Artikel vom 06.11.2024 07:00 Uhr
Ermin Kojic spielt seit dieser Saison in der Futsal-Bundesliga und hat weiterhin ehrgeizige Ziele in seinem Sport.
INTERVIEW Vor der Saison hat Ermin Kojic den Sprung von der Futsal-Regionalliga in die Bundesliga gewagt. Dafür ist er aus Erlangen nach Sachsen umgezogen und spielt aktuell beim Spitzenreiter HOT 05. Im fussballn.de-Interview der Woche spricht der 26-Jährige über seine ersten Eindrücke in der höchsten Spielklasse, Ziele und Träume, die er im Futsal noch erreichen möchte.
Hallo Ermin, Glückwunsch zur Tabellenführung in der Bundesliga – nach sechs Spieltagen noch ohne Punktverlust! Wie fühlt sich das an?
Ermin Kojic (26): Vielen Dank! Es fühlt sich großartig an, Teil solch eines Teams zu sein. Die harte Arbeit und das Engagement, die wir in die Vorbereitung gesteckt haben, zahlen sich aus. Wir sind motiviert, weiterhin unser Bestes zu geben und die Leistung aufrechtzuerhalten.
An dieser Stelle müssen wir wohl ein wenig Aufklärungsarbeit mitliefern: Du bist seit dieser Saison für HOT 05 in der Futsal-Bundesliga am Ball. Wie hat sich das ergeben?
Kojic: Wir hatten in der Vergangenheit mit Futsal Nürnberg ein Freundschaftsturnier in Jena, da war HOT 05 auch dabei, damals ergab sich ein loser Kontakt. Der Kontakt kam jetzt dann erst wieder zustande, als sie mich im Juni zu einem dreitägigen Probetraining eingeladen haben. Dort bekam ich dann relativ schnell die Zusage für die Aufnahme in den Bundesligakader des HOT 05. Die Entscheidung für diesen Verein war für mich eine bewusste Wahl. Ich wollte in einem Team spielen, das eine klare Vision hat und in der Bundesliga konkurrenzfähig ist. HOT 05 hat mir die Möglichkeit gegeben, mich weiterzuentwickeln und Teil eines aufstrebenden Projekts zu sein.
Wie groß war die sportliche Umstellung von der Futsal-Regionalliga in Nürnberg zur höchsten Spielklasse für dich?
Kojic: Die Umstellung war definitiv spürbar. Das Tempo und die Intensität in der Bundesliga sind viel höher. Jeder Spieler hat ein hohes technisches Niveau, und die Spiele sind taktisch anspruchsvoller. Ich musste mich schnell anpassen, was mir aber sehr gut gelungen ist.
Der VfL 05 Hohenstein-Ernstthal führt mit sechs Siegen aus den ersten sechs Partien aktuell die Futsal-Bundesliga an. Ermin Kojic (vorne links) hat sich gut an die neue Umgebung gewöhnt.
Markus Pfeiffer
Hinter „HOT 05“ steckt der VfL Hohenstein-Ernstthal, ein Ort in Sachsen zwischen Zwickau und Chemnitz. Wie ist das für dich als Erlanger zeitlich mit Training und Spielen zu stemmen?
Kojic: Den größten Teil meiner Arbeit kann ich bequem von Zuhause aus erledigen, weswegen ich zu Beginn der Vorbereitung nach Hohenstein-Ernstthal gezogen bin. Dadurch erspare ich mir das Pendeln, wir trainieren ja vier Tage die Woche und da bin ich dann direkt vor Ort. Ich fahre aber meistens nach den Heimspielen zu Familie und Freundin direkt nach Erlangen und dann zum Wochenbeginn wieder zurück.
Ohne jetzt eine konkrete Zahl hören zu wollen, lässt sich
mit Futsal ein wenig Geld verdienen oder geht das nur mit großem Herzblut für
den Sport?
Kojic: Sagen wir so, vom Futsal allein lässt sich nicht leben.
Beschreibe uns doch mal das Mannschaftsgefüge und Umfeld bei HOT 05. Wer sind die Leistungsträger und wie landen die in einem kleinen Ort in Sachsen?
Kojic: Das Team bei HOT 05 ist sehr harmonisch und motiviert. Wir haben einige erfahrene Spieler, wie die Brüder Oleksandr und Dmytro Sorokin. Beide zusammen haben eine Zeit lang für die ukrainische Nationalmannschaft gespielt, genauso wie unser Torhüter Dmytro Lytvynenko. Viele Spieler sind durch ihre Leidenschaft für Futsal und die Möglichkeit, in einem engagierten Team unter Headcoach Yevgen Ryvkin - ebenfalls ein ehemaliger ukrainischer Nationaltrainer, zu spielen, hierhergekommen.
Mannschaftskollege Kim Herterich (l.) wechselte vor der Saison von Jahn Regensburg nach Hohenstein-Ernstthal und ist zum wiederholten Male für die deutsche Futsal-Nationalmannschaft nominiert. Für Ermin Kojic (r.) ist das bisher noch ein Traum.
privat
Wie sind deine Eindrücke von der Futsal-Bundesliga nach dem ersten Drittel der Saison hinsichtlich Organisation und Zuschauerinteresse?
Kojic: Die Organisation der Liga ist gut. Es gibt für jedes Spiel eine Liveübertragung im Internet, zudem habe ich den Eindruck, dass das Zuschauerinteresse wächst. Die Spiele ziehen immer mehr Fans an und die Atmosphäre in der Halle ist fantastisch. Es ist schön zu sehen, dass Futsal mehr Aufmerksamkeit bekommt.
Anders als die Kicker in der Fußball-Bundesliga ist der Bekanntheitsgrad derer aus der Futsal-Bundesliga eher überschaubar. Gibt’s trotzdem den ein oder anderen Star in der Liga?
Kojic: Ja, auch in der Futsal-Bundesliga gibt es einige Spieler, die sich einen Namen gemacht haben! Der langjährige Nationalspieler, Kapitän und, bis zur letzten Saison noch Spieler bei HOT 05, Christopher Wittig, sowie Nationaltorhüter Philipp Pless sind Spieler, die man in der Branche kennt. Es ist zwar nicht mit dem Bekanntheitsgrad der Fußball-Bundesliga vergleichbar, aber es gibt talentierte Spieler, die in der Szene respektiert werden. Die Futsal-Bundesliga besteht nicht nur aus deutschen Nationalspielern, sondern auch aus Nationalspielern anderer Länder.
Durftest du schon Autogramm schreiben?
Kojic: Ja, tatsächlich durfte ich schon Autogramme schreiben. Gerade bei den Heimspielen ist das Interesse sehr hoch, besonders bei den Kindern.
Den grünen Rasen hat Ermin Kojic (hier noch für den 1. FC Kalchreuth in der Bezirksliga am Ball) vor fünf Jahren bewusst gegen den Hallenboden und Futsal eingetauscht.
Heidi Huber
Du hast im Fußball bis zur Bayernliga gespielt, hattest diese Saison auch noch einen Einsatz beim TV 48 Erlangen in der Kreisliga. Wie kam es, dass du dich recht früh auf Futsal konzentriert hast?
Kojic: Ich habe mich bereits vor fünf Jahren nur auf Futsal konzentriert, weil mir diese Sportart viel mehr gefallen hat. Die Futsal-Regionalliga läuft nur von Mitte September bis Ende März, weshalb ich mich in diesem Jahr dazu entschieden habe, wieder meine Fußballschuhe zu schnüren. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich allerdings noch keinen Kontakt mit HOT 05. Durch den frühen Start in die Vorbereitung für die Futsal-Bundesliga und den Play-offs im April und Mai bleibt mir nun keine Zeit mehr für den Fußball. Zudem qualifiziert sich der deutsche Meister für die Champions League, die im August startet.
In den vergangenen Jahren warst du für Futsal Nürnberg in der Bayern- und Regionalliga am Ball, zuletzt als Spielertrainer. Wie schwer ist der Abschied von deiner Truppe gefallen?
Kojic: Der Abschied war definitiv nicht einfach. Ich habe viel Zeit mit der Truppe verbracht und wir haben gemeinsam viele Höhen und Tiefen durchlebt. Die Bindung zu den Spielern und die gemeinsamen Erlebnisse machen es schwer, aber ich bin auch stolz auf das, was wir zusammen erreicht haben.
Ermin Kojic (Bildmitte) wurde beim ersten Saisonspiel von seinem Ex-Team Futsal Nürnberg mit den besten Wünschen für die Bundesliga verabschiedet.
fussballn.de / Strauch
Am heutigen Abend steht die Noris im Fokus von Futsal-Deutschland, wenn das Länderspiel gegen die Türkei stattfindet. Bist du vor Ort und welchen Ausgang erwartest du?
Kojic: Ja, ich werde vor Ort sein und die Mannschaft unterstützen, vor allem meinen Mitspieler bei HOT 05 Kim Herterich. Ich erwarte ein spannendes Spiel, und ich hoffe, dass unser Team gut abschneidet und die Chance auf einen Sieg hat.
Nachdem du in der Bundesliga angelangt bist: Gibt’s für dich auch noch den persönlichen Traum vom Nationalteam und internationalen Einsätzen?
Kojic: Ja, der Traum vom Nationalteam ist für mich ein wichtiger Antrieb. Die Möglichkeit, das eigene Land auf internationaler Ebene zu vertreten, ist eine große Ehre und eine spannende Herausforderung. Es bietet nicht nur die Chance, sich mit den besten Spielern der Welt zu messen, sondern auch, die eigene Karriere auf ein neues Level zu heben. Für mich ist es ein Ziel, das mich motiviert, weiterhin hart zu trainieren und mich ständig zu verbessern.
Mit Futsal Nürnberg schaffte Ermin Kojic als Spielertrainer den Aufstieg in die Regionalliga, für ihn persönlich ging es in diesem Jahr noch eine Liga höher.
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HOT 05 war schon dreimal Vizemeister, seitdem es die Bundesliga gibt. Ist die Meisterschaft das erklärte Ziel eures Teams?
Kojic: Definitiv. Das ist auch von jedem einzelnen Spieler das persönliche Ziel. Die Qualität und die Disziplin dazu haben wir.
Was würde die Meisterschaft für dich persönlich bedeuten?
Kojic: Die deutsche Meisterschaft hat für mich persönlich eine enorme Bedeutung. Sie wäre nicht nur der Lohn für harte Arbeit, Engagement und Teamgeist, sondern auch ein Zeichen dafür, dass all die Mühen und das Training sich ausgezahlt haben. Es wäre ein Höhepunkt meiner Karriere. Zudem würde es mir die Möglichkeit geben, in der Futsal-Community Anerkennung zu finden und vielleicht sogar als Vorbild für jüngere Spieler zu dienen. Die Meisterschaft wäre ein unvergessliches Erlebnis, das ich mit meinen Teamkollegen und den HOT05-Fans teilen würde.