Die Vorzeichen standen eigentlich gut für den Gastgeber, nahezu der komplette Kader stand Trainer Andreas Scherbaum zum Abstiegsduell gegen den direkten Konkurrenten aus Nürnberg zur Verfügung. Doch die Stimmung war bei den Verantwortlichen der SpVgg Bayern Hof schnell getrübt, denn nach der Absage des Bundesligaspieltages bei der U17 zog Gäste-Trainer Vincenzo Di Maio alle Register. Neben dem U16-Nationaltorhüter der Türkei holte der Übungsleiter mit Turgut, Kussmann, Meyer und Schoppel noch vier weiter Hochkaräter aus der Bundesligavertretung der U17. Dennoch wollten die Saalestädter dem Gegner Paroli bieten. Auf dem kleinen Kunstrasenplatz hatte man ja schon so manche Schlacht für sich entscheiden können. Die kalten Temperaturen, sowie der strömende Regen spielten dem Gastgeber dabei ebenso in die Karten.
David Thoma (re.) brachte seinen Gegenspieler Julian Sperling (li.) durch seine schnellen Flügelläufe oft in Schwierigkeiten.
Maik Schneider
Im ersten Abschnitt standen die Hofer Bayern zunächst tief in der eigenen Hälfte und ließen den Gegner in deren Spielhälfte agieren. Jadon Gildersleev lief ab der Mittellinie den ballführenden Gegenspieler an und seine Hinterleute stellten die Räume zu. Den Gästen fiel besonders in der ersten Viertelstunde nicht viel ein, außer den Ball in den eigenen Reihen zu halten. Sollte es dann doch einmal Richtung Bayern-Strafraum gehen, wurde von Seiten der Hofer sofort gedoppelt und der Ball war weg. Mit jeder Balleroberung ging es bei den Schwarzgelben sofort schnell im Umschaltspiel, lediglich die Genauigkeit im letzten Spieldrittel fehlte. Wäre hier der letzte Pass etwas durchdachter, oder genauer gespielt worden, wäre es für das Tor von Emre Yilmaz das ein oder andere Mal gefährlich geworden. Trotz einer halben Bundesligamannschaft auf Seiten der Gäste waren es die Hofer, die binnen zwei Minuten die ersten wirklichen Torchancen verbuchen konnten. Zunächst lief Noah Nürnberger auf der rechten Seiten seinem Gegenspieler Julian Sperling davon, wobei sein Abschluss von Kaan Turgut noch geblockt werden konnte. Nach einer Standardsituation, bei der David Thoma den Ball gefährlich in den Strafraum des Clubs brachte, soll Noah Nürnberger vor seinem Kopfball im Abseits gestanden haben. Da der Ball knapp über den Querbalken flog, gab es keinen Grund zur Diskussion dieser Entscheidung. Das sollte die Gäste nun wachgerüttelt haben, denn direkt im Gegenzug konnte David Meyer, nach einer Flanke aus dem rechten Halbfeld, einen Kopfball zumindest einmal Richtung Tor von Hofs Schlussmann Tizian Nawroth bringen. Auch wenn das Leder dann deutliche fünf Meter am Tor vorbeiging. Nun folgte eine Chance auf die andere, allerdings nur für die Gastgeber. Mike Hofmann lief in einen Querpass der Nürnberger Hintermannschaft, schloss danach aber zu überhastet und deutlich über das Ziel ab. Dass die Clubberer nun etwas ins Schwimmen kamen, brachte auch die wenigen Zuschauer auf den Plan. Die feuerten ihr Team kurz vor der Pause lautstark an. Nürnbergs Jonas Hartwig konnte Jadon Gildersleeve kurz vor dem Strafraum nur noch mit einem Foul stoppen und sah dafür den ersten gelben Karton der Partie. Den fälligen Freistoß, geschossen von Johann Saalfrank, köpfte Elia Schoppel aus der Mauer. Als sich kurz vor der Pause die beiden Teams schon neutralisierten, schaltete Noah Nürnberger nach einem Pressschlag im Mittelfeld am schnellsten und lief auf der rechten Außenbahn, alleine auf Emre Yilmaz zu. Mit seinem trockenen Abschluss aufs lange Eck ließ der Mittelfeldmotor seinem Gegenüber keine Abwehrchance. So gingen die Hofer mit einer keineswegs unverdienten Führung in die Pause.
Bundesligaspieler Elia Schoppel (li.) mit vollem Körpereinsatz gegen den Hofer Mike Hofmann (re.).
Maik Schneider
Zu Beginn der zweiten Hälfte stellte Gästetrainer Di Maio sein System um und brachte mit Luca Leistner einen frischen Mann im Nürnberger Mittelfeld. Dennoch bot sich den Zuschauern zunächst dasselbe Bild, tief stehende Bayern und Ballbesitz hortende Gäste aus Nürnberg. Nach nur fünf gespielten Minuten bekamen die Nürnberger an der linken Außenlinie einen Freistoß zugesprochen. Diesen brachte Andreas Haagen eigentlich ungefährlich in den Hofer Strafraum. Das Spielgerät flog zunächst vorbei an Freund und Feind, fiel am zweiten Pfosten aber dem überraschten Tim Scherbaum so unglücklich auf den Fuß, dass er von dort unhaltbar für Keeper Tizian Nawroth ins Tor rollte. Nach dem Ausgleichstreffer drückten die Gäste sogar auf die schnelle Führung, doch nach kurzen Schütteln stand die Hofer Hintermannschaft wieder stabil. Die große Chance zur erneuten Hofer Führung, hatte nach einem Einwurf Jadon Gildersleeve. Der Hofer Angreifer konnten den Ball am Nürnberger Strafraum in aller Ruhe annehmen, entschied sich aber zum schnellen Abschluss der knapp über den Querbalken flog. Nach einer Stunde konterte der Club über den schnellen Yazid Tambo, der auf der rechten Seite bis zur Grundlinie durchdrang. Seinen Querpass konnte David Meyer im Zentrum problemlos kontrollieren und überlegt gegen Tizian Nawroth zur Nürnberger Führung einnetzten. Von diesem Rückschlag mussten sich die Gastgeber um Kapitän Tim Scherbaum erst einmal erholen. Nachdem der Bayerntrainer die Viererkette auflöste und nun volles Risiko spielte, kam der Gastgeber durch Johann Saalfrank und Noah Nürnberger zu guten Einschussmöglichkeiten. Doch besonders der Kopfball von Nürnberger, der völlig blank vor dem Gästetor stand und eben nicht einnetzte, brachte Andreas Scherbaum an der Seitenlinie zum Verzweifeln. Der Club dagegen verteidigte mit Mann und Maus, war aber stets durch Konter gefährlich. Einen davon hätte Yazid Tambo eigentlich auch zur Entscheidung nutzen müssen. Nach einem langen Ball umspielte Tambo den heraus geeilten Tizian Nawroth, ließ sich aber dabei zu weit nach Außen abdrängen und schob aus spitzem Winkel am leeren Tor vorbei. Fast im Gegenzug dann die strittigste Szene im ganzen Spiel. Nach einer Flanke von Nürnberger sprang Jonas Hartwig der Ball vom Fuß an den nach oben ausgestreckten Arm. Während nahezu jeder auf und am Kunstrasenplatz mit einem Elfmeterpfiff rechnete, blieb die Pfeife von Schiedsrichter Oliver Barnert stumm. Was den Unmut vor allem der Hofer Spieler und Funktionäre auf sich zog. Zwar kamen die Bayern noch einmal vor das Nürnberger Tor, aber auch der letzte Angriff blieb erfolglos. Somit gingen die drei Punkte nach Nürnberg, die durch den Sieg an den Saalestädtern in der Tabelle vorbei zogen.
Julian Frei (re.) behauptet gegen Nürnbergs Eliot Muteba (li.), trotz starkem Bedrängen, den Ball im Strafraum der Gäste.
Maik Schneider
Nach dem Schlusspfiff war der Unmut natürlich groß, nach dem nicht gegebenen Handelfmeter für die Hofer Bayern. Da half auch die Diskussion zwischen Schiedsrichter und Trainer nichts mehr. Aber Andreas Scherbaum sah nicht nur den Schiedsrichter als Schuldigen. Besonders mit den Ansetzungen des Verbandes stand er schon im Vorfeld der Partie auf Kriegsfuß. Das es überhaupt möglich sei, aus der Bundesliga sechs Mann in die zweite Mannschaft zu "stopfen" und damit einen Abstiegskampf in der Bayernliga zu verzerren, brachte den Coach zur Verzweiflung. "Diese Schieberei macht den kompletten Wettbewerb kaputt, da muss sich der Verband einmal gewaltig Gedanken machen. Wie das weiter gehen soll. Ob die überhaupt die kleinen Vereine wie Memmingen, Neumarkt oder Hof in dieser Bayernliga haben wollen. Mir kommt es leider mittlerweile vor, wie wenn es nur noch ein Bundesligakonzert wird. Sollen wahrscheinlich noch alle zweiten Mannschaften der Bundesligisten drin spielen. Der Verband schaut wortwörtlich auf jeden Sch..., aber auf so etwas nicht. Das ist eine Verzerrung der ganzen Spielserie und das ist dass, was uns so maßlos ärgert", machte sich der Trainer nach der Partie Luft. Besonders bitter für die Hofer, dass am Samstag das Gastspiel bei der SpVgg Unterhaching ansteht. Nachdem der Verband die ersten beiden Rückrundenspieltage auf Grund von Länderspielen verlegt hatte, bestünde für die Hachinger sogar die Chance mit der kompletten ersten Mannschaft im Kellerduell gegen die Hofer anzutreten, was eben auch Jugendeiter Achim Schubert anprangerte.
Nichtsdestotrotz können die Hofer Jungkicker auf die heutige Leistung stolz sein und vor allem darauf aufbauen. Vielleicht springt am kommenden Wochenende dann doch etwas Positives bei der Auswärtsfahrt heraus.
Auch die zweite Garde der Nürnberger steckt trotz des Sieges heute weiter im Abstiegskampf. Für die Elf von Vincenzo Di Maio geht es am nächsten Wochenende im Heimspiel gegen die SpVgg Ansbach um den nächste Schritt im Projekt Klassenerhalt. Im Hinspiel gerieten die Mittelfranken ja mit 1:4 noch deutlich unter die Räder, aber nächste Woche stehen eventuell ja wieder einige Bundesligakicker zur Verfügung.
Spielbericht eingestellt am 16.03.2019 19:37 Uhr