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Artikel veröffentlicht am 01.03.2024 um 07:45 Uhr
Bayer und Bayern im Titelrennen: Neue Spannung in der Bundesliga
ANZEIGE Es gibt einen neuen Rekordhalter in der deutschen Bundesliga: Als erstes Team überhaupt schaffte es Bayer Leverkusen in 33 Pflichtspielen nacheinander ungeschlagen zu bleiben. Das hatte nicht einmal der FC Bayern München bisher geschafft, dessen Rekord bei 32 Spielen lag. Und auch ansonsten darf man der Elf von Trainer Xabi Alonso einiges zutrauen.
Von MG
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Blickt man auf die Historie in der deutschen Fußball-Bundesliga zurück, so kommt man freilich nicht am FC Bayern München vorbei. Von der Saison 2012/13 an gab es am Ende keinen anderen Meister mehr. Borussia Dortmund hätte es beinahe in der Saison 2022/23 geschafft, verspielte den Titel aber auf dramatische Weise am letzten Spieltag. Es war also eigentlich klar, dass der nächste Gewinn der Meisterschaft durch die Bayern gebucht sein sollte. Viel investieren wie in Casinos mit geringer Einzahlung hätte man vor dem Start der Saison 2023/24 für einen neuen Meister nicht wollen. Aber es kann einen geben, der in der langen Historie der obersten deutschen Spielklasse noch nie ganz oben abschließen konnte.

Leverkusen ist zwar seit vielen Jahren eines der Spitzenteams in der Bundesliga, aber für Titel hat es nur selten gereicht. 1988 holte Bayer fast schon sensationell den Sieg im UEFA-Cup, nachdem man das Hinspiel im Finale noch deutlich verloren hatte. 1993 wurden die Rheinländer auch Sieger im DFB-Pokal und ein Jahr später gewann man noch das Hallen-Masters. Dann aber endete die Titelsammlung für Bayern, obwohl man einige Mal eng dran gewesen war.

Die Entstehung von Vizekusen

Besonders kurios war die Saison 1999/2000, als Leverkusen vor dem letzten Spieltag drei Punkte Vorsprung vor den Bayern hatte und zum großen Außenseiter nach Unterhaching fuhr. Doch anstelle eines großen Triumphs wurde es ein Fiasko. Ein Eigentor von Michael Ballack leitete die Niederlage beim Underdog ein. Stattdessen feierten wieder die Münchner den Gewinn der Meisterschaft. Schon in der Saison 1996/97 und 1998/99 lief Leverkusen als Vizemeister hinter den Bayern ein.

2001/02 konnte Bayer dann die Bayern hinter sich lassen, aber trotzdem reichte es wieder nicht zur Meisterschaft. Diese sicherte sich dafür Borussia Dortmund. Bayer Leverkusen stand aber auch noch im Finale des DFB-Pokal und sogar in der Champions League. Doch beide Endspiele gingen verloren. Drei Wettbewerbe, kein Titel. Das hat es bisher noch nie gegeben. Deshalb spricht man vom Jahr 2002 auch von der Geburtsstunde von „Vizekusen“. Für ein paar deutsche Nationalspieler, wie Michael Ballack, Bernd Schneider oder Carsten Ramelow, gab es in jenem Jahr sogar noch eine Finalpleite. Bei der WM in Japan unterlag Deutschland im Endspiel gegen Brasilien.

In Bezug auf Leverkusen gibt es sogar einen englischen Titel, der sich auch noch ganz gut reimt: Neverkusen! Also „Niemalskusen“ in Anspielung dafür, dass Bayer es irgendwie nicht schafft, einen Titel zu gewinnen, obwohl man einige Mal gut dabei war. Kurios: Die Muttergesellschaft des Vereins, die Bayer AG, hat sich diesen Begriff sogar schützen lassen und trat mit einem Augenzwinkern dem Spott entgegen, der sich über die „Werkself“ ausladen sollte. Aber natürlich war es auch nicht das Image, das man weiter pflegen wollte. Denn jeder Verein, vor allem diejenigen, die für gewöhnlich oben mitmischen, will Titel gewinnen. Denn darauf kommt es nun eben im Sport an.

Die Fans von Bayer 04 mussten sich immer wieder den Spott gefallen lassen, auch wenn ihre Mannschaft in den meisten Spieljahren doch mehr Partien gewann als sie verlor. Die vielen Finalteilnahmen sind sicher auch ein Qualitätsmerkmal. Und ins Finale der Champions League bzw. des Landesmeisterpokals haben es erst sechs deutsche Mannschaften überhaupt geschafft. Aber die immer wieder neuen Anläufe der Leverkusener auf einen Titel scheiterten doch immer wieder. Es war schon tragisch, fast wie bei Sisyphos.

Eigentlich ist Bayer Leverkusen seinem Spitznamen im letzten Jahrzehnt nicht mehr gerecht geworden. Zwar gab es keine Titel, aber es reichte in der Bundesliga auch nicht mehr zu Platz 2. Mehr wie Platz 3 oder 4 waren vor der Saison 2023/24 nicht mehr drin. Insofern waren eher RB Leipzig oder natürlich Borussia Dortmund die Vereine, die man als erste Konkurrenz für den FC Bayern München vor der Saison sah. Doch der Saisonverlauf lehrte die Experten etwas Neues.

Bayer Leverkusen, 1979 in die Bundesliga aufgestiegen und seitdem immer erstklassig, präsentierte sich als eine absolut intakte Mannschaft, die auch fußballerisch neue Maßstabe setzte, mit denen nicht einmal der große FC Bayern München mithalten konnte. Die Herbstmeisterschaft war die erste Etappe auf dem Weg zum großen Ziel, einem Titelgewinn. Während die Bayern schon im DFB-Pokal die Segel streichen mussten, ist Leverkusen der absolute Topfavorit auf den Sieg, den man vor über 30 Jahren schon einmal holen konnte.

In der Euro League setzte die Werkself ebenfalls neue Maßstäbe, marschierte durch die Gruppenphase und gilt auch dort als ein heißer Titelkandidat – viel mehr als es 1988 der Fall gewesen ist, als man im Ulrich-Haberland-Stadion einen historischen Triumph feiern konnte. Der ganz große Coup wäre aber dennoch, wenn Bayer nach all den Jahren doch seine erste Meisterschaft holen könnte.

Neuer Rekord und Titelanwärter

Weil man in 33 Pflichtspielen ohne Niederlage geblieben ist und in der Liga auch nur drei Mal Punkte teilen musste, ist im Prinzip der Großteil der Spitzengruppe schon abgehängt. Nur eine Mannschaft kann, zumindest halbwegs, noch folgen: Der Rekordmeister FC Bayern München. Aber auch an der Isar hat man längst erkannt, dass mit den Rheinländern in diesem Jahr ernsthaft zu rechnen sein muss. Mit einem 3:0-Sieg gegen die Bayern unterstrich Leverkusen diesen Anspruch eindrucksvoll. Auf acht Punkte konnte man den Bayern enteilen.

Während in München die Trennung von Trainer Thomas Tuchel nach der Saison schon beschlossen ist und vieles hinterfragt wird, eilt man im Westen von Sieg zu Sieg, wenngleich man auch mit Sorge das Werben um Erfolgstrainer Xabi Alonso beobachtet. Nicht zuletzt die Münchner Bayern, aber auch der große FC Liverpool, würde gerne die vakante Trainerposition im Sommer mit dem Basken neu besetzen. Doch einen gültigen Vertrag mit dem Ausnahmespieler frühere Jahre hat eben nur der Werksklub.

Es wird spannend sein, zu beobachten, ob aus Vizekusen ein Titelsammler Bayer Leverkusen wird und wohin dann der Weg von Alonso und seinem hochtalentierten Team führen wird. Freilich wird auch gerade die Zukunft von Deutschlands wohl größtem Talent Florian Wirtz diskutiert. Viele Vereine, wie man hört auch der FC Bayern München, hätte den Offensivspieler gerne in der kommenden Saison in ihren Reihen. Doch auch hier hat Leverkusen noch mindestens ein Wörtchen mitzureden. Die sportliche Zukunft unterm Bayer-Kreuz erscheint so vielversprechend wie noch nie. Vielleicht schreibt man auch gemeinsam eine ganz neue Erfolgsgeschichte und es entwickelt sich auch langfristig ein spannendes Duell um die Meisterschaft in der Bundesliga.

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