Der Zweite der Bezirksliga Unterfranken Ost gegen den Tabellen-16. der Landesliga Nordwest – das größere Selbstvertrauen brachte der SV-DJK Oberschwarzach mit. Nach dreizehn ungeschlagenen Spielen, zwölf davon nach der Winterpause, setzte sich die Mannschaft um das Spielertrainerduo Simon Müller und Alexander Gress sensationell im Zweikampf gegen den TSV Forst durch. Am letzten Spieltag fiel die Entscheidung durch einen 3:1-Sieg in Bad Kissingen zu ihren Gunsten. Vor fünf Jahren spielten in die Grünweißen noch in der A-Klasse, drei Meisterschaften und die Plätze neun und drei in der Bezirksliga später um den Aufstieg in die Landesliga. Wer eine solche Entwicklung erwartet hätte, als Müller und Gress im Sommer 2011 in ihrem Heimatort zurückkehrten, „den hätten wir wahrscheinlich für verrückt erklärt“, sagen die beiden Spielertrainer heute. Vor fünf Jahren stieg Bayern Kitzingen in die Landesliga auf. Hinter dem Traditionsverein aus der Großen Kreisstadt liegt eine schwierige Saison, vor allem gekennzeichnet von personellen Problemen. 23 Punkte ist eigentlich keine Ausbeute, die zum Klassenerhalt reichen sollte. Da die Kitzinger Bayern am letzten Spieltag beim bereits feststehenden Meister in Schweinfurt aber ein torloses Unentschieden erzielten und Eintracht Bamberg zeitgleich in Röllbach den Kürzeren zog, setzten sich sie im direkten Vergleich gegen den punktgleichen Konkurrenten durch. So darf die Mannschaft von Trainer Björn Auer als Vorletzter im Nachsitzen auf den Klassenerhalt hoffen. Als sie nichts mehr zu verlieren hatten, spielten die Kitzinger in Schweinfurt derart befreit auf, das ihnen diese unbeschwerte Einstellung Mut für die Relegation machen darf.
Florian Gaubitz (Kitzingen, re.) fährt Alexander Greß (Oberschwarzach) in die Parade.
Jürgen Sterzbach
Zum letzten Saisonspiel in Bad Kissingen änderte das Spielertrainerduo Simon Müller und Alexander Gress die Anfangsformation auf drei Positionen. Für Eric Renno, Felix Schilling und Jonas Günther spielten Andreas Mayer, Lorenz Dülk und Philipp Mend von Beginn an. Ohne eine Änderung zur vorherigen Partie in Schweinfurt stellte Kitzingens Trainer Björn Auer seine Elf auf. In punkto Einsatz und Einstellung setzten die Gäste dort an, wo sie zuletzt aufgehört hatten. Oberschwarzach startete dagegen bewusst offensiv. Bei der ersten Aktion im gegnerischen Gefahrenbereich musste Kitzingens Torhüter Florian Nöth vor Simon Müller zur Ecke klären. Auch die zweite Gelegenheit gehörte gleich der Heimelf, als Müller von rechts einbog und den in der Mitte wartenden Philipp Mend bediente. Der legte den Ball noch an einem Verteidiger vorbei, doch ein zweiter blockte dessen Schuss ab. Die Hausherren besaßen in der ersten Viertelstunde den größeren Anteil am Ballbesitz, Kitzingen stand dagegen defensiv sicher. Ein erster Ansatz ergab sich für die Gäste, als Sebastian Stumpf den zu früh gestarteten Maximilian Wunder mit einem Steilpass schickte, doch Wunder war zuvor einen Schritt ins Abseits gelaufen. Einen Freistoß André Hartmanns fing Oberschwarzachs Torhüter Sebastian Röckelein und ein Kopfball Phillip Schlarbs nach Hartmanns Ecke ging über das Tor. Oberschwarzachs teils überhastetes Spiel nach vorne zeigte sich mit Torschüssen, die ihr Ziel verfehlten. Philipp Mend oder Andreas Bauer prüften das Fangnetz. Aussichtsreich wurde es nach einer halben Stunde, als Müller frei vor dem gegnerischen Tor erschien, Nöth schon ausgespielt hatte, doch Schlarb auf der Linie klärte. Es war die zweite große Chance Oberschwarzachs und die dritte folgte, als Müller noch einen Verteidiger verlud, doch mit seinem Schuss vom Strafraumeck das Tor knapp verfehlte. Oberschwarzachs Vorhaben, schnell in Führung zu gehen, scheiterte, da Kitzingen defensiv konzentriert arbeitete. Jedoch fehlten den Gästen die Chancen von der Güte des Gegners. Nach Schlarbs flachem Anspiel warf sich ein Verteidiger in den Schuss Stumpfs. Es war kurz vor deren Ende die aussichtsreichste Gelegenheit Kitzingens der ersten Halbzeit.
Philipp Mend (Oberschwarzach, li.) und Jossef Jabiri (Kitzingen) im Zweikampf.
Jürgen Sterzbach
Sturm und Drang setzten die Oberschwarzacher nach dem Seitenwechsel fort. Als Andreas Bauer alleine vor dem gegnerischen Tor den Ball zu kontrollieren versuchte, warf sich Nöth dazwischen und behauptete die Situation. Mitte der zweiten Halbzeit, als sich eine Zeit lang keine nennenswerte Aktion ergeben hatte, bewahrte erneut Nöth die Seinen vor einem Rückstand, als er Mends Pass auf Müller im Herauslaufen klärte. Auch Alexander Gress konnte Kitzingens Torhüter mit einem direkt auf das Tor geschossenen Freistoß nicht überwinden. Die Gäste hatten in der Zwischenzeit zwei ihrer drei Wechsel vollzogen. Ahmed Bakare und Shawn Hilgert belebten fortan deren Offensivspiel, zugleich wurde daraus mit der Einwechslung Tolga Arayicis eine klare Ansage Auers, für die Schlussphase mit den drei spielstarken Akteuren auf den finalen Schlag zu setzen, ohne dabei die defensive Grundordnung aufzugeben. Als Oberschwarzach auf seiner rechten Seite den Ball verlor, schaltete Florian Gaubitz mit einem Pass in die Spitze schnell um. Stumpf zog von der Außenbahn noch ein paar Schritte nach innen und wuchtete den Ball vom linken Strafraumeck zum 1:0 rechts oben in den Winkel. Das Tor setzte den bis dato an Chancen und Anteilen überlegenen Hausherren mächtig zu. Als sie versuchten, weiter anzurennen, setzte Kitzingen über die nun offenen Außenbahnen zum nächsten Schlag an. Stumpfs Vorarbeit auf rechts nutzte der mit einem Querpass bediente Tolga Arayici zum 2:0, indem er mit dem Ball und an Röckelein vorbei durch den Fünfmeterraum ins Tor rutschte. Nur zwei Minuten später versetzte Kitzingen dem taumelnden Gastgeber den Knock-out. Als der pfeilschnelle Bakare auf rechts von keinem Gegenspieler zu halten war, erreichte seine Hereingabe in den Fünfmeterraum Shawn Hilgert am zweiten Pfosten, der zum 3:0 ins leere Tor einschob. Oberschwarzachs kraftlose Versuche, in den letzten Minuten zumindest noch um ein Tor zu verkürzen, stellten eine sichere Beute für Kitzingens Schlussmann dar.
Große Freude bei Bayern Kitzingen: Sportleiter Kabil Jabiri mit Betreuer Niklas Müller.
Jürgen Sterzbach
Kitzingen gewann in Oberschwarzach mit 3:0 und erzielte seinen ersten Sieg nach zuvor elf sieglosen Spielen. Für die Hausherren endete dagegen eine Serie von dreizehn ungeschlagenen Partien. War Oberschwarzach so schlecht? Nein, ganz im Gegenteil. Sie zeigten eine gute Leistung und zählten bis zur letzten Viertelstunde ein Chancenplus. War Kitzingen so gut? Auf jeden Fall weitaus besser als in den meisten Spielen zuvor. Zudem konnte Auer erstmals seit langer Zeit personell wieder eine Auswahl treffen und mit Wechseln ins Spiel eingreifen. Warum dann das Ergebnis? Weil Kitzingen lange Zeit mit fast schon stoischer Gelassenheit die Angriffe des Gegners aushielt. Oberschwarzach agierte überhastet und verrannte sich vor allem im Abschluss. Eine ungewöhnlich schwache Chancenverwertung ihrer Mannschaft räumten Müller und Gress anschließend ein. Zeitweise erweckte das Spiel den Eindruck, dass Kitzingen offensiv bewusst mit angezogener Handbremse agieren würde, und sie schließlich löste, als sich der Gegner ausgetobt hatte. Mehrmals zögerte Auer Arayicis Einsatz heraus, bis er bei eigenem Ballbesitz das Kommando zum Wechsel gab. Wer von Bayern Kitzingen noch den Eindruck der letzten Wochen und Monate hat, sollte diesen vergessen. Vor dem Spiel in Schweinfurt, als die auf den letzten Platz gefallene Mannschaft bereits abgeschrieben war, hatte diese Elf nichts mehr zu verlieren. Im Gefühl, nur noch gewinnen zu können, agieren die Kitzinger Bayern befreit und zeigen seitdem ihre wahrscheinlich besten Saisonspiele. Für Oberschwarzach wird es schwierig, ein 0:3 auswärts zu drehen. Unmöglich ist das nicht, doch müssten sie so früh wie möglich in Führung gehen. Gespielt wird das Rückspiel am Sonntag um 16 Uhr auf dem Bayernplatz.
Spielbericht eingestellt am 26.05.2017 01:10 Uhr