Es kann und darf keine Ausrede sein, wenn man Spieler aufgrund von Verletzung oder Erkrankung ersetzen muss, um eine derartige Leistung abzurufen. Nach den 90 Minuten im Derby gegen Röttenbach muss man sich fragen, wie die SpVgg bis jetzt vier Siege einfahren konnte. Doch in Halbzeit Zwei stellte sich die qualitativ wesentlich besser besetzte Röttenbacher Elf auf das gleiche Niveau ein. Beide Seiten ließen Lauf- und Kampfbereitschaft vermissen und glänzten zum Schluss mit Fehlpässen und ungenauen Zuspielen. Am Ende zählen aber nur die Punkte, und die haben die Röttenbacher eingefahren – egal wie.
Milan Todorovic (links) kann viel mehr, als er zeigte. Daniel Vogel versucht ihn hier bei der Ballannahme zu stören.
Christian Dotterweich
Nach dem munteren Beginn konnte keiner der 300 Zuschauer ahnen, dass es am Ende ein Grotten-Kick wird. Denn das Derby startete druckvoll von beiden Seiten. Ein unheimlich fleißiger Roland Bauer beschäftigte die Heßdorfer nicht nur, sondern stellte diese immer wieder vor große Probleme. Der 26-Jährige sprühte geradezu vor Spielfreude. Doch es war dem offensiven Mittelfeld-Mann, Milan Todorovic, vorbehalten das erste Tor bejubeln zu dürfen. Unbedrängt konnte er am langen Pfosten abziehen, nachdem Tommaso Cavallo die Ecke maßgerecht brachte. Da waren gerade mal acht Minuten gespielt. Die Gäste setzen die Heßdorfer derart unter Druck, dass diese sich überhaupt nicht aus der Umklammerung befreien konnten und immer wieder zu Fehlern gezwungen wurden. Diese spielerische Übermacht nutzte der Kreisliga-Aufsteiger nur sieben Minuten nach dem Führungstreffer zum zweiten Tor. Einen Lapsus in der Heßdorfer Abwehr nutzte Roland Bauer eiskalt aus. Der 0:2-Rückstand nach einer Viertelstunde warf die Heßdorfer völlig aus dem Konzept. Jedoch konnte man nicht erkennen, wie sie dies wieder gerade biegen wollten – oder konnten. Stefan Marxers Kopfball (20.) erreichte zwar nicht sein Ziel, es war aber bezeichnend, dass der Kapitän die erste Chance hatte. Denn der Rückkehrer aus Bruck war in einer außerordentlich schwachen Mannschaft noch der, der sich wenigstens bemühte, den Ball forderte und einen klugen Pass spielen konnte. Hätte Milan Todorovic in der 22. Minute aus kürzester Distanz nicht den Pfosten, sondern ins Netz getroffen, wären die Heßdorfer wohl vollends eingebrochen. Auch dies sollte sich im Spiel wiederholen und die Schwäche der Gäste aufzeigen. Sie vergaben zu gute Chancen. Heßdorf wusste sich nur mit langen Bällen in die Spitze zu helfen, was für die gut stehende TSV-Viererkette allerdings nicht für allzu große Aufregung sorgte. Mit ganz schwachen 45 Minuten verabschiedete sich die Spielvereinigung in die Kabinen.
In der ersten Halbzeit war Roland Bauer (links) überhaupt nicht zu stoppen und narrt hier Tobias Gumbrecht mit einem Beinschuss.
Christian Dotterweich
Die Heßdorfer waren nun zumindest sichtlich bemüht, die erste Halbzeit vergessen zu lassen. Und die Röttenbacher stellten das Spielen in der folgenden Dreiviertelstunde gänzlich ein. Eine spielerisch stärkere und bissigere Mannschaft hätte die Partie gegen einen derart passiven Gegner wohl gedreht. Nicht aber Heßdorf. Durch das Zurückziehen der Röttenbacher hatten die Heßdorfer nun wohl eine optische Überlegenheit. Doch unter dem Strich blieben sie unglaublich harmlos – im Gegensatz zu den Schwärmen von Stechmücken, die die Zuschauer piesackten. Die in Unschuldsweiß gekleideten Gäste beschränkten sich auf gelegentliche Konter – ohne Fortune und Inspiration. In der Kabine muss Enzo Penna trotz der 2:0-Führung sehr laut geworden sein. In der zweiten Halbzeit fehlten dem Italiener teilweise die Worte, ob der dargebotenen "Leistung" seiner Mannschaft. Es lag sicher nicht am Unparteiischen, dass die Heßdorfer das Spiel nicht mehr drehen konnten. Denn als der Ball nach einer unglücklichen Rettungstat von Dennis Zyder im eigenen Tor landete, hatte der Referee kurz vorher abgepfiffen. Also nicht mal ein Eigentor war den Heßdorfern als Treffer vergönnt. Eine Orgie an Leichtsinns- und Abspielfehlern lieferten beide Mannschaften dann ab. Die Sonne ging unter und die meisten Zuschauer wünschten sich, dass der Schiedsrichter doch bald abpfeifen möge. Es war nicht mehr mit anzusehen – und kalt! Man muss klar sagen, dass dies alles, nur kein Bezirksliga-Fußball war. Als nach 90 Minuten alle erlöst wurden, hätte man den Zuschauern eigentlich ihr Eintrittsgeld wieder zurückgeben müssen. Den Röttenbacher Spielern kann es egal sein, deren Trainer aber nicht. Die einen waren zu faul mehr zu machen, den anderen fehlte es ganz einfach an der Qualität.
Spielbericht eingestellt am 23.09.2010 22:21 Uhr