Noch lange nach Spielende saßen alle Jahn-Spieler samt den Reservisten auf dem Rasen, um mit ihrem Trainer das Unfassbare zu verarbeiten. Mit den besten Vorsätzen angereist, wollte der BOL-Meister seinem alten Rivalen aus Bruck die Grenzen aufzeigen. Die junge Mannschaft von Normann Wagner sollte daran glauben. Sie sollte herhalten, für den ersten Forchheimer Sieg. Doch erst überrollte der Heimverein den Gast und führte verdient mit 1:0. Und dann bewies die Brucker „Krabbel-Gruppe“ eine wahnsinnige Moral, als sie einen 1:4-Rückstand wettmachte. Vier Tore hüben, vier drüben. Die einen recht unerfahren, die anderen … zu dumm?
Glanztat von Forchheims Keeper Sebastian Raasch, der den Ball gerade noch über die Latte lenken kann.
Christian Dotterweich
Mit ihrer gewohnten 4-4-1-1-Taktik wollte die Sportvereinigung Jahn Forchheim in Bruck die ersten dreifachen Punkte holen. Das nahmen sie sich vielleicht vor. Doch was sie die erste Viertelstunde zeigten, war weit weg von dem, was man den unbedingten Willen und dem anderem seinen Willen aufzwingen nennt. Überhaupt nicht präsent, zu langsam, zu ideenlos lief der Jahn dem Ball und dem Gegner hinterher. Mit ihrer jugendlichen Unbekümmertheit spielten die Brucker auf. Bereits nach zwei Minuten brannte es im Forchheimer Strafraum, als Ferdinand List alleine durch die Jahn-Abwehr marschierte. Die Bayernliga-Reserve setzte das um, was der Jahn-Trainer eigentlich von seinen Jungs erwartete. Der Jahn schien überhaupt noch nicht anwesend, während die schnellen und spritzigen Brucker wirbelten. Nur ein Freistoß in der neunten Minute von Tobias Ulbricht deutete annäherungsweise Gefährlichkeit an. Ansonst war es die Heimmannschaft, die sich folgerichtig in der 15. Minute selbst belohnte: Nach einem Eckball auf den kurzen Pfosten war Abwehrmann Sebastian Müller per Kopf zur Stelle. Auf der anderen Seite blieben zwei Eckbälle vom Jahn harmlos wie ein zahnloser Hund. Hinzu kamen ungenaue Zuspiele in die Spitze. Doch nach dem Gegentor wurde den Forchheimern bewusst, dass wie etwas tun mussten. Zehn Minuten nach dem Rückstand war es wieder einmal Tobi Ulbricht, der einen Freistoß schön annahm und mit einem Drehschuss zum Ausgleich traf. Zusammen mit Alexander Roth im Sturmzentrum legten diese beiden ihre Landesliga-Reife mit „gut“ ab. Denn nach einem Pass von Mario Feulner jubelte nur drei Minuten später überglücklich vor Freude der Jahn-Stürmer über seinen allerersten Treffer. Der Doppelschlag zur Führung gab den Gästen die Sicherheit und Dominanz, die deren Trainer sehen wollte. Normann Wagner indes ärgerte sich über die einfach gespielten Bälle, die zu den Gegentoren führten. Zehn Minuten vor der Halbzeit zeigte Alex Roth den richtigen Riecher, als der Brucker Keeper einen Ulbricht-Schuss abprallen ließ. Roth staubte ab: 1:3. Nach einem Abwehrfehler hätte Sekunden vor der Halbzeit Jochen Strobel den Anschlusstreffer erzielen können, doch Sebastian Raasch war zur Stelle. Trotz Rückstand blieb den Erlangern die Kenntnis, dass die Forchheimer Abwehr alles andere als unüberwindbar ist.
Nervöse Anspannung vor einem Erlanger Eckball im Forchheimer Strafraum.
Christian Dotterweich
Die junge Brucker Mannschaft begann so, wie sie schon mit dem Anstoß startete: Entweder es fiel noch ein Gegentor, oder der Rückstand kann irgendwie wett gemacht werden. So drängte die Wagner-Truppe die Hutzler-Truppe weit in die eigene Hälfte. Als sie dem Anschlusstreffer so nahe waren – Sebastian Raasch ließ einen Sagkidis-Schuss abprallen – rollte der Ball ins Tor und Tobias Ulbricht jubelte. Begünstig durch einen Brucker Abwehrfehler traf der Forchheimer Torschütze vom Dienst zum 4:1 (56.). Drei Tore Vorsprung, vier auswärts erzielt: Das sollte eigentlich reichen? Doch die Extra-Einheit zur Einübung von Standards machte sich dermaßen für die Brucker ausbezahlt, dass die Forchheimer am Schluss nicht wussten, wie ihnen geschah. Mit drei Kopfball-Toren egalisierte die willensstarke und nie aufgebende Brucker Elf den Drei-Tore-Rückstand: 60. Minute, Freistoß in die Mitte, Dario Cords hält den Kopf hin, 2:4. 68. Minute, Flanke Simon Georgiadis, Sebastian Müller nickt ein, 3:4. 70. Minute, Ecke Ferdinand List, Jochen Strobel steht am kurzen Pfosten, 4:4. Nach der verspielten Führung kam der Jahn nicht mehr zurück ins Spiel.
Was bleibt, ist die Forchheimer Fassungslosigkeit, auch im vierten Spiel ohne Sieg dazustehen. Normann Wagner konnte mit dem Punkt schon eher zufrieden sein, wenngleich nur die Moral seiner Elf passte. Mit vier Gegentoren war er nicht gerade überschwänglich glücklich.
Spielbericht eingestellt am 10.08.2010 23:29 Uhr