Bei der JFG Steigerwald wusste jeder, was dem jüngeren Jahrgang mit dem Sprung in die Landesliga bevor steht. So wenig es überrascht, dass die starke U17 der Vorsaison nun die A-Bezirksoberliga anführt, so klar war auch, dass das Team von Bernhard Lorz in diesem Jahr für Gegner im Weg stehen. Einen solchen namhaften Kontrahenten erwartete man an diesem Sonntagvormittag mit dem FSV Erlangen-Bruck, doch auch beim ehemaligen Bayernligisten lief es zuletzt alles andere als rund. Nach zwei Niederlagen zum Saisonauftakt folgten drei Siege für die Kopecki-Elf, doch mit Pleiten gegen Aufsteiger Neudrossenfeld und gegen den Würzburger FV zeigte der Trend in Mittelfranken zuletzt wieder nach unten. Entsprechend wichtig war das Duell auf der Reichmannsdorfer Sportanlage folglich auch für die Gäste, die den vierten Saisonsieg und die Abstiegszone distanzieren wollten. Bei der JFG wartete man indes noch auf den allerersten dreifachen Punktgewinn, lediglich zwei Remis standen bislang fünf Niederlagen gegenüber, doch oftmals waren es nur Kleinigkeiten, die den Neuling von Zählbarem trennten. Und so war bei bestem Wetter ein interessantes Aufeinandertreffen zweier Teams zu erwarten, die in der gleichen sportlichen Krise stecken, aber doch aus verschiedenen Welten kommen.
Vom Steigerwalder Matthias Wachter (re.) unter Druck gesetzt, will Tobias Hummel (li.) einen schnellen Richtungswechsel vollziehen.
Hendrik Kowalsky
Vor etwa 50 Zuschauern galt es für die Hausherren schon in der Anfangsminute, einen ersten Schock zu überwinden. Mit einem einzigen Ball in die Tiefe hebelten die Gäste die Steigerwalder Viererkette aus, Tarik Kuygun lief alleine auf Niklas Ansorge zu, scheiterte jedoch am gut reagierenden JFG-Torhüter. In der Folge bestimmten der FSV das Geschehen, mit hohem Pressing setzten die Brucker die Hausherren frühzeitig unter Druck und erzwangen eine Reihe von leichten Ballverlusten, die aber folgenlos blieben. Es dauerte rund zwanzig Minuten, bis die Gastgeber besser in die Begegnung fanden und die Spielanteile ausgeglichener gestalteten, zu Torchancen kamen allerdings weiterhin nur die Gäste. Erneut war es Tarik Kuygun, der in Minute 29 im Anschluss an eine Steigerwalder Ecke per Konterangriff steil geschickt wurde, freistehend aus 14 Metern aber wenige Zentimeter am linken Eck vorbei zielte und die vogelwilde Rückwärtsbewegung der Hausherren nicht bestrafte. Der JFG fehlte im Vorwärtsgang meist die nötige Ruhe, der Spielaufbau gestaltete sich zäh und nur selten kam die Lorz-Elf gefährlich ins letzte Drittel. Distanzschüsse waren meist das Höchste der Gefühle, Umut Güler im Erlanger Gehäuse verlebte einen ruhigen ersten Durchgang, ehe er zur Pause angeschlagen draußen blieb. Weitaus mehr zu tun hatte sein Steigerwalder Pendant Niklas Ansorge, in der Schlussphase des ersten Durchgangs wäre der Keeper jedoch machtlos gewesen. Denn nach einer punktgenauen Hereingabe vom rechten Flügel tauchte Tarik Kuygun ein drittes Mal frei vor dem Kasten auf, doch der glücklose Angreifer säbelte fünf Meter von der Torlinie über das runde Leder und ließ die nächste Riesenchance ungenutzt verstreichen. Somit blieb es beim aus Sicht der Hausherren glücklichen Remis zur Halbzeitpause und damit blieb der Ausgang der Partie auch weiterhin offen.
Mit Tempo geht Lukas Nicola (vo.) an seinem Bewacher Fabian Wunderlich (hi.) vorbei und sucht nach einer Anspielstation.
Hendrik Kowalsky
Gleich doppelt wechselte Bernhard Lorz zur Pause aus, offensichtlich war der Coach mit dem Auftritt seiner Schützlinge nur bedingt zufrieden und seine Umstellungen zeigten alsbald Wirkung. Die Gastgeber wirkten defensiv gefestigter und spielten fortan auch mutiger nach vorne, so gelang es der JFG, die Gäste phasenweise in der gegnerischen Spielhälfte festzusetzen, ohne jedoch wirklich gefährlich zum Torabschluss zu kommen. Doch auch die Offensivabteilung des FSV nahm sich nun eine Auszeit und fand kaum noch spielerische Mittel, um die vielbeinige Steigerwalder Hintermannschaft zu überwinden. Stattdessen ging es mittlerweile kampfbetont zu, vornehmlich im Mittelfeld neutralisierten sich die Teams, häufig fehlte die Durchschlagskraft und die Passgenauigkeit, diverse aussichtsreiche Situationen auf beiden Seiten versandeten daher. Die Uhr tickte derweil unaufhörlich weiter in dieser Phase plätscherte das Geschehen mehr vor sich hin, hüben wie drüben war man bemüht, den womöglich entscheidenden Fehler zu vermeiden, es roch nach einer torlosen Punkteteilung. Fünf Zeigerumdrehungen waren noch zu absolvieren, da brachte der Aufsteiger mit Lovis Schmid für den bemüht, aber meist harmlos agierenden Justin Hilpert seinen letzten Joker und diese Entscheidung sollte sich kurze Zeit später als goldrichtig erweisen. Nach einem ruhenden Ball der Brucker war die Gastmannschaft weit aufgerückt und so schlug die JFG das Spielgerät weit heraus, an der Mittellinie lauerte Lovis Schmid und setzte sich im Pressschlag gegen Dimitrios Iosifidis durch. Plötzlich stand der Einwechselspieler allein auf weiter Flur, dribbelte auf das FSV-Gehäuse zu und - traf ins Glück! Per Flachschuss in die rechte Ecke überwand Schmid den zur Pause gekommenen Ersatztorhüter Luca Manta zum 1:0-Führungstreffer für Steigerwald. Riesenjubel bei den Hausherren, die den knappen Vorsprung schließlich über die Zeit brachten und nach dem Schlusspfiff des guten Schiedsrichters Daniel Möller über den ersten Saisonsieg jubelten.
Leicht gestreckt, aber noch im Rahmen will Lorenz Utz (re.) einen langen Ball von FSV-Verteidiger Dimitrios Iosifidis (li.) abblocken.
Hendrik Kowalsky
Glücklich, aber nicht gänzlich unverdient gewinnt die JFG Steigerwald also zum ersten Mal in der neuen Spielzeit und stellt mit nun fünf Punkten den Abstand ans rettende Ufer her. Nur vier Zähler fehlen zu Nichtabstiegsplatz zehn, den nun der FSV Erlangen-Bruck einnimmt. Völlig anders hätte diese Begegnung laufen können, wenn die Gäste ihre Hochkaräter im ersten Durchgang in Zählbares umgewandelt hätten. Doch beim Bayernliga-Absteiger ist der Wurm drin, im Schlussabschnitt kämpften die Hausherren den Gast nieder und belohnten sich in allerletzter Sekunde für einen beherzten Auftritt. Die Brucker dagegen schlittern tiefer in die Krise, haben nun drei Partien am Stück verloren und erwarten mit der Viktoria aus Aschaffenburg am kommenden Sonntag ein Spitzenteam der U17-Landesliga. Kaum einfacher gestaltet sich das nächste Punktspiel für die JFG, die beim viertplatzierten ASV Cham erneut als klarer Außenseiter in die Partie geht, mit dem Heimsieg aber sicherlich neues Selbstvertrauen getankt haben dürfte.
Spielbericht eingestellt am 15.10.2018 02:30 Uhr