Was macht eigentlich: Ender Uslu? - fussballn.de
Artikel vom 05.03.2025 07:00 Uhr
Was macht eigentlich: Ender Uslu?
Rein optisch hat sich Ender Uslu kaum verändert, wohl aber seinen Blickwinkel auf den Fußball.
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Beschäftigt man sich mit dem ESV Flügelrad, so kommt man an einer langjährigen Gallionsfigur vom Finkenbrunn nicht vorbei: Ender Uslu. Der ehemalige Kapitän und Trainer kann bis zu seinem Rücktritt vor rund vier Jahren gleich zwei Amtszeiten bei den Rädern vorweisen und blickt heute aus einer anderen Perspektive auf das runde Leder. Grund genug, in unserer neuen Rubrik nachzuhaken: "Was macht eigentlich Ender Uslu?"
Von Fabian Strauch


Vier Aufstiege mit treuem Weggefährten

Die fußballerischen Anfänge von Ender Uslu, der nach eigenen Angaben "aus einer fußballverrückten Familie" stammt und über seinen Vater mit dem runden Leder in Kontakt kam, liegen im Juniorenbereich des 1. FC Nürnberg. "Dort bin ich über den Sohn von Bekannten in der F-Jugend gelandet und wurde aber später während der Vorbereitungszeit als C-Junioren-Spieler wieder aussortiert, weil ich körperlich zu schmächtig war", beschreibt Uslu seinen Erstkontakt mit dem Vereinsfußball, dem er in der Folge als Jugendlicher mit Stationen bei der DJK Sparta Noris und dem ESV Flügelrad, wo er erste Erfahrungen in der 1. Mannschaft sammelte und bis zu einer schweren Verletzung mit langjährigen Freunden kickte, verbunden blieb.

Um "wieder Fuß zu fassen", schlug er seine Zelte kurzzeitig bei der DJK BFC auf, ehe er kurz vor der Jahrtausendwende dem ambitionierten Lockruf von Vatanspor Nürnberg erlag: "Der damalige Vorstand investierte viel in die Mannschaft und wollte um den Aufstieg spielen, am Ende haben wir aber gerade so den Abstieg vermieden", schmunzelt Uslu rückblickend und schloss sich kurz vor der Jahrtausendwende dem Türkischen SV Fürth an, wo er damals "mit dem mittlerweile verstorbenen Vorstand Ali Yüksel eine prägende Person kennenlernen" durfte und den Aufstieg in die Kreisklasse packte. Auch die nächste Station bei Cagrispor Nürnberg war von Erfolg gekrönt, wie Uslu auch dort von einer besonderen Verbindung berichten kann: "Mit Ibrahim Karaca wurde ich damals von einem Familienmitglied aus der Verwandtschaft trainiert, gemeinsam mit meinem jüngeren Bruder Orhan und meinem langjährigen Kumpel Mehmet Aydin haben wir den Aufstieg in die Kreisliga gepackt und anschließend auch an der Bezirksliga geschnuppert." Nach einem erneuten Wechsel zum Türkischen SV Fürth kehrte Uslu zum ESV Flügelrad zurück, nachdem dort Coach unter Kadir Kiymaz im Jahr 2008 die Rückkehr in die Kreisliga realisiert wurde und anschließend auch Uslus jüngerer Bruder Orhan hinzustieß. Insgesamt kann Ender Uslu also auf vier Aufstiege als aktiver Spieler zurückblicken, bei denen eine bereits erwähnte Person nie von seiner Seite wich und auch in der Karriere nach der Karriere noch eine entscheidende Rolle spielen sollte: "Insbesondere Mehmet Aydin war als langjähriger Freund bei jeder Station mein Mitspieler und die vier Aufstiege gemeinsam mit ihm als treuem Wegbegleiter waren schon ganz besondere Erfolge".

Vor dem Schritt an die Seitenlinie durchlief Ender Uslu eine vielseitige Spieler-Karriere mit diversen Stationen und Aufstiegen.
fussballn.de / Gitzing

Ungewollt vom Kapitän zum Trainer - Kritiker im Verein verstummten schnell

Nachdem sich bei Uslu mit zunehmendem Alter die körperlichen Problemchen bemerkbar gemacht hatten, beschloss der mittlerweile 47-Jährige kürzerzutreten: "Ich bin - eigentlich eher untypisch für Fußballer - immer gerne ins Training gegangen und habe auch keine Vorbereitung oder Waldläufe gescheut. Ich habe dann aber beschlossen, nur noch in der Kreisliga-Abstiegssaison 2011/2012 auszuhelfen und lieber ohne Trainingsdruck sowie etwas niedrigerem Tempo nur noch bei den Alten Herren zu kicken."

So blieb Uslu weiterhin präsent im Verein und wurde im Sommer 2012 nach dem bitteren Gang zurück in die Kreisklasse Nachfolger seines Lehrmeisters, als er Kiymaz auf dem Flügelrad-Trainerstuhl beerbte. "Es war eine spontane und nicht geplante Entscheidung, ins Trainergeschäft einzusteigen, die ich alleine aber nie angenommen hätte. Mit Carlo Schütz hat mich mein früherer Jugendtrainer in seiner damaligen Position als Abteilungsleiter quasi überredet, der neue Trainer zu werden. Er war - gemeinsam mit Mehmet Aydin - auch eine wichtige Unterstützung gegenüber den Kritikern aus dem eigenen Verein, die auf meine Unerfahrenheit als Trainer-Neuling verwiesen haben. Ich bin da aber niemandem böse, objektiv gesehen hatten diejenigen ja recht", zeigt sich Uslu nicht nachtragend und fand gemeinsam mit Kumpel Aydin als Co-Trainer nach dem Abstieg Gefallen daran, komplett auf die eigene Jugend zu setzen und keine zusammengekaufte Truppe unter seinen Fittichen zu haben. Mit jener Herangehensweise etablierte Uslu "die Räder" in den Spielzeiten 2012/2013 bis 2015/2016 wieder in ruhigem Kreisklassen-Fahrwasser, ehe das Urgestein seine Truppe zu höheren Zielen berufen sah und in Absprache mit dem Verein sein Traineramt am Finkenbrunn (zunächst) niederlegte, um den Weg für neue Impulse freizumachen.

Im Sommer 2016 nahm Ender Uslu freiwillig seinen Hut, um einen neuen Impuls beim ESV Flügelrad zu setzen.
fussballn.de / Kögel

Zweite Amtszeit alternativlos - Stolz überwiegt trotz "Kreisliga-Makel"

Als im Spätsommer 2017 infolge der Trennung von Wolfgang Diehm der Trainerstuhl bei Flügelrad erneut vakant wurde und ein Nachfolger für Interimscoach Thomas Bayreuther gefunden werden musste, kam es zum überraschenden Comeback von Ender Uslu. "Ich war damals auf einer Geburtstagsfeier eingeladen, wovon der Impuls für meine Rückkehr ausging. Ich habe aber nicht direkt, sondern erst nach kurzer Bedenkzeit zugesagt", erinnert sich Uslu daran, dass einmal mehr Carlo Schütz und zudem Andreas Geist bestärkende Faktoren für die Zusage der zweiten Uslu-Amtszeit beim ESV gewesen ist: "Der gewisse Abstand zur Mannschaft war immer da, deswegen haben mich die Spieler auch respektiert und hat das Ganze so gut geklappt. Ich konnte quasi gar nicht Nein sagen!"

Was Uslu als Spieler geschafft hat, blieb ihm indes als Trainer verwehrt, nachdem der Aufstieg in die Kreisliga denkbar knapp über die Relegation im Sommer 2019 mit der Niederlage nach Elfmeterschießen gegen Tuspo Nürnberg verpasst wurde. "Wir haben noch nie Geld bezahlt und hatten in der damaligen Kreisklasse 5 Konkurrenten mit anderen Möglichkeiten. Im entscheidenden Spiel gegen Tuspo hatten wir in der 119. Minute die Chance zum entscheidenden Treffer, aber der Ball ist dann leider an der falschen Seite des Pfostens vorbei gekullert. Ich bin auch heute noch stolz auf die Mannschaft, wenngleich es damals natürlich schon kurzzeitig enttäuschend war", ist der Ex-Coach trotz des kleinen "Makels" mit seiner Bilanz im Reinen.

Denkbar knapp verpasste Ender Uslu im Rahmen seiner zweiten ESV-Amtszeit den Aufstieg in die Kreisliga und musste stattdessen Metin Kett und Tuspo Nürnberg zum Ticket für das Kreisoberhaus gratulieren.
fussballn.de / Kögel

Mehrere Anfragen abgelehnt - Hobby wird zum gefragten Fan-Austausch

Die Entwicklungen beim ESV Flügelrad verfolgt Uslu seitdem weiterhin "natürlich mit mindestens einem Auge." Aufgrund persönlicher Gründe, zu denen speziell auch die Pflege des vor anderthalb Jahren verstorbenen Vaters zählte, fand er aber seltener den Weg zum Sportplatz: "Ein bis zwei Anfragen anderer Vereine gab es, die habe ich aber ausgeschlagen, weil andere Dinge im Vordergrund standen."

Seine freie Zeit verbringt Uslu inzwischen auch anderweitig, nämlich indem eine als Hobby praktizierte Leidenschaft mittlerweile reges Interesse erfährt. "Ich habe als glühender Fan von Fenerbahce Istanbul über mein eigenes Social-Media-Profil immer mal wieder einzelne Spiele meines Lieblingsvereins auf türkischer Sprache schriftlich analysiert. Mittlerweile teile ich meine Bewertungen auch in entsprechenden Gruppen mit mir unbekannten Fußball-Fans. Ich würde mich in dieser Hinsicht als sehr objektiven Fan beschreiben und der Austausch mit anderen, teilweise auch emotionalen Anhängern mit gleicher oder unterschiedlichen Meinung gibt mir in gewisser Weise recht. Ich sehe das Ganze aber eher als Ausgleich zum Job", so Uslu, der durch seinen am Nürnberger Hafen ansässigen Arbeitgeber also nicht nur aufgrund des Fußballs rund um den Finkenbrunn verwurzelt bleibt.

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Steckbrief E. Uslu

Alter
47
Geburtsort
Nürnberg
Familie
verheiratet
Nation
Deutschland
Größe
181 cm
Gewicht
90 kg
Beruf
Vertrieb/Außendienst
Hobbies
Fußball, Schreiben, Lesen
Starker Fuß
Linksfuß
Lieb.-Position
offensives Mittelfeld
Erfolge
2x Aufstieg mit Türkischer SV Fürth (Kreisklasse),
1x Aufstieg mit Cagrispor Nürnberg (Kreisliga),
1x Aufstieg mit ESV Flügelrad (Kreisliga)

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