Wie so oft entstand die Idee für diesen außergewöhnlichen Tag eher zufällig. Ein Mehrgenerationen-Schwimmwettbewerb, mit Teilnahme des Organisators Dirk van Elk, lief so gut, dass während der anschließenden Siegerehrung in den Räumen des TSV Hirschaid nicht nur ein Wort zum anstehenden Vereinsgeburtstag fiel. Dabei kam Dirk van Elk die Idee für etwas Besonderes. Mit Bernd Stemmeler, langjähriger Präsident des Frauenfußball-Bundesligisten SC 07 Bad Neuenahr, fand er auch schnell Jemanden mit einem offenen Ohr und Bereitschaft für dieses Event. Bedauerlicherweise konnte er selbst diesen Tag nicht mehr miterleben, da er am vergangenen Freitag nach kurzer, aber schwerer Krankheit verstarb. „Ich habe davon gehört und war zutiefst berührt. Umso beeindruckender finde ich, dass die Mannschaft aus Bad Neuenahr trotzdem antritt und den Wunsch ihres Präsidenten umsetzt“, so Dirk van Elk. Tatsächlich war das Team rund um Trainerstab Colin Bell und Ai Yoshiizumi mit den bekannten Gesichtern aus der ersten Damen-Bundesliga angereist. Im Schlepptau mit dabei waren unter anderem die aktuellen Nationalspielerinnen Almuth Schult, Leonie Maier und die aktuelle Fußballerin des Jahres, Celia Okoyino da Mbabi. Leider verletzte sich die Sympathieträgerin mit beeindruckender Torquote letztlich, sodass sie nicht auflaufen konnte. Trotzdem ließ sie es sich nicht nehmen mit anzureisen und sich nach dem Spiel für die Gastfreundlichkeit zu bedanken. „Wir wurden hier sehr herzlich empfangen und hatten wirklich Spaß.“ Auch Co-Trainerin Ai Yoshiizumi verwies auf die sehr herzliche Einladung. „Ich freue mich auf ein gutes Spiel und hoffe auf eine bestehende Freundschaft beider Vereine.“ Vize-Präsident Stefan Gustav, der selbst auch mit angereist war, fand ebenfalls freudige Worte hinsichtlich dieses außergewöhnlichen Spiels. „Wir machen das so in dieser Form das erste Mal. Unsere Mädels sind Vergleiche auf B-Jugend-Ebene gewohnt. Wie sie sich hier schlagen, kann ich nur schwer abschätzen.
Ein Foto für die Ewigkeit. Der Bezirksligist TSV Hirschaid und der Vertreter aus der 1. Frauenfußballbundesliga, der SC 07 Bad Neuenahr.
Gerd Gätzschmann
Ich bin jedenfalls sehr gespannt.“ Neben dem sportlichen Leckerbissen hatte die Veranstaltung aber noch mehr zu bieten. Bereits eine Stunde vor Spielbeginn sorgte die Sambagruppe Bateria quem e‘ für die richtige Stimmung in der Regnitzau. Die ca. 40 Frauen und Männern aus dem Raum Würzburg, Schweinfurt, Haßfurt, Bamberg, Coburg, Erlangen, Regensburg und Nürnberg überzeugten bis weit nach Spielabpfiff mit brasilianischen Rhythmen und viel Energie. Natürlich wurde auch für das leibliche Wohl gesorgt, sodass keiner der gut 1500 Zuschauer hungrig oder durstig hätte gehen müssen. Außerdem wurde für die kleinen Gäste einiges geboten. Neben Hüpfburg, Torwand und Basketballkorb engagierte sich auch die örtliche Feuerwehr ehrenamtlich für den Nachwuchs. Löschübungen und ein von Ralf Fiedler geleiteter Mini-Löschzug bespaßte nicht nur die ganz Jungen. Das bunte Rahmenprogramm bot daher den idealen Boden für einen freudigen Tag für den TSV Hirschaid. „Nachdem der Druck aus der Bezirksliga nun endlich weg ist, können wir dieses Highlight hier so richtig genießen. Ich finde es klasse, dass sich so ein Verein wie Bad Neuenahr hierzu bereit erklärt hat und den Zuschauern damit einiges bietet. Großen Dank auch an Dirk van Elk für die hervorragende Organisation. Ich freue mich auf diesen Vergleich und darauf, dass die Mannschaft endlich befreit aufspielen kann.“, so TSV-Trainer Juan Catalan. Mit diesen Worten und zahlreich erschienenen Zuschauern konnte das Spektakel endlich beginnen. Unter tosendem Applaus betraten die Akteure den Platz, welche von acht Fußballerinnen der Region begrüßt wurden. Unter ihnen war auch Saskia Arleth, Tochter des TSV-Schatzmeisters und Spielerin beim Bezirksligisten SV Wernsdorf. Sie sollte später noch aktiv im Fokus des Geschehens stehen. Eine besondere Ehre kam noch Helmut Kügel zu Gute. Als langjähriges Vereinsmitglied und regional engagierter Unternehmer durfte er den Ball anstoßen. Angesichts des plötzlichen Todes Bernd Stemmelers wurde das Spiel mit einer Schweigeminute gestartet und beide Teams spielten mit Trauerflor. Doch dann konnte es losgehen und pünktlich zum Start ließ sich nun auch die Sonne blicken. Hirschaid wollte gleich zeigen, wer Herr im Hause ist und krallte sich die Kugel. Doch bereits in der fünften Minute blitzte erstmals das Talent der Fußballfrauen auf, als sich Laura Brönner ein Herz fasste und das Leder mit Wucht an den Querbalken schoss. Da staunten die Zuschauer nicht schlecht, doch es ging munter weiter. Auf der anderen Seite hebelte ein geschickter Doppelpass zwischen Benedikt Zenglein und Stefan Bartilla die Abwehr aus und es konnte nur noch der Pfosten retten. Was für ein Start in dieses Freundschaftsspiel.
Eines der Highlights an diesem Tag. Saskia Arleth (li.) vom SV Wernsdorf (Bezirksliga Oberfranken/W. ) durfte eine Halbzeit lang beim Bundesligisten SC 07 Bad Neuenahr mitspielen.
Gerd Gätzschmann
Es folgten einige Minuten, in denen Hirschaid das Spiel an sich nahm und in der 23. Minute durch Stefan Bartilla in Führung ging. SC 07 Bad Neuenahr zeigte aber stets die spielerische Klasse, wie Kathrin Becker nach einer halben Stunde, als sie geschickt drei Gegner umspielte und lediglich vorm Kasten die Konzentration verlor. Kurz vor der Pause hatte Benedikt Zenglein noch die Möglichkeit, die Führung weiter auszubauen, nachdem der agile Daniel Weinkamm gut vorbereitete. Da sich ein solches Spektakel natürlich nicht ohne externe Hilfe finanzieren lässt, galt der besondere Dank in der Halbzeit den drei ortsansässigen Sponsoren. „Normalerweise hat man viele Unterstützer mit kleinen Beiträgen. Doch diesmal haben uns diese drei Unternehmen das Ganze ermöglicht“, so Dirk van Elk. Gemeint waren die Franz Veith GmbH, welche trotz bestehender Alternativen der Region treu geblieben ist, die Softway AG, die Programmier-Fachkräfte sucht und den regionalen Sport gern fördert sowie das Restaurant Olympia mit dem durchaus bekannten Inhaber Kiakos Kosta. Ein weiteres Highlight verkündete anschließend SC-Co-Trainerin Ai Yoshiizumi. Mit verdutztem Blick wurde eingangs beschriebene Saskia Arleth auf den Platz geholt, welche ein Trikot des SC Bad Neuenahr mit der Nummer 10 geschenkt bekam. Die ohnehin überglückliche Saskia Arleth staunte noch mehr, als Ai Yoshiizumi ihr mitteilte, dass sie die junge Spielerin fest für die zweite Halbzeit eingeplant hatte. So sollte das neue Trikot gleich Verwendung finden und der Traum, einmal im Bundesliga-Team zu spielen, in Erfüllung gehen. Die zweite Halbzeit startete wie die Erste mit dem Erwachen der Sonne. Heut passte einfach alles. Während die Frauen technisch anschaulich einige ordentliche Ballstafetten zeigten, bewiesen die Männer ihren Drang zum Tor. Hirschaids feste Größe im Sturm, Stefan Bartilla, erzielte in der 53. Minute seinen zweiten Treffer und wenig später erhöhte Johannes Geheeb auf 3:0. Anschließend kam Saskia Arleths Auftritt und damit gab es den ersten Bundesliga-Einsatz aus Hirschaid. In der Folge suchten ihre neuen Mitspielerinnen stets den Kontakt, wie in der 62. Minute nach einer schönen Flanke von Marie Pyko. Hirschaid spielte hingegen weiter nach vorne und erhöhte bis zur 76. Minute durch Zenglein, Bartilla und Geheeb auf 6:0. Nationaltorhüterin Almuth Schult hatte in allen Situationen nicht die geringste Chance. In der 80. Minute hätte Saskia Arleth fast noch ihren Treffer erzielt, doch ihr Schuss ging knapp übers Tor. Dafür zeigten die Frauen gegen Ende nochmal so richtig, was sie drauf haben und spielten sich einige Male technisch überzeugend in den gegnerischen Strafraum.
Eine weitere Einlage war ein Elfmeterschießen. Hirschaids Vorstand Hermann Knörl (li.) versuchte sich für einen guten Zweck im Tor gegen die Frauen des SC 07 Bad Neuenahr. Dirk van Elk (re.) überwachte die ganze Aktion.
Gerd Gätzschmann
Nach einer schönen Flanke sorgte Marie Pyko schließlich für den Anschlusstreffer und 6:1-Endstand. Mit dem Schlusspfiff der Schiedsrichterin Kristin Rebhan sollte der Tag aber noch nicht zu Ende sein. Saskia Arleth wurde ein weiteres Schmankerl präsentiert, indem sie zum Trainingslager des SC 07 Bad Neuenahr eingeladen wurde. Die gegenseitige Wertschätzung flachte nicht ab und so bedankten sich sowohl Célia Okoyino da Mbabi als auch SC-Vize Stefan Gustav für die Herzlichkeit der Hirschaider und für das faire und ansprechende Spiel. Den freudigen und gut gelaunten Zuschauern wurde in der Folge die Möglichkeit gegeben, mit den Spielerinnen zu plaudern, Fotos zu machen und sich das ein oder andere Autogramm der Lieblings-Fußballerin zu holen. Für die Heiligenstädterin Johanna Helmer und den TSV-Nachwuchsspieler Florian Simon gab es schließlich noch die Möglichkeit, einen Freiflug im Ultraleichtflieger zu gewinnen. Für drei verwandelte Elfer gegen Almuth Schult sollte es eine freie Stunde geben. Doch lediglich Florian traf einmal und so erhielten beide Teilnehmer zumindest jeweils 30 Minuten atemberaubende Flugminuten. Des Weiteren wurde bei all dem Trubel auch an Diejenigen gedacht, die auf Hilfe angewiesen sind. Und so stellte sich TSV-Vorstand Dr. Hermann Knörl zwischen die Pfosten, um alle Spielerinnen Bad Neuenahrs gegen sich antreten zu lassen. Für jeden nicht gehaltenen Elfer spendete er 20€ an die Kinderarche in Hirschaid. Nach einigen stark platzierten Treffern und einer ordentlichen Vorstellung Knörls kam dabei eine beachtliche Summe heraus. Angespornt von ihrem Vorsitzenden entschied sich die gesamte Mannschaft des TSV ebenfalls für eine spontane Aktion für die Kinderarche. Bei ihrem Einsatz zahlten sie 20€ für jeden nicht getroffenen Schuss gegen Nationaltorhüterin Almuth Schult. Auch wenn die Kicker des TSV sehr gut trafen, zählt doch das Engagement, welches Almuth Schult mit der Versteigerung ihrer Handschuhe auch noch spontan komplettierte. „Ich hoffe, die Zuschauer hatten Spaß und wir konnten zeigen, dass der Frauenfußball durchaus etwas zu bieten hat. Die Jungs waren nett und drum herum hat alles gepasst“, so die zufriedene Nationaltorhüterin. Damit ging ein mehr als gelungenes Fußball-Spektakel zu Ende. Zuschauer, Sponsoren, Spieler und Organisatoren können auf einen tollen Tag zurückblicken und sich zudem auf weitere Highlight im Rahmen des 100-jährigen-Geburtstags des TSV Hirschaid freuen. Auch Dirk van Elk war nach der Partie sehr zufrieden und lobte neben dem Engagement der Spielerinnen aus Neuenahr auch die Leistung der Schiedsrichterin.
Spielbericht eingestellt am 21.05.2013 00:18 Uhr