Müller und Greß waren selbst ein wenig überrascht ob des klaren Resultats drei Tage zuvor. Doch gebetsmühlenartig wiederholten die beiden spielenden Übungsleiter, dass erst Halbzeit sei. Dennoch war klar, die Gochsheimer gehen mit einer schweren Hypothek ins Rückspiel auf eigenem Geläuf. Drei Treffer mussten Michael Herrmann und Co. aufholen, wenn der Spielertrainer nicht gleich in seiner Premierensaison mit den Blau-Weißen absteigen möchte. Vor allem defensiv hatte der TSV Nachholbedarf, war in Oberschwarzach das Zentrum noch zu häufig zu weit offen. Jeder wusste: Es wird ein schmaler Grat für den Sechzehnten der Landesliga Nordwest. Denn mit einem Gegentreffer ist das Aus so gut wie endgültig besiegelt. Zudem fehlte der Heimelf Yannick Reinhart urlaubsbedingt. Ihn ersetzte Christian Wüst in der Startelf.
Daniel Herzog behauptet seich beim hohen Anspiel gegen Janosch Sommer.
Lukas Hörlin
"Never change a running system" werden sich die Oberschwarzacher Trainer gedacht haben, denn der Bezirksliga-Dritte lief wieder in einer von Greß organisierten Fünferkette mit Müller als Staubsauger davor auf. Vom Anpfiff weg bekam das Abwehrbollwerk der Gäste auch gleich gehörig zu tun. Gochsheim musste früh sein Heil in der Offensive suchen. Die ersten Abschlüsse strahlten noch wenig Gefahr aus, für Aufschreie sorgte aber eine andere Szene. Im Strafraum-Zweikampf mit Andreas Meyer wurde Stürmer Yannick Sprenger klar am Knöchel getroffen, doch der Elfmeterpfiff des sonst sehr guten Regionalliga-Schiedsrichters Christopher Knauer blieb aus (10.).
Auch in der Folge hielt die Begegnung lange Zeit das hohe Anfangstempo. Die Zweikämpfe wurden intensiv geführt, eher wurde gegrätscht als nur der Körper reingestellt. Folglich verkamen Torraumszenen zur Mangelware. Erst gegen Ende des ersten Durchgangs erarbeiteten die Hausherren sich ein leichtes Übergewicht. Sprenger (27.), Jonas Hachtel (39.) und Pascal Demar (43.) zielten bei ihren Schusschancen jedoch zu ungenau.
Nach anfangs noch gelegentlichen Vorstößen ebbten die Oberschwarzacher Entlastungsangriffe zunehmend ab. Sturmspitze Philipp Mend mühte sich zwar, hing aber über weite Phasen in der Luft, weil ihm im vorderen Bereich die Unterstützung fehlte.
Jonathan Popp zieht Jonas Hachtel davon.
Lukas Hörlin
Trotzdem begann der zweite Durchgang direkt mit einer guten SG-Möglichkeit. Nachdem Daniel Herzog am rechten Strafraumeck clever verzögerte und seinen mitgelaufenen Kapitän Sebastian Reinstein bediente, musste Irnes Husic im Gochsheimer Kasten erstmals kräftig zupacken (46.).
Danach stand mehrmals Husics Gegenüber Joszef Kiss im Kasten der Oberschwarzacher im Mittelpunkt. Der Schlussmann parierte zweimal reaktionsschnell. Erst gegen den durchgebrochenen Nico Kummer, dann umgehend beim Abpraller (49.). Auch in der Folge war Gochsheim das aktivere Team, Oberschwarzach beschränkte sich indes auf das Verteidigen. Während der eingewechselte Jonas Weingärtner eine Hereingabe seines Spielertrainers Herrmann nur hauchzart verpasste (65.), war Nico Reuleins Schüsschen aus der Distanz kein Problem für Kiss (71.).
Aus dem Nichts bekam der TSV dann mit Anbruch der Schlussviertelstunde eine Lehrstunde in Sachen Effektivität verpasst. Mit dem gefühlt ersten Vorstoß nach der Reinstein-Chance traf Joker Marco Ullrich nach Zuspiel des ebenfalls eingewechselten Jonas Edwards zum 0:1 (76).
Der Knockout für den Landesligisten, der in der Endphase trotzdem weiter mutig nach vorne spielte. Doch es schien, als könnten die Gochsheimer noch stundenlang weiterspielen und es würde ihnen kein Torerfolg gelingen. Entweder fehlte eine Fußspitze, ein Oberschwarzacher kam noch entscheidend dazwischen, Kiss parierte stark oder es mangelte am Zielwasser.
Nico Kummer spielt vor Jonathan Popp weiter.
Lukas Hörlin
So gern es Michael Herrmann auch verhindert hätte, der TSV Gochsheim, der nach schwachem Saisonstart sich zwischenzeitlich aus der Abstiegszone herausgearbeitet hatte, muss nach drei Spielzeiten auf Verbandsebene zurück in die siebte Liga. Geknickt lagen die Blau-Weißen noch lange nach dem Abpfiff am Boden, da richtete ihr Spielertrainer den Blick schon wieder nach vorne. „Die Jungs bleiben zusammen, es gibt keinen Umbruch. Vom Verein gibt es überhaupt keinen Druck", erklärte der langjährige Abtswinder. Der direkte Wiederaufstieg ist bei Herrmann und Co. also (vorerst) kein Thema.
Derweil feierten die Oberschwarzacher ausgelassen mit ihrem Anhang. Im dritten Anlauf schaffte die Spielgemeinschaft erstmals den Sprung in die zweite Qualifikationsrunde. 2017 scheiterte der amtierende Schweinfurter Pokalsieger an Bayern Kitzingen, vor zwei Jahren erwies sich der TSV Unterpleichfeld als unüberwindbare Hürde. Nun können Müller und Greß zum Abschluss ihres 13. Jahres in ihrem Heimatort erstmals den Sprung in die Landesliga schaffen. Gegner ist den letzten zwei Partien der TuS Leider, der nach einem 1:2 in Eisingen das Rückspiel in Aschaffenburg mit 3:1 gewann. Den ausführlichen Spielbericht dazu gibt es zeitnah auch auf dieser Plattform.
Spielbericht eingestellt am 26.05.2024 20:58 Uhr