Artikel vom 13.11.2024 07:00 Uhr
Markus Bauer coacht seit dieser Saison die 2. Mannschaft des 1. SC Feucht und bricht bereits zur Winterpause seine Zelte wieder ab.
INTERVIEW Bei der 2. Mannschaft des 1. SC Feucht ergab sich im vergangenen Sommer nach dem Aufstieg in die Kreisklasse eine Änderung auf dem Trainerposten, den Markus Bauer von Daniel Wolf übernommen hatte. Im fussballn.de-Interview der Woche spricht der Coach über den Umbruch in Feucht, den bisherigen Saisonverlauf sowie seine persönliche Zukunft, die ab der Winterpause nicht mehr in Feucht liegen wird.
Hallo Markus, am Sonntag gab es im Derby beim TSV Fischbach eine 3:4-Niederlage trotz zweifacher Führung. Woran lag es, dass deine Jungs in deiner Abwesenheit und in Vertretung durch Co-Trainer Francesco Restino den Vorsprung im Karpfenteich verspielt hat?
Markus Bauer (38): Leider konnte ich wegen eines Infekts nicht persönlich anwesend sein. Gemäß den Erzählungen meiner Kollegen waren es wieder zwei unterschiedliche Halbzeiten. In Halbzeit eins waren wir wohl die bessere Mannschaft, nach der Pause konnte wir offensiv leider so gut wie keine Aktion mehr herausspielen. Zudem waren wir defensiv, wie in vielen Spielen vorher, einfach zu wackelig, deshalb war es am Ende eine verdiente Niederlage.
Ihr befindet euch aktuell in einer Abwärtsspirale mit vier Niederlagen am Stück. Wo hakt es derzeit, dass die Ergebnisse ausbleiben?
Bauer: Das kann man ganz klar an der Arbeit gegen den Ball erklären und außerdem unterlaufen uns viele unnötige, individuelle Aussetzer. Wenn man sich im Online-Videostudium die Spiele gegen Gostenhof oder Mögeldorf anschaut, sieht man, dass wir eigentlich jeweils die bessere Mannschaft waren. Nur wir bringen uns dann immer um den verdienten Lohn. Dass wir defensiv nicht stabil stehen, hat natürlich verschiedene Gründe: Seien es die vielen Umstellungen, die fehlende Erfahrung oder manchmal ist es natürlich auch eine Sache der Qualität. Wenn ich immer wieder die gleichen Fehler im eigenen Spiel habe, braucht man sich nicht wundern, dass die negativen Ergebnisse automatisch dazukommen.
Die 3:4-Niederlage im Derby beim TSV Fischbach verschärfte die Abwärtsspirale des 1. SC Feucht II, der im vierten Spiel in Folge dem Gegner beim Jubel zusehen musste und als Aufsteiger knapp über dem Strich rangiert.
Stephan Reimer
Blicken wir ein wenig weiter zurück: Du bist seit Sommer dieses Jahres Trainer beim 1. SC Feucht II. Wie kam es damals dazu?
Bauer: Dass ich in dieser Saison als Trainer arbeite, war eigentlich so nicht geplant. Ich wollte dem Verein helfen, sich im Jugendbereich mit einem neuen Konzept und einigen von den Verantwortlichen aufgestellten Leitplanken neu auszurichten. Dass dies nicht so einfach ist und einige Jahre in Anspruch nimmt, sollte jedem, der sich mit dem Thema befasst, klar sein. Deshalb bin ich mit den ersten drei Monaten schon zufrieden gewesen. Leider hat Daniel Wolf dann kurz vor Saisonende für sich entschieden, nicht weiter als Trainer der als "U23" deklarierten 2. Mannschaft weiterzumachen. Ich wurde daraufhin gefragt, ob ich mir vorstellen könnte, als Trainer einzuspringen.
Welche Situation hast du zu deinem Amtsantritt vorgefunden?
Bauer: Erstmal standen viele Gespräche mit den Spielern an. Zeitgleich spielte die Mannschaft ja noch um den Aufstieg in die Kreisklasse. Es stellte sich relativ schnell heraus, dass einige Spieler etwas anderes machen möchten oder sollten. Für uns hieß es, wir brauchen neue Leute, um in der Kreisklasse antreten zu können. Zu Saisonbeginn hatten wir dann einen Kader von 23 Spielern.
Mit welchen Zielen seid ihr in die aktuelle Saison gestartet?
Bauer: Ein konkretes Ziel nach dem Aufstieg gab es erstmal nicht. Für uns als Trainerteam war klar: Es geht darum, Spieler voranzubringen und ihnen zu helfen, den nächsten Schritt zu machen. Langfristig ist das Ziel des Vereins, natürlich den Abstand der Ligazugehörigkeit zwischen 1. Mannschaft und U23 zu verkleinern.
Der Abstand zwischen 1. und 2. Mannschaft soll in Feucht langfristig verringert werden.
fussballn.de / Karnbaum
Welches Fazit ziehst du für die Hinrunde deiner Mannschaft?
Bauer: Grundsätzlich kann man sagen, wir hätten gerne mehr Punkte geholt. Ich glaube auch, dass die Leistung in den Spielen - bis auf zwei, drei Ausrutscher - in Ordnung gewesen ist. Was uns - wie bereits erwähnt - Punkte gekostet hat, sind die vermeidbaren, individuellen Fehler. Wir haben mit 38 eingesetzten Spielern auch die meisten verschiedenen Akteure in der Liga auf dem Platz gehabt, was während der Saison eine hohe Fluktuation von Spielern aufzeigt. Zudem wird man auch in der Rückrunde auf Spieler der 1. Mannschaft angewiesen sein, was auch so vorgesehen ist. Wenn ich eine Note vergeben würde, wäre es wahrscheinlich eine Drei minus.
Du hast die 1. Mannschaft erwähnt: Wie beurteilst du deren Abschneiden bislang?
Bauer: Wenn man realistisch ist: vollkommen okay! Eine fast komplett neue Mannschaft braucht immer Zeit, um sich zu finden. Es gilt erst einmal den freien Fall zu stoppen. Dafür ist man, denke ich, auf einem guten Weg. Die beiden Trainer arbeiten sehr intensiv mit den Spielern an den Zielen.
Der Umbruch nach dem Bayernliga-Abstieg brachte im Verein auch eine Neustrukturierung der sportlichen Leitung mit sich. Greifen die Rädchen in diesem Zusammenhang mittlerweile ineinander und welche Auswirkungen hatte der kürzliche Rückzug von Klaus Alder?
Bauer: Es waren auf jeden Fall sehr intensive Monate. Anfang April stand man in Feucht quasi ohne Mannschaft und ohne Trainer da. Klaus Alder, Oliver Schüller und ich hatten zu Beginn versucht, das Beste aus der Situation zu machen. Danach kam mit Patrick Lehmeier und Chris Ulhaas das Trainerteam der 1. Mannschaft hinzu. Gemeinsam haben wir es bis Ende Juni durch viel Arbeit geschafft, eine Mannschaft zusammenzustellen. Man kann immer von außen betrachtet sagen, der eine Spieler hat nicht funktioniert oder der andere hat eingeschlagen und so weiter. Letztendlich muss ich allen Beteiligten ein großes Lob aussprechen, in dieser Kurzfristigkeit war es das Optimum zu diesem Zeitpunkt. Der Verein ist gerade dabei, ein Gremium aufzustellen, in dem die Aufgaben neu und klar verteilt werden.
Markus Bauer wollte ursprünglich die Jugendarbeit des 1. SC Feucht voranbringen und gibt nach dem Rücktritt von Daniel Wolf noch bis zur Winterpause die Richtung an der Seitenlinie der 2. Mannschaft vor.
fussballn.de / Strauch
Lass uns zu deiner Situation kommen: Du hast bereits angedeutet, dass du als Nachfolger von Daniel Wolf eingesprungen bist. Entspricht das Traineramt in Feucht vor diesem Hintergrund auf Dauer nicht deiner Zukunftsplanung?
Bauer: Wir haben mit Francesco Restino und Arthur Luft bewusst von Anfang an zwei fähige Leute ins Trainerteam geholt. Die beiden machen ihre Aufgabe super und brauchen mich auch nicht mehr. Bei mir ist es so, dass ich circa 80 Minuten für eine Trainingseinheit im Auto unterwegs bin. Darüber hinaus ist es schwierig, eine Mannschaft entwickeln zu können, welche keinen festen Kader hat. Der Verein und ich haben uns daher geeinigt, dass ich in der Winterpause dann rausgehe.
Wie geht es dann ab Winter mit dir persönlich weiter?
Bauer: Meine Familie freut sich jetzt erstmal auf mehr gemeinsame Zeit, das ist in den letzten Monaten etwas zu kurz gekommen und genießt zunächst erste Priorität. Dass ich wieder als Trainer arbeiten möchte, ist aber auch klar. Allerdings ohne Druck, irgendwas machen zu müssen. Nach zwei Stationen mit einem kürzeren Aufenthalt, möchte ich wieder etwas finden, was auch langfristig angelegt ist und wo man etwas entwickeln kann.
Welche Ziele hast du mit deiner Truppe in den verbleibenden beiden Spielen zuhause gegen den ASN Pfeil-Phönix und auswärts beim VfL Nürnberg?
Bauer: Unser Ziel sind ganz klar sechs Punkte! Das muss einfach auch der Anspruch der Jungs sein.