Artikel vom 12.07.2023 07:00 Uhr
Tim Böhm avancierte in der Saison 2022/2023 mit großem Vorsprung zum Toptorjäger der Kreisklasse 5.
INTERVIEW Der TSV Altenberg spielte eine famose Saison 2022/2023 ohne Niederlage in der Kreisklasse 5 und krönte diese mit der verdienten Meisterschaft samt Aufstieg in die Kreisliga. Ein wichtiger Baustein dabei war Torschützenkönig Tim Böhm, der zwar aktuell verletzungsbedingt pausieren muss, aber dennoch im fussballn.de-Interview der Woche ausführlich Rede und Antwort steht.
Hallo Tim, zunächst einmal Gratulation zum Aufstieg in die Kreisliga! Nimm uns bitte kurz mit in die Feierlichkeiten: Wie sind diese abgelaufen und ist bereits wieder „Normalität" in Altenberg eingekehrt?
Tim Böhm (29): Nach dem Sieg gegen Bosna und den dadurch sicheren Aufstieg sind wir natürlich direkt nach dem Spiel nach Altenberg gefahren und haben bis in die Morgenstunden ausgiebig gefeiert. Das Schöne war, dass nicht nur die Spieler der 1. Mannschaft, sondern des gesamten Herrenbereichs und die Fans mit uns gemeinsam den Erfolg gefeiert haben. Zum Abschluss unserer perfekte Saison sind wir dann mit der Mannschaft nach Malle geflogen. Normalität ist spätestens seit dem Vorbereitungsstart vor drei Wochen wieder eingekehrt und der gesamte Fokus liegt nun auf einem guten Start in der neuen Liga.
Auch zum besten Torschützen der Kreisklasse 5 in der vergangenen Saison darf man dir nach 33 Toren gratulieren und das, obwohl du wegen eines gegen Saisonende erlittenen Kreuzbandrisses lediglich in 22 Spielen mitwirken konntest. Wie geht es dir aktuell und in welchem Stadium der Genesung befindest du dich?
Böhm: Genau drei Wochen ist die OP jetzt her, die zum Glück sehr gut verlaufen ist. Aktuell habe ich kaum mehr Schmerzen und belaste mein Bein vorsichtig, was mir auch keine Probleme bereitet. Manchmal belaste ich es auch etwas zu stark, zumindest wenn es nach manchen Mannschaftskameraden geht. In drei Wochen kommen die Krücken weg und ich starte mit der Physio. Es ist zwar noch ein langer Weg, bis ich endlich wieder auf dem Platz stehen kann, aber ich werde alles geben, um möglichst schnell wieder auf dem Platz dabei zu sein und meiner Mannschaft helfen zu können.
Immer mit Zug zum Tor unterwegs: Altenbergs Torjäger Tim Böhm (in blau), der aktuell aufgrund einer schweren Knieverletzung außer Gefecht gesetzt wurde.
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Haben deine Leistungen aus der abgelaufenen Spielzeit Begehrlichkeiten anderer Vereine geweckt und gab es von deiner Seite überhaupt Überlegungen in Richtung eines Vereinswechsels?
Böhm: Witzigerweise nein! Letzte Saison habe ich einige Anfragen von Vereinen aus der Region bekommen, diese aber alle abgewiesen. Diese Saison habe ich keine einzige Anfrage mehr bekommen. Vielleicht haben sie gemerkt, dass es eigentlich unmöglich ist, mich vom TSV Altenberg wegzulocken. Dafür schmeckt mir das Cordon bleu von unserem Wirt einfach zu gut. (lacht)
Als was für eine Art Stürmertyp würdest du dich selbst beschreiben?
Böhm: Ich bin eigentlich kein klassischer Stürmertyp. Wenn ich auf dem Platz stehe, kann alles zwischen Genie und Wahnsinn rauskommen. Ich bin ein ganz eigener Spielertyp, auf den sich mein Team aber gut angepasst hat. Teilweise hole ich mir die Bälle vom Mittelfeld ab und fungiere dann als Ballverteiler, oft stehe ich aber einfach nur einschubbereit im Strafraum. Meine einzige Schwäche ist das Abseits, mit dem ich im letzten Jahr des Öfteren meine Probleme hatte. (lacht) Freistöße und Elfmeter lasse ich mir aber von keinem anderen nehmen und war da auch das ein oder andere Mal erfolgreich.
Ein oft gesehenes Bild der abgelaufenen Saison des TSV Altenberg: Tim Böhm jubelt gemeinsam mit seinen Mitspielern, deren Anteil an seinem persönlichen Erfolg er zu schätzen weiß.
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Ist dir ein besonderes Spiel oder ein bestimmtes Tor aus der vergangenen Saison besonders in Erinnerung geblieben?
Böhm: Klar! Da ist zum einen das Rückspiel bei Bosna, welches nach Abpfiff einfach ein unglaubliches Gefühl ausgelöst hat. Aber auch das Freistoßtor gegen Flügelrad bei uns zuhause. Zwar wurde der erste Freistoß, der im Tor landete, fälschlicherweise vom Schiedsrichter abgepfiffen, da der Ball angeblich gesperrt war. Doch ich konnte den zweiten ebenso schön im oberen linken Eck verwandeln.
Welche Bedeutung hatten deine Mitspieler an deinen 33 Treffern?
Böhm: Die Mannschaft hat einen großen Anteil an den Toren. Fußball ist und bleibt ein Mannschaftssport und ohne das richtige Team hinter mir, hätte ich nicht die Vielzahl an Toren schießen können. Ich stand nur zur richtigen Zeit am richtigen Ort und konnte den Angriff perfekt machen. Auch meine verwandelten Elfmeter wurden durch den ständigen Druck, den wir durch unsere offensive Spielweise ausübten, von meinen Mitspielern quasi erzwungen. Im Moment bin ich einfach nur glücklich, ein Teil dieser Mannschaft zu sein und ich hoffe, es wird auch noch lange so bleiben.
Ihr seid durch die Saison ohne Niederlage gekommen. Was war das Erfolgsrezept der Altenberger Jungs?
Böhm: Da gibt es eigentlich nur eine Sache - und das ist unsere Chemie! Wir haben uns seit Saisonbeginn als Ziel gesetzt, wieder oben mitspielen zu wollen und das hat man in jeder Trainingseinheit gespürt. Als die Saison dann ihren Lauf nahm, wurde das Ziel immer klarer, zuerst noch mindestens Relegation und irgendwann dann der Direktaufstieg. Der Mannschaftszusammenhalt nicht nur auf, sondern auch neben dem Platz ist einzigartig in Altenberg. Und das betrifft nicht nur die 1. Mannschaft, sondern den gesamten Herrenbereich. Auch die Zusammenarbeit mit der Jugend wird in letzter Zeit immer mehr fokussiert und wir sind extrem dankbar und stolz, wie die gesamte Fußballabteilung uns bei unserem Ziel Aufstieg unterstützt hat, sei es mit Videos, den Anfeuerungsrufen bei unseren Spielen oder dem Fanmarsch vor dem Spiel gegen Wacker.
Der vom Verein organisierte Fanmarsch vor dem Heimspiel gegen den SV Wacker war eines der Highlights neben dem Platz in der Altenberger Aufstiegssaison.
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Mit dem FC Bosna hattet ihr einen harten Konkurrenten bis kurz vor Saisonende im Nacken sitzen, den ihr im Rückspiel endgültig abschütteln konntet. Wie seid ihr mit dem permanenten Siegesdruck umgegangen und welche Faktoren waren für eure Konstanz ausschlaggebend?
Böhm: Siegesdruck haben wir nie wirklich gespürt, außer direkt im Spiel gegen Bosna. Wir haben einfach von Spiel zu Spiel geschaut und kamen dann in einen Lauf. Wir haben uns auch nie als den sicheren Aufsteiger der Kreisklasse 5 gesehen, das haben uns Tobi und Niklas (Meßenzehl und Penz, Anm. d. Red) auch immer wieder in unsere Köpfe gerufen. Wir haben jede Trainingseinheit hart gearbeitet, um uns am Wochenende dann dafür zu belohnen. Auch die Sommer- und Wintervorbereitung, in der wir sogar im Trainingslager in Pilsen waren, haben gezeigt, wie viel Arbeit wir letztendlich in den Aufstieg investiert haben. Aber auch unser Teamgeist und der unbedingte Wille ungeschlagen aufzusteigen, waren Faktoren für die Konstanz die ganze Saison über hinweg.
Wie schätzt du eure Rolle für die neue Saison als Aufsteiger im Kreisoberhaus ein?
Böhm: Zuerst einmal ist es wichtig, gut in die Saison zu starten. Da haben wir mit Deutenbach gleich ein Derby zum Kreisliga-Start vor uns, in dem wir uns gleich mal beweisen können. Ich glaube aber auch trotz der Ausfälle von mir oder Moritz (Nieszery, Anm. d. Red.) und einer sehr jungen Truppe, dass wir eine ordentliche Kreisliga-Saison spielen können. Die Mannschaft ist so zusammengeblieben und wir haben uns nur punktuell verstärkt, wie zum Beispiel durch Leon Probst, Jakob Hubmann und meinem Bruder Nils, welche auch schon super in die Mannschaft gefunden haben und direkt Teil des Teams wurden. Eine Prognose, auf welchem Tabellenplatz wir am Ende der Saison stehen, möchte ich nicht abgeben. Aber es wäre schön, wenn wir länger als eine Saison im Kreisoberhaus mitspielen dürfen.
Nils Böhm (in rot) wechselte vom FSV Stadeln zum TSV Altenberg, wo er auf Bruder Tim treffen wird.
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Unter den Namen der Neuzugängen befindet sich - wie von dir bereits von dir erwähnt - unter anderem der deines Bruders Nils, der vom FSV Stadeln Erfahrung aus der Landesliga mitbringt. Welche Rolle wird er im Team einnehmen und war es schon immer ein Ziel von euch, gemeinsam im selben Team zu spielen?
Böhm: Welche Rolle mein Bruder im Team einnimmt, lässt sich in so kurzer Zeit schwer sagen, aber er kann ein sehr wichtiger Faktor in unserem Spiel werden. Schon in den ersten beiden Vorbereitungsspielen hat man die Qualität, die er aus der Club-Jugend und vom FSV Stadeln mitbringt, gesehen. Seine Technik mit Ball und sein Spielverständnis sind überragend und gibt es in dieser Liga nicht so oft, was ein großer Vorteil für uns ist. Es freut mich natürlich sehr, dass wir ihn überzeugen konnten, nach Altenberg zu kommen, auch wenn ich am liebsten sofort mit ihm auf dem Platz stehen würde, aber das kommt schon noch. Geplant war es aber eigentlich nie, im selben Team zu spielen, aber ich freue mich auf die gemeinsame Zeit.
Wann darf man wieder mit dir als Torjäger auf dem Feld rechnen, sofern man dazu bereits eine Prognose abgeben kann?
Böhm: Das lässt sich sehr schwierig sagen, da ich ja noch am Anfang des Heilungsprozesses bin. Mein Ziel ist es, in der Wintervorbereitung wieder langsam ins Mannschafttraining einzusteigen und dann im Laufe der Rückrunde auch wieder auf dem Platz zu stehen. Alles natürlich nur unter der Voraussetzung, dass alles ohne Probleme verläuft.