letzten Möglichkeiten für die Platzherren ergaben sich vor der Pause durch einen Kopfball nach einer Ecke für Rene Schubart und gleich darauf für den gleichen Akteur nochmals nach einer Ablage von Tobias Dalke, aber der Ex-Frohnlacher und Bayreuther wurde im letzten Moment abgedrängt. Auch Tobias Dalke setzte sich nochmals hervorragend im Gästestrafraum in Szene. Er drehte sich um die eigene halbe Achse, verlud dabei zwei Gegenspieler und kam zu Fall. Die Heimfans forderten erneut lautstark Strafstoß, aber der Schiedsrichter samt Assistenten sahen es anders. Somit blieb es beim torlosen Spielstand, womit beide in die Kabine gingen.
Harter Zweikampf zwischen Patrick Sudol (li.) vom Gast und Maurice Koch (re.) von den Platzherren.
Gudrun Koch
Nach der Pause das gleiche Bild - bei den Gästen kam Johannes Hilla für Steffen Taubenreuther auf das Spielfeld. Friesen drückte und Neudrossenfeld, bei denen vom unermüdlich rackernden Sechser Patrick Sudol - der über eine „Pferdelunge“ verfügen muss - die meiste Gefahr ausging. Denn was der Ex-Coburger bei den Gästen unterwegs war, das war der ehemalige Mitwitzer Johannes Müller bei den Gastgebern, der ebenfalls durch Einsatz und Laufbereitschaft glänzte. Und wieder war es Heimakteur Tobias Dalke nach Zwosta-Vorlage von rechts, der das „Runde nicht im Eckigen“ aus 18 Metern unterbrachte. Doch bei einem der wenigen Entlastungsangriffe der Gästeelf ein unnötiges Foul im Heimsechzehner durch Marcel Lindner an Gästestürmer Hannes Küfner. Der schlaksige Angreifer stand mit dem Rücken zum Platz an der Außenlinie und wurde übereifrig hart zu Fall gebracht. Völlig richtig diese Elfmeterentscheidung, was auch kaum zu Protesten der Gastgeber führte. Gästespieler Patrick Sudol übernahm die Verantwortung und verwandelte sicher flach in die untere linke Ecke von ihm aus gesehen zum 0:1 in der 61. Minute. Kaum war wieder angepfiffen, da fuhr Neudrossenfelds David Rau dermaßen hart Rene Schubart in die Parade, wofür der Übeltäter den Gelben Karton hierfür sah. Die Heimmannschaft erhöhte den Druck und mit Powerplay - fast alle Akteure tummelten sich nun in und um den Sechzehner der Gästeelf - versuchte man den Ausgleichstreffer zu schaffen. Diesen hatte Rene Schubart auf dem „Latschen“, als er unverhofft, nachdem die Gästedefensive Schwerstarbeit verrichten musste, aus sieben Metern halblinks mit links abzog. Aber der Teufelskerl im Gästegehäuse, Matthias Küfner, hielt den Vorsprung und seine Manschaft im Spiel, als er mit einer Reflex-Glanzparade das Leder wegboxte. Und als Rene Schubart aus sechs Metern nach Dalke-Flanke wieder per Kopf am Gästeschlussmann scheiterte, verzweifelten die Heimfans - die mit Fanfaren und Presslufttröten ihre Mannschaft anfeuerten - langsam, denn langsam lief den Frankenwäldlern die Zeit davon. Ein taktisches Foul hinter der Mittellinie von TSV-Kapitän Lukas Engelmann an Aleksander Hurec, von dem in der zweiten Hälfte nicht mehr so viel zu sehen war, brachte Zeit und Luft und verhinderte einen schnellen Angriff der Heimmannschaft. In der Schlussphase wurde es nochmal turbulent, worüber sich Gästetrainer Peter Schmidt mehrmals lautstark aufregte. Zunächst gerieten Lars Meyer vom SV und vom TSV Patrick Sudol heftig aneinander, wobei der Heimakteur einmal die Gelbe Karte bekam und der Gästespieler zuerst wegen Ballwegschießens und dann als er durch dem Gerangel nochmals Gelb, also Gelb-Rot sah. In der dreiminütigen Nachspielzeit nochmals eine Nervenprobe für die Heimfans, denn nach einer Ecke von Frank Fugmann von rechts jagte Frederic Martin den Ball aus zwölf Metern mit links in die Wolken des Friesener Himmels, danach war Schluss.
Es war eine kampfbetonte Auseinandersetzung, in der die Gäste die „Glücklicheren“ waren, denn die Heimelf hatte genügend Chancen, brachte aber den Ball nicht im Tor der vielbeinigen und auch zur Sache gehenden Neudrossenfelder Mannschaft unter. Damit vergaben die Böger-Schützlinge nach der Schlappe in Bayreuth erneut wichtige Zähler um den zweiten Platz. Somit nahmen die Gäste erfolgreich Revanche für die erlittene 0:2-Heimniederlage aus dem Hinspiel.
Spielbericht eingestellt am 24.11.2012 21:49 Uhr