Verein geht in Insolvenz: Abpfiff für die DJK Bayern! - fussballn.de
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Artikel veröffentlicht am 07.02.2017 um 04:58 Uhr
Verein geht in Insolvenz: Abpfiff für die DJK Bayern!
Am Krugsportplatz gehen die Lichter aus! Mit der DJK Bayern meldet sich ein Nürnberger Traditionsverein mit sämtlichen Abteilungen und Mannschaften ab und beantragt die Insolvenz. In der 94-jährigen Vereinsgeschichte hat die DJK einige herausragende Kicker herausgebracht und einige Schlachten geschlagen. Nun ist das Ende der Fußballer vom Krugsportplatz besiegelt. 
Von Marco Galuska

War der Verein in der vergangenen Saison schon aufgrund finanzieller Probleme zwischenzeitlich durch den Verband vom Spielbetrieb ausgeschlossen, so gibt es nun keine Rettung mehr. Am heutigen Abend wird es ein letztes Abschiedstraining geben, ehe die Vereinsgeschichte enden wird.

"Eines vorab. Wir machen den Laden dicht", redet Gamal Keblawi, Fußball-Abteilungsleiter bei der DJK Bayern, im Vorfeld seiner verfassten Stellungnahme (siehe unten) nicht um den heißen Brei herum und ergänzt im Gespräch mit fussballn.de: "Wir haben keine finanziellen Mittel mehr zum Erhalt des Vereins. Wir werden mit sofortiger Wirkung mit allen Mannschaften und jeder Abteilung des Vereins aus allen Spielbetriebes ausscheiden. Bei den einzelnen Spielern, den Jugend- und Herrenmannschaften wird es so sein, dass sie sich einzelnen Vereinen anschließen werden und in deren Kader integriert werden sollen. Es gab auch schon Gespräche mit anderen Klubs. Noch ist aber nichts entschieden, das ist auch alles noch recht frisch."


Entschieden ist indes das Ende des Vereins, dies verdeutlichten in den letzten Tagen Gespräche mit den entsprechenden Stellen. Beim BLSV war man aktuell wieder aufgrund von Außenständen - wie schon in der Vorsaison - gesperrt. "Die Altlasten aus der Vergangenheit sind schlichtweg nicht mehr zu stemmen, zudem gibt es viele Fragen finanzieller Art, wenn man sich die Unterlagen und Vereinbarungen von damals anschaut, da muss man schon vermuten, dass sich der eine oder andere auf Kosten des Vereins bereichert hat", stellt Keblawi bitter fest.


Keblawi selbst kam im Erwachsenen-Alter zur DJK als Spieler, später wurde er Trainer (unterbrochen von zwei Jahren beim SC Germania) und fungierte nun als Fußball-Abteilungsleiter. Er ist gewissermaßen einer der letzten, die nun sprichwörtlich das Licht ausmachen müssen.


Tatsächlich wird der Strom am Funktionsgebäude, das dem Verein - aber eigentlich den Gläubigern - gehört, am Donnerstag abgestellt. Die Plätze sind ohnehin von der Stadt gepachtet. Auch der bei der DJK Bayern als Gast spielende Griechische SV Megas Alexandros wird sich wohl nach einer neuen Spielstätte umschauen müssen.


Das Funktionsgebäude geht in die Zwangsversteigerung, was daraus folgt, wie es mit dem Krugsportplatz weitergeht, steht noch in den Sternen.


Der nüchterne Blick auf die Tabelle wird mit dem Rückzug der 1. Mannschaft (17 Punkte aus 15 Spielen) keinen größeren Einfluss auf das Aufstiegsrennen der A-Klasse 7 haben, jedoch steht der direkte Absteiger durch die Abmeldung fest. In der B-Klasse 7 werden ebenfalls alle Spiele der 2. Mannschaft der DJK (9 Punkte aus 13 Spielen) aus der Wertung fallen und der jeweilige Gegner spielfrei sein.


DJK Bayern

"Fünf vor Zwölf" ist es bei der DJK Bayern schon lange nicht mehr - der Verein muss nun die Pforten schließen.
Foto: Stark / Montage: fussballn.de


Die Stellungnahme der DJK Bayern:

Sehr geehrte Vereinsmitglieder, Freunde, Gönner, Fans und Ehemalige,


leider muss ich Euch schweren Herzens mitteilen, dass wir, die DJK Bayern Nürnberg 1923 e.V., mit sofortiger Wirkung den Spielbetrieb mit allen Mannschaften und allen anderen Abteilungen einstellen werden. Der Verein hat nicht mehr die Möglichkeiten in der jetzigen Form zu bestehen und wird daher die Insolvenz beantragen.


Nach der Tragödie im letzten Jahr, als die Vereinsführung in höchster Not und in letzter Sekunde die drohende Insolvenz und die Schließung des Vereins noch abwenden konnte, sind wir nun an einem Punkt angekommen, an dem wir die jahrelange Misswirtschaft, angefangen in den 90ern mit dem Bau des Vereinsheimes, dem Mitgliederschwund der letzten Jahre, der teilweise fehlenden Zahlungsmoral an diverse Gläubiger, Vertragsabschlüsse der letzten Jahre (Kulmbacher Brauerei und/oder Muggenesia Faschingsverein als Beispiele zu nennen), die zu Spottpreisen "hergeschenkt" wurden, nicht mehr abwenden können.


Sei es der finanzielle Aufwand, den die aktuelle Vereinsführung nicht mehr stemmen kann, aber auch die mentale und emotionale Seite, an dem man merkt, es geht nicht mehr.


Wenn man bedenkt, wie viele leitende Personen allein in den letzten 10 Jahren das Ruder in der Hand und die Leitung an der DJK Bayern hatten, können wir nicht mehr von konstanter Arbeit reden. Viele Köche verderben den Brei heißt es im Volksmund und leider war es auch so, dass - wie oben schon erwähnt wurde - Verträge von ehemaligen Verantwortlichen abgeschlossen wurden, die den Verein DJK BAYERN mit in den Ruin getrieben haben. Natürlich sind wir von der aktuellen Führung nicht komplett schuldlos, aber man muss auch ganz ehrlich sagen, dass viele Vereinsmitglieder auch mit Schuld an dieser finanziellen Situation sind. Wenn man bedenkt, dass nur knapp 20 Prozent ihren Mitgliedsbeitrag beglichen hatten, ist es sehr schwer, eigentlich unmöglich, ohne fehlenden Einnahmen die hohen und vielen Ausgaben zu stemmen.


Man kann und muss uns auch viele Fragen stellen. Haben wir vielleicht das letztjährige Szenario zu leicht auf die Schulter genommen? Dachten wir, es wird mit dem "hohen" Aufwand, den wir betreiben, einfacher? Wenn man bedenkt, dass in den letzten fünf Jahren knapp 300 Mitglieder den Verein aus diversen Gründen verlassen haben, gute und wachsende Konkurrenten im Umkreis leben, die eventuell auch einen sportlich höheren Stellenwert als wir haben, viele alte Vereinsmitglieder, die die DJK Bayern über lange Jahre begleiteten und auch lenkten, nicht mehr unter uns weilen, diese aber uns auch immer den mahnenden Finger zeigten, dann kann man sagen, dass wir natürlich auch mit dem endgültigen Resultat unserer Arbeit versagt haben.


Wie es mit den Mannschaften bzw. den einzelnen Sportlern weitergeht, kann ich Euch leider nicht mitteilen. Wünschenswert wäre es, wenn die Mannschaften geschlossen zu einem neuen Verein gehen. In diesem Sinne bedanken wir uns für viele schönen Momente (Aufstieg). Wir haben gelacht, gestritten, geweint und gefeiert und zum Ende hin gelitten! Wir haben viele Freunde fürs Leben gefunden. Die DJK war immer auch ein Anlaufpunkt für uns. Wir möchten uns für die viele Momente bedanken. Den einen wird es freuen, den anderen wird es schmerzen. Aber es sollten sich wirklich alle ehemaligen Mitglieder, Funktionäre genauso alle aktiven Mitglieder hinterfragen, ob sie wirklich immer in Sinne des Vereins gehandelt haben. An die vielen Ehrenamtlichen, die sich über Jahrzehnte für den Verein und den Menschen im Herzen von St. Johannis aufgerieben haben, ein großes Dankeschön. Man sieht sich im Leben immer zweimal.


Am heutigen Dienstag um 19 Uhr trifft sich die 1. & 2. Mannschaft zu einem letzten Trainingsspiel. Das war es dann!


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