Die letzte Begegnung zwischen beiden Teams am 13. Mai endete 6:2 für Hüttenbach. In der Tabelle der vergangenen Saison lagen zwischen der SpVgg (Dritter) und dem SC (Zwölfter) zwar neun Plätze, aber nur sechs Punkte Differenz. Dementsprechend wurde ein Spiel auf Augenhöhe erwartet, was es in 90 spannenden, aber nicht hochklassigen Minuten auch wurde. Der Hüttenbacher Trainer Karl-Heinz Leißner, der den SC Rupprechtstegen in der Jugend und im Herrenbereich insgesamt 13 Jahre lang trainierte (zuletzt bis 2010 in der Bezirksliga), traf zum Auftakt somit auf seinen Ex-Verein und auf eine Reihe ihm sehr gut bekannter Spieler. „Rupprechtstegen muss man erst mal schlagen“, so Leißner respektvoll. Trotz der sehr guten Platzierung aus der abgelaufenen Saison gibt sich der Hüttenbacher Coach nach drei schwerwiegenden Abgängen (Julius Reutter, Daniel Schulz, Steven Spiegel) und derzeit zwei Langzeitverletzten (Andreas Biemann mit Kreuzbandriss und der linke offensive torgefährliche Mittelfeldspieler Manuel Scharrer mit Verdacht auf Kreuzbandriss nach einem erlittenen Foul im Pokalspiel beim FC Wichsenstein) realistisch: „In der momentanen Situation ist das Ziel der Klassenerhalt. Das A und O ist die mannschaftliche Geschlossenheit. Das muss wieder unsere Stärke sein“, so Leißner. Für das Derby fehlte zudem Dennis Loch (beruflich verhindert) und Julian Scharrer (Muskelfaserriss). Das Spielsystem 4-4-2 bleibt unverändert, die überwiegend positiven Ergebnisse aus der Vorbereitungsphase stimmten positiv. Ähnlich gut verlief die Vorbereitung – was die Resultate betrifft - beim SC Rupprechtstegen. Doch auch Trainer Roland Winkler muss mit einem relativ kleinen Kader, der zudem derzeit recht ausgedünnt ist, das Beste daraus machen. Jens Leissner (letztjähriger Torschützenkönig der Liga mit 21 Treffer, 50 Prozent aller SCR-Saisontore) steht bis zur Winterpause aus beruflichen und privaten Gründen nicht für die Erste Mannschaft zur Verfügung. Für das Hüttenbach-Spiel fielen mit Uwe Gerstacker (drei Wochen in der Schweiz), Uwe Stiegler (Urlaub) und Jörg Mielewski weitere Stammkräfte aus. Tobias Leissner, neu von der eigenen U19 der JFG Oberes Pegnitztal, erkämpfte sich einen Platz in der Startelf. Neu im Sturm ist seit dieser Saison Nico Döhring (vorher Mittelfeld und Abwehr) neben Sinan Sahin. „Für uns als kleiner Verein ist es schon schwierig. Wir müssen schauen, dass wir sportlich in der Bezirksliga überleben können“, meinte Winkler bescheiden. Für das Auftaktspiel hatte sich der SCR aber wie gewohnt einiges vorgenommen: „Wir wollen schon drei Punkte holen. Wir kennen die Stärken und Schwächen des Gegners. Es könnte die Tagesform entscheiden“. Vor dem Spiel hatte Winkler noch ein großes Lob an Trainer-Kollege Leißner parat, der ihm eine fußballerisch starke Mannschaft hinterlassen hat, was in der Region fast einzigartig ist.
Nach 47 Sekunden köpfte der Rupprechtstegener Nico Döhring (in Rot) einen Eckball knapp über das Tor.
Ralph Strobel
Bei sonnigen Temperaturen waren die Akteure so richtig „heiß“ auf den Saisonauftakt, zumal rund 350 Zuschauer eine prächtige Kulisse bildeten. Die erste Torchance hatten die Gäste, die nach wenigen Sekunden bereits einen Eckball erkämpften. 47 Sekunden waren gespielt, als Nico Döhring hochstieg, aber mit seinem Kopfball knapp über das Tor zielte. Davon aufgeweckt zeigten nun die Hüttenbacher, was in ihnen steckt: Kevin Micholka zog eine Freistoßflanke aus halblinker Position hoch und weit in den Strafraum, die Rupprechtstegener Abwehrspieler waren nicht im Bilde und Stürmer Nico Elterlein (letzte Saison noch in der U19 der SpVgg aktiv) sagte per Kopfball „Danke“ - 1:0 (5.). Die Gäste waren noch nicht richtig auf dem Platz, da stand es bereits 2:0: In abseitsverdächtiger Position (kein Vorwurf an das gute Schiedsrichtergespann, es war eine knappe Entscheidung) stand plötzlich Nico Elterlein 18 Meter frei vor der Kiste und ließ sich diese Chance nicht nehmen - 2:0 (14.). Doch Rupprechtstegen brach nicht auseinander, sondern fand mit zunehmender Spieldauer besser ins Match. Nach einem Eckball von Kapitän Marco Schönhöfer, Dreh- und Angelpunkt der SCR-Spiels, köpfte Michael Stiegler über das Gehäuse (24.). In Minute 33 entschied Landesliga-Referee Andreas Dinger (23, TSV Bischofsgrün), der mit seinen beiden jungen Assistenten insgesamt überzeugte, auf Foulelfmeter und Gelb für Andreas Gruner. Bei der Ausführung des fälligen Strafstoßes rutschte Schütze Marco Schönhöfer fast aus, verwandelte aber zum 2:1. Zwei Minuten später forderten die Rupprechtstegener Anhänger nochmals Elfmeter, doch bei einem Zweikampf mit Nico Döhring wäre der Pfiff übertrieben gewesen (35.). Somit gingen die Gastgeber mit einem knappen Vorsprung in die Kabinen.
Voll fokussiert: Michael Gebsattel (rechts) und der Hüttenbacher Verteidiger Thomas Kampfer.
Ralph Strobel
Beide Teams begannen den zweiten Durchgang ohne Auswechslungen. Rupprechtstegen übernahm als Auswärtself in Rückstand nun das Kommando und drängte auf den Ausgleich. Auf dem kleinen A-Platz agierten die SCR-Spieler aber nicht wie gewohnt mit sehenswerten Spielzügen, sondern operierten ungewohnt und zu oft mit langen und hohen Bällen – bei anhaltend fehlender Durchschlagskraft im Angriff. Hüttenbach stand defensiv gut und kompakt organisiert und ließ fast nichts zu. In der Vorwärtsbewegung hatte die SpVgg zwischenzeitlich wenig zu bieten. Micholka wollte mit einem 30-Meter-Freistoß SCR-Keeper Stefan Singer (der nächste Woche an der Hüfte operiert werden soll; der kurzfristig vom FC Hersbruck verpflichtete Bernd Homm – der in München studiert und wohnt – soll ihn aushilfsweise ersetzen) mit einem Heber überlisten – aber der Ball segelte über das Tor (60.). In Minute 66 zog SCR-Trainer Roland Winkler seinen ersten Joker: Der insgesamt blasse Sinan Sahin verließ das Feld, es kam Daniel Übler, Michael Gebsattel rückte neben Döhring in den Angriff. Doch bei Hüttenbach brannte auch noch Feuer namens Nico Elterlein & Co. In Minute 69 setzte Elterlein eine weite Freistoßflanke per Kopf über das Tor. Ein Freistoß aus 40 Metern von Micholka wurde zum Aufsetzer und landete an der Latte. Der anschließende Eckball brachte nichts Zählbares ein (70.). In Minute 72 hätte es 3:1 für Hüttenbach stehen können. Doch Timm Loch schoss einen Foulelfmeter (Schunk an Elterlein) links am Tor vorbei. Eine Minute später war wieder der auffällige Youngster Elterlein im Brennpunkt des Geschehens, als er den Torhüter elegant ausspielte, aber die Lederkugel knapp am langen Pfosten vorbeisetzte (73.). Da Hüttenbach den berühmten Sack nicht zumachte, blieb Rupprechtstegen im Spiel, die weiterhin deutliche Vorteile in Punkto Spielanteile und Ballbesitz hatten. In Minute 81 kam dann Joker Nummer Zwei beim SCR: Offensivspieler Thomas Huber für Tobias Leissner. Drei Minuten später war es dann Huber, der sich über die linke Seite durchsetzte, schön mit Übersicht den Ball im Strafraum zurücklegte und Marco Schönhöfer (auch wenn er den Ball nicht optimal traf) den Ball über die Linie drückte - 2:2. Der Gäste-Kapitän wusste, wie er jubeln wollte: Er startete durch in Richtung Trainer Roland Winkler und umarmte ihn, worauf gleich einige andere Spieler in die kleine Jubelorgie einstimmten. In der letzten Spielminute war auf der Gegenseite der stets torgefährliche Nico Elterlein, der in den Vorbereitungsspielen schon etliche Tore erzielte, nochmals durch. Doch in halblinker Position zog er nicht zielstrebig genug in Richtung Tor – die Chance auf den Siegtreffer war dahin. Schiedsrichter Andreas Dinger, der nur drei Gelbe Karten (je eine bei den Foulelfmetern und eine wegen Reklamierens) zückte, pfiff nach einer Nachspielminute die faire Partie ab.
Die SpVgg Hüttenbach begann stark und hätte das Spiel bei mehr Treffsicherheit für sich entscheiden müssen. Mit verändertem Personal im Vergleich zur letzten Saison und bei vorherrschendem Verletzungspech läuft noch nicht alles rund. Das Potenzial ist vorhanden, aber begrenzt. Bei vier Direktabsteigern müssen sich die Hüttenbacher zunächst mit dem Klassenerhalt beschäftigen und hierfür Punkte sammeln. Im Prinzip ist der „Fall“ SC Rupprechtstegen (in der letzten Saison 40 Punkte, ein Platz vor den Abstiegsrängen) ähnlich gelagert wie die causa Hüttenbach: Der SCR hat ebenfalls die Substanz, die Liga zu erhalten. Doch in diesem Jahr wird es wohl mindestens genauso schwer, vier Teams in der Tabelle hinter sich zu lassen. Die SpVgg Hüttenbach spielt am kommenden Sonntag, 29. Juli um 15 Uhr beim BOL-Absteiger BSC Erlangen. Der SC Rupprechtstegen erwartet zur gleichen Zeit die SG 83 Nürnberg/Fürth. Hüttenbach und Rupprechtstegen begegnen sich bereits in zwei Tagen wieder: Denn am Dienstag, 24.Juli um 18.30 Uhr spielen beide Teams im Toto-Pokal auf Kreisebene im Achtelfinale gegeneinander. Spielort ist Rupprechtstegen.
Spielbericht eingestellt am 22.07.2012 23:40 Uhr